Bad Vilbel. Der Selbsthilfe-Koordinierungsverein Bürgeraktive (BA) habe „ein turbulentes halbes Jahr hinter sich“, sagte dessen kommissarischer Leiter, Hans Tuengerthal: „Wir regenerieren uns.“ Es habe einen arbeitsrechtlichen Konflikt mit der früheren Leiterin, Martina Deierling, gegeben, der nun am Arbeitsgericht anhängig sei.
Darüber solle aber nun im Verein nicht mehr gestritten werden. Vielmehr wolle sich dieser im Haus der Begegnung neu aufstellen und seine Gruppen beleben. Für die gebürtige Münchnerin Eva Raboldt ist ihr neuer Job in der BA auch eine Wiederkehr. Bereits in den Jahren 2007 und 2008 arbeitete die 41-Jährige nebenamtlich im BA-Büro. Vor zehn Jahren ist die Politikwissenschaftlerin und Soziologin nach Bad Vilbel gezogen. Sie hat zwei Kinder im Alter von fünf und acht Jahren.
„Das Thema Beratung hat sich durch mein ganzes Leben gezogen“, erzählt sie. Stationen seien die Erwachsenenbildung und die Entwicklungspolitik gewesen, die sie nach Afrika führte. Zuletzt arbeitete sie zwei Jahre lang im Kundenmanagement der Deutschen Bahn. Sie freue sich, dass sie sich nun an jenem Ort, in dem sie lebe und sich wohlfühle, auch engagieren könne, betont Raboldt.
In den nächsten Wochen will sich Raboldt in allen 35 Gruppen vorstellen, die autonom unter dem Dach der Bürgeraktive arbeiten. Etwa 200 Mitglieder habe der Verein derzeit. „Darunter sind leider einige, die wir reaktivieren müssen“, räumt Tuengerthal ein. Das soll auch eine der Hauptaufgaben der neuen Leiterin sein, die einen 30-Wochenstunden-Vertrag bekommen hat – neun weniger als ihre Vorgängerin. Die neue Büroleiterin soll Bürger beraten, die eine Selbsthilfegruppe suchen oder selbst gründen möchten, die Raumbelegung verwalten, aber auch moderierend eingreifen, „um“, so Tuengerthal, „das Gruppengefüge am Laufen zu halten“. Ganz wichtig sei auch die Streitschlichtungsfähigkeit, betont er, und ergänzt: „Das Kollektiv hat in letzter Zeit etwas gelitten. Wir brauchen nun Ruhe, Zuversicht und Vertrauen.“
Die Gruppen sollen „wieder das Gefühl haben, dass wir hinter ihnen stehen“, sagt Tuengerthal. Aber auch das Stricken von Netzwerken und der Kontakt zu anderen Vereinen sollen intensiviert werden.
Die Gruppen sollen wieder Magnetwirkung entwickeln. Raboldt hat sich vorgenommen, neue, jüngere Zielgruppen zu erreichen. Von oben herab könne eine solche Gründung aber nicht erfolgen. „Es ist wichtig, dass die Impulse von den Menschen kommen.“ Ein Stichwort könne die Nachmittagsbetreuung von Kindern sein, ein anderes, Jung und Alt im Haus der Begegnung zusammenzubringen.
Wichtig ist Raboldt auch, das klassische Spektrum weiterzupflegen: Gesundheitliche Prävention und bürgerschaftliches Engagement seien auch für all jene Menschen wichtig, die keine persönliche Bindung vor Ort hätten, sagt sie. Die Bürgeraktive sei seit 20 Jahren „ein Ort, an dem Erfahrungen geschätzt werden und an dem die Menschen voneinander lernen können“, heißt es in einer Vereinsmitteilung. Am 26. April wird bei einer Mitgliederversammlung der neue Vorstand gewählt.
Das Büro der Bürgeraktive im Haus der Begegnung, Marktplatz 2, ist montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, und zusätzlich von montags bis donnerstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eva Raboldt ist dort unter Telefonnummer (0 61 01) 13 84 oder per E-Mail an info@buergeraktive.de erreichbar.