Bad Vilbel/Karben. Zwei Monate lang mussten Tanzschulen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen bleiben. Die Inhaber haben die Zeit genutzt und sich für »ihre« Tänzer Hygieneregeln, kreative Lösungen und neue Schritte einfallen lassen.
Während aus den Boxen die ersten Takte ertönen, finden sich auf der Tanzfläche die Tanzpaare ein – rücksichtsvoll darauf bedacht, sich nicht zu nahe zu kommen. Jeder bleibt in »seinem« Bereich des Raumes, hier und dort wird Mundschutz getragen. Was jedoch allen ins Gesicht geschrieben steht, auch wenn es unter den Stoffmasken nur zu erahnen ist: ein Lächeln. Denn es sind die ersten Tanzschritte nach der coronabedingten Schließung.
»Die Paare sind sehr dankbar, dass sie – wenn auch teils mit Einschränkungen – wieder tanzen dürfen«, beobachtet Christoph Breidert, Inhaber der gleichnamigen Tanzschule in Karben. Manche Paare seien seit mehr als 20 Jahren begeisterte Tänzer – umso mehr habe das Hobby in den Wochen der Schließung gefehlt, weiß er. Der Start der »Testphase«, zu der Breidert den Juni explizit erklärt, sei daher ausgesprochen gut gewesen: Die Menschen gingen umsichtig miteinander um und beachteten die Abstandsregeln zu jeder Zeit.
Kreative Lösungen
Seit Mitte Mai dürfen Tanzschulen gemäß den Bestimmungen des Landes Hessen wieder öffnen. Die Öffnung findet aber nur »eingeschränkt« statt, erklärt das Bad Vilbeler Tanz-Centrum Bäppler-Wolf auf seiner Internetseite. Wie in Karben gilt auch hier: »Die Tanzkreise und Erwachsenenkurse können wieder starten. Kindertanz darf leider noch nicht wieder stattfinden.« Möglicherweise könnte die Regelung sukzessive mit Öffnung der Schulen angepasst werden, stellen die Tanzschulen-Inhaber in Aussicht. In Bad Vilbel hat man sich bis dahin eine kreative Lösung für die daheim Tanzenden ausgedacht: Mit einem Passwort können die jüngsten Tänzer des Tanz-Centrums auf der Internetseite eigens produzierte Kindertanz-Videos einsehen.
Eine »erhebliche Verbesserung der Lage« sieht Jörg Hillenbrand, Präsident des Hessischen Tanzsportverbands, mit den jüngsten Corona-Lockerungen des Landes Hessen kommen. So sei beispielsweise das Tanzen mit einem Tanzpartner, »unabhängig davon, ob man sich in einer Lebensgemeinschaft befindet«, wieder erlaubt, freut er sich.
Für die Tanzschulen-Inhaber ist die Wiedereröffnung jedoch nicht nur mit Freude, sondern auch mit Arbeit verbunden. Sie müssen zwar kein eigenes Hygienekonzept vorlegen, erklärt Breidert. Doch: In den Tanzschulen gelten die gleichen Auflagen wie in anderen Bereichen. Sprich: Gastronomie und Aufenthaltsbereiche sind geschlossen, ebenso die Umkleideräume. Die Paare kommen umgezogen pünktlich zum Start des Tanzkurses und werden in Karben einzeln an der ansonsten verschlossenen Tür abgeholt, um Kontakte in den Bereichen der Ein- und Ausgänge zu vermeiden. »Die Tänzer kommen direkt zur und gehen unmittelbar nach der Stunde, sodass sich im Foyer quasi niemand begegnet«, erklärt Breidert. Das soziale Beisammensein falle damit leider erst einmal weg. Darüber hinaus wurden die Kurszeiten angepasst: Zwischen jeder Stunde liegen 15 Minuten Pause, um ausgiebig zu lüften. Für seine zusätzliche Filiale im Karbener Bürgerzentrum ist Breidert in diesen Tagen besonders dankbar: Sie ermöglicht, trotz der bestehenden Abstandsregeln und Gruppengrößenbeschränkungen eine Vielzahl an Kursen stattfinden zu lassen.
In der Tanzstunde selbst leben die Tanzpaare dann eine Art neue (Tanz-)Normalität. Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Tanzschulen herrscht, sobald die Musik an ist, keine Maskenpflicht. »Es ist Paaren aber natürlich freigestellt, eine Maske zu tragen«, betont Breidert. Allerdings. Partnerwechsel sind in jedem Fall tabu.