Karben. Seit zehn Jahren läuft die Planung – am vergangenen Freitag war endlich Richtfest im neuen Feuerwehrstützpunkt an den Petterweiler Fuchslöchern. Derzeit tummeln sich die Handwerker an sechs Tagen in der Woche auf der Baustelle. Bis zum Frühjahr soll alles weitgehend fertig sein. Diesem Feuerwehr-Millionenprojekt folgen noch drei weitere.
»Eigentlich sollten wir im Dezember schon einziehen.« Das wird nichts. Um Ostern 2025 herum könnte der Neubau am Ostrand von Petterweil fertig sein, sagt Stadtbrandinspektor Hartmut Töpfer. Die Corona-Jahre und zuletzt im Frühjahr der nasse Boden in den »Fuchslöchern« verzögerten den zweistöckigen Neubau. Aber jetzt geht es voran. »Jeden Tag sind Handwerker vor Ort«, sagt Wehrführer Thomas Pfeiffer. An sechs Tagen in der Woche wird gearbeitet.
Die Gederner Baufirma Schrempf hat den Rohbau abgeschlossen. Zuletzt wurden mächtige Betonstreben auf die Mauern der Fahrzeughalle gesetzt. Zwei Arbeiter zogen am vorigen Freitag ein blaues Netz darüber. Es soll Unfälle verhindern, wenn in den nächsten Tagen die Stahltrapezprofile des Satteldachs montiert werden.
Vor dem Richtfest
Eine Woche vor dem Richtfest zeigten Stadtbrandinspektor Töpfer und der stellvertretende Wehrführer Florian Hammer, wie es vor Ort aussieht. Das Haus aus Stahlbeton und Kalksandstein ragt links neben dem Kreisverkehr am Ortseingang von Petterweil in die Höhe. Die dem Stadtteil zugewandte Seite prägt noch ein großer Hügel. 1600 Kubikmeter Erdaushub kamen zusammen, obwohl der Neubau kein Kellergeschoss hat. Sobald die Erde abgeräumt ist, legt das städtische Immobilienmanagement hier 22 Stellplätze für die Autos der zum Einsatz kommenden Feuerwehrleute an.
Die Einsatzabteilung zählt 39 Männer und zehn Frauen. Wenn es ernst wird, müssen sie sich bisher im alten Stützpunkt an der Schlossstraße zwischen den Fahrzeugen umziehen. Vor Kurzem haben die Einsatzkräfte neue Overalls, Westen, Handschuhe und Helme bekommen. Im Neubau liegen sie bald im großen Umkleideraum für die Männer und einem kleineren für die Frauen.
Gleich nebenan ist die Fahrzeughalle. Ab 2025 stehen darin fünf nagelneue Wagen. Mitte November soll ein Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug mit Schläuchen und Pumpen geliefert werden. Im nächsten Jahr kommen ein Mannschaftstransportwagen und ein weiteres Löschgruppenfahrzeug hinzu, außerdem ein Anhänger mit Stromgenerator und Lichtmast. Und seit vergangener Woche machen sich die Petterweiler mit dem frisch gelieferten Einsatzleitwagen (ELW) vertraut. In Petterweil stationiert, aber für ganz Karben zuständig ist dieser Mercedes-Bus mit zwei Computerarbeitsplätzen, Funkstation, Lichtmast und Kameras auf dem Dach. Kostenpunkt: 260 000 Euro. Neben dem ELW machen sich die Wehrführer vor dem Einsatz mit der Lage vertraut und besprechen ihre Rettungs- und Löschstrategie. Dabei hilft ein in die Seitenwand des ELW integrierter Bildschirm.
Wenn sie in Zukunft vom Einsatz zurück sind, können die Petterweiler Helfer neben der Halle ihre Stiefel in die Wanne geben und die Einsatzkleidung ablegen. Nach dem Duschen geht es die Treppe hinauf zum Sozialtrakt. Auch in dessen Gestaltung investierten die Brandschützer mehrere Tausend Stunden in Planungs- und Arbeitsgruppen, sagt Vize-Wehrführer Florian Hammer. Man will sich dort wohlfühlen, denn »für viele von uns ist das hier ein zweites Zuhause«.
Im Obergeschoss liegt der große Unterrichtsraum neben dem Domizil der Kinder- und Jugendfeuerwehr – sie haben 18 und 13 Mitglieder. Vom Ort abgewandt werden bald die Küche und das Casino eingebaut, von dem aus große Fenster und eine Tür auf die geräumige Terrasse weisen. Die Klimaanlage in diesem Stockwerk hat der Feuerwehr-Verein weitgehend selbst finanziert.
»Einen Stützpunkt wie diesen findet man nirgendwo sonst in Hessen«, frohlockt der Stadtbrandinspektor. Bis Mitte Oktober gab es auch in Stadtallendorf eine nagelneue Feuerwache. Doch dann brannte sie samt aller Fahrzeuge ab.
Für den Neubau in Petterweil sei keine Brandmeldeanlage vorgesehen, sagt Hammer. »Wir hätten schon gern eine.« Laut Hartmut Töpfer kostet so eine Anlage rund 30 000 Euro. Richtig teuer wäre sie, weil die Standleitung zur Rettungsleitstelle pro Jahr mehrere Tausend Euro kosten würde. Von Klaus Nissen