Die Zahl schreckt auf: Um 8,2 Prozent ist die Kriminalität in Karben im vergangenen Jahr angestiegen, ganz gegen den Wetterau-Trend. Polizei und Stadt wollen darauf reagieren.
Karben. Den Bereich des Bahnhofs will die Polizei künftig stärker in den Blick nehmen – und zwar mit einer Videoüberwachung. Sie soll eine der Reaktionen darauf sein, dass die Kriminalität in Karben 2011 deutlich anzog.
„Karben ist aber immer noch kein Kriminalitätsschwerpunkt“, hält Bürgermeister Guido Rahn (CDU) dagegen. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2004 mit 1146 Straftaten ist die Sicherheitslage in der Stadt stetig besser geworden. Allerdings rutschte Karben im Vergleich dennoch ab: Unter den neun Wetterauer Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern sprang sie bei den Kriminalitätshäufigkeit von Rang acht auf fünf nach vorne.
Angesichts der seit Jahren zurückgehenden Fallzahlen sieht der für Karben zuständige Leiter der Polizeistation Bad Vilbel, Torsten Werner, jedoch nur einen „Anstieg auf mittlerem Niveau“. Wichtig sei, dass die Beamten 60 Prozent der Straftäter ermittelt hätten. „Das ist ein außerordentlich guter Wert.“
Verhagelt worden sei die Statistik besonders durch die Taten einer Gruppe rund um zwei bis drei junge Rädelsführer. Ihnen lastet die Polizei beispielsweise eine große Zahl von Autoaufbrüchen an. „Das haben wir aber inzwischen im Griff“, erklärt Werner. Nachdem die Taten im ersten Halbjahr 2010 zugenommen hätten, habe die Polizei mit stärkerer Präsenz gegen gehalten – und die Zahlen im zweiten Halbjahr wieder gesenkt.
So ist der Schutzmann vor Ort, Frank Hartweg, in der Sicherheitswache am Bahnhof untergebracht, viel unterwegs. Zudem setzt Werner auf Kooperationen mit Stadt, Kurt-Schumacher-Schule und Justiz. „Es ist wichtig, dass solche Leute schnell eine Rote Karte gezeigt bekommen, um ihnen die Lust am Weitermachen zu nehmen.“ Die Stadt leiste bereits eine Präventionsarbeit, die in der Region beispielhaft sei, lobt der Fachmann.
Den Heranwachsenden eine sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten, sei wichtig. Da wolle die Stadt noch nachlegen, kündigt Bürgermeister Rahn an. Bei der Dorferneuerung und bei den Erlebnispunkten an der Nidda würden Treffpunkte für junge Leute geschaffen. Auch werde die aufsuchende Jugendarbeit fortgesetzt.
Für die 10- bis 14-Jährigen setze das Jugendzentrum gerade ein neues Angebot auf. Und dass die Schulsozialarbeit bei allen Ausgabenkürzungen verschont bleibe, „ist bislang politischer Konsens“, sagt Rahn. Der Bürgermeister sieht auch die Grenzen solcher Prävention: „Wir können es nicht ausgleichen, wenn in den Familien etwas schief läuft.“
„Möglichst noch in diesem Jahr“ soll eine Videoüberwachung am Bahnhof in Betrieb gehen. Verzögerungen gebe es, weil es wohl neue Telefon-Leitungen brauche und weil das Projekt neu ausgeschrieben werden müsse, nachdem es abgespeckt wurde. Die Karbener soll es statt vorher 80 000 nur noch 50 000 Euro kosten.
Polizeichef Werner ist vom Nutzen der Videoüberwachung überzeugt. Vergangene Woche hatte der Wetterauer Polizeidirektor Jürgen Kapp zwar erklärt, dass die Region im Vergleich zu Frankfurt keine Brennpunkte biete, die den Kameraeinsatz erforderlich machten. „Aber der Bahnhof Groß-Karben ist schon ein Brennpunkt“, sagt Werner. (den)