Die Kunstmeile zum Flanieren und Neues entdecken ist am Massenheimer Erlenbach neu mit künstlerischen Arbeiten bestückt worden. Für die Auenkunst haben sich 13 Künstler, davon drei neue, eingefunden. Sie präsentieren dort 21 Werke.
Bad Vilbel. Ein frischer Wind wehte zur Eröffnung des fünften Auenkunst-Zyklus’ am Erlenbach-Ufer. An dem „lauschigen Fleckchen Erde, wo sich Natur und Kultur vereinigen“, begrüßte Auenkunst-Mitinitiator Jörg Schatz etwa hundert Gäste. Was sich in Massenheim etabliert hat, ist für Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann Schiller-Worte wert. Bevor der Mensch etwas begreife, nehme er es mit seinen Sinnen wahr, erst komme die Wahrnehmung, dann die Vernunft.
Bildhauern zusehen
Nach einem Jahr Unterbrechung wegen der Erlenbach-Renaturierung erfülle sich nun wieder das Motto „Eine Ausstellung in Bewegung“, sagte Galerist Ralf Schülein. Nicht nur der Wechsel der Objekte ist gemeint, sondern auch die Gelegenheit, Bildhauern über die Schulter zu schauen, wie in den Herbstferien dem Bildhauer Stephan Müller, der am Erlenbach seine Grauwacke gestaltet. So könne sich der Besucher „fast unbeobachtet diesem Thema nähern und dem arbeitenden Bildhauer Fragen zu seiner Geschichte und zur Kunst allgemein oder zum Material stellen, ohne die berühmte Schwellenangst aushalten zu müssen.“ Schülein findet es spannend, wenn die Objekte durch das „faszinierende Lichtspiel der hohen Laubbäume“ die Eindrücke der Ausstellung je nach Tageszeit veränderten. Ein Spaziergang am Vormittag und einer am Nachmittag führe in zwei verschiedene Ausstellungen.
Kunst ohne Stress
Die Dauerausstellung ermögliche den stressfreien Kontakt zur Kunst, so Schülein: „Hier können Sie oftmals ganz alleine vor einem Werk verweilen, sich einfangen lassen und feststellen, dass die Zeit für einen Moment fast zum Stillstand gekommen ist.“ Mit für den Erfolg der Ausstellung verantwortlich sei auch „die hochprofessionelle Unterstützung durch das Kulturamt“ der Stadt, lobte er.
Beim Rundgang mit der Kunsthistorikerin Astrid Jacobs spürten die Besucher, was gemeint war. Ohne jede elitäre Geste machte sie die Objekte sicht- und spürbar, ließ den Geist ihrer Entstehung spüren. Dabei gab es so manche Verblüffung. „Des Kaisers neue Kleider“ von Friederun Friedrichs mussten die Flaneure erst einmal suchen. Hoch in den Bäumen über ihnen hingen zwölf Figuren, deren Körper aus Fundglas bestehen, kopflos und durchsichtig: So wie die klassische Figur aus dem Andersen-Märchen.
Hermes aus Eiche
Ebenso erscheint Friedrichs „Baum der Erkenntnis“, ebenfalls mit Glas-Bruchstücken, die Gedankenfetzen darstellten, so Jacobs. Auch „Mit den Augen eines Waldes“ von Christine Rowland beeindruckt durch Natürlichkeit und Symbolismus. Auf Metallstäben sind Kugeln aus Eichen-, Ahorn-, Buchen- und Pappelholz aufgebracht. Viele haben Einrisse. Sie sind, so Jacobs, Ausdruck für Verletzungen, Erinnerungen. Neu ist auch der „Hermes“, ein Standbild aus Eiche des Künstlers Peter Vaughn aus Rosbach-Rodheim. Oft sind die Aussagen der Kunstwerke stark auf das Wesentliche reduziert. Etwa bei dem seit Jahren präsenten Cortenstahl-Objekt „Kopf mit harmonischen und aggressiven Elementen“ von Hans-Otto Lohrengel. Die eine Hälfte des Kopfes ist rund, die andere zackig: sanft und aggressiv im Gegensatz. Vielfalt und Gestaltung machten die Auenkunst so reizvoll – auch für Klaus Pfeiffer. Der Bildhauer hat ihr Publikumslieblinge wie die „Schnee-Eule“ und den Alligator beschert.