Auf einem Bücherflohmarkt in Österreich greife ich – wer hätte es gedacht – zu einem Buch von Fabian Vogt, einem Pfarrerkollegen in Hessen. Es ist ein spannender Roman mit dem Titel „Zurück“. Ein junger Mann fällt in der Nacht der Jahrtausendwende Tag für Tag immer ein Jahr weiter in die Geschichte zurück.
Zunächst ist es noch seine eigene junge Lebensgeschichte, die er noch einmal, jetzt als erstaunter Beobachter seines alten Egos miterlebt. Es wird ihm unheimlich zumute, weil er in den Begegnungen und Situationen weiß, welche Folgen diese einmal für ihn haben werden. Dort und da möchte er am liebsten in die, in seine Geschichte zum vermeintlich besseren Fortgang eingreifen. Doch bevor er sich versieht, fällt er weiter und weiter Tag um Tag in die Geschichte der Jahrzehnte und Jahrhunderte zurück. Das, worüber er früher nur in Geschichtsbüchern gelesen hatte, erfährt er nun hautnah mit. Und er fragt sich oftmals quälend: Was macht das Ganze dieser unfreiwilligen Reise für einen Sinn? Was ist mit meinem verrückten Leben überhaupt los?
Auf seiner irren Reise findet er immer wieder Gesprächspartner, denen er sich ehrlich anvertrauen kann. Sie hören ihm nach anfänglichem Staunen zu und nehmen ihn in seinem Fragen ernst. So gibt ihm der Mönch Odo von Cluny im Mittelalter des 10. Jahrhunderts den Rat: Wenn du schon kannst, was normal Sterblichen unmöglich ist, dann wirst du eines genauen Tages im 1. Jahrhundert landen. Sieh zu, dass du dann im Heiligen Land weilst und Jesus begegnest. Stelle ihm doch dann die alles entscheidende Frage nach dem Sinn deiner verrückten Lebensreise. Eine faszinierende Perspektive eröffnet sich.
Ja, für viele von uns wäre es eine Sternstunde ihres Lebens, wenn sie in dem Verwirrspiel ihres Lebens endlich einmal die bedrängenden Fragen nach dem Wohin und Wozu persönlich dem stellen könnten, der von sich gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,6a). Welche Antworten wir wohl bekommen würden? Die Evangelien sind voll von unterschiedlichsten Begegnungen Jesu mit Menschen seiner Zeit. Ich bin überzeugt davon, dass wir uns mit unseren Anliegen und mit unseren Fragen dort und da wieder finden können. Ja, wenn ich tatsächlich die Möglichkeit hätte, was würde ich Jesus unbedingt fragen wollen?
Ich wünsche Ihnen sommerliches Lesevergnügen. Warum da nicht auch einmal nach der alten Bibel greifen?
Matthias Gärtner,
Pfarrer, Ev. Kirche Dortelweil