Karben. Nicht mehr, sondern eher weniger landwirtschaftlicher Verkehr soll es nach dem Bau der Biogas-Anlage Marienhof in Karben geben. Dies rechnete der zukünftige Betreiber der Anlage zwischen Groß-Karben und Heldenbergen, Andreas Möller, den fast 60 Besuchern auf der Bürgerversammlung am Freitagabend vor.
Der Magistrat hatte zur Informationsveranstaltung eingeladen, um die Diskussion um das Acht-Millionen-Euro-Projekt an der Kreisstraße 246 „zu versachlichen“, erklärt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Nach einer Einführung durch die beiden Fachleute Andreas Möller und Ulrich Löttert-Götz, bei der im Wesentlichen das Verkehrskonzept für den zu erwartenden Lkw-Verkehr vorgestellt wurde, zeigte sich, dass noch großer Beratungsbedarf besteht.
Vor allem zum Verkehrskonzept wollen viele Besucher Einzelheiten wissen. Möller hat nämlich vorgerechnet, dass es trotz der Anlage bei rund 1000 Lkw-Fahrten pro Jahr für die Landwirtschaft bliebe. Denn ein Großteil dieses speziellen Verkehrs in den Ortsteilen werde entfallen, da die Ernte vom Feld direkt zur Anlage und nicht erst auf den Bauernhof gebracht werden müsse, schildert Möller in seinen Erläuterungen.
Sprecher der Bürgerinitiative „Nordumgehung Jetzt“ hatten die Forderung aufgestellt, dass wegen des verstärkten Lkw-Verkehrs erst die Nordumgehung fertiggestellt werden müsse, bevor an den Bau der Anlage gedacht werden dürfe. „In Groß-Karben wird der Landwirtschaftsverkehr sogar eher abnehmen, da er nach unserem Konzept ganz Karben größtenteils umfahren wird“, verspricht Möller.
Dafür seien zwei Routen angedacht. Zum einen die nördliche Zu- und Abfahrt über Wöllstadt, Niddatal und Heldenbergen zur Anlage und die südliche Route über Dortelweil, Niederdorfelden und Schöneck. „Der größte Teil unserer Zulieferer kommt aus einem Umkreis von 3,5 Kilometer Entfernung. Von denen muss kaum einer durch Karben fahren“, geht Möller auf die Fragen ein. Kontrolliert würden die Wege durch einen Mitarbeiter seiner Firma, der die betreffenden Lkw dann alle über ein GPS-Satellitensystem steuern würde.
Gefragt wurde auch, ob durch die Anlage der Maisanbau in der Region über Gebühr zunehme. Diese Besorgnis kann der Kaicher Landwirt Michael Hahn, der einer der 34 an der Anlage beteiligten Landwirte ist, jedoch ausräumen. Jeder vernünftige Landwirt halte eine bestimmte Fruchtfolge bei der Bewirtschaftung seiner Felder ein. Schon allein, um den Ackerboden nicht zu überfordern. Deshalb werde der Maisanbau nicht zunehmen.
Auf die Frage, ob es denn zu verantworten sei, dass Lebensmittel wie Mais und Getreide zu Energie umgewandelt würde, antwortete Hahn: „ Hier werden keine Lebensmittel verschwendet, sondern lediglich die Verarbeitungsmöglichkeiten erweitert“, klärt Hahn auf. Um der Stadt auch später noch Einfluss auf die Betriebsabläufe zu sichern, deutete Rahn eine mögliche Beteiligung der Stadtwerke an der Biogas-Anlage an. Nach zwei Stunden Diskussion schien die Zustimmung unter den Besuchern deutlich gestiegen zu sein. (jwn)