Aufgeräumt sieht es im Kilianstädter Wald derzeit nicht aus, denn Baumfällarbeiten waren angesagt. Doch in diesem Jahr sei es besonders schlimm, meinen einige Bürger. Sogar von Kahlschlag ist die Rede. Revierförster Heiner Koch hält dagegen, es werde in diesem Jahr sogar weniger Holz geerntet als sonst.
Schöneck. Thomas Mörschel ist viel im Kilianstädter Wald unterwegs. Und er stellt fest, „dass Winter für Winter unzählige in Generationen gewachsene Buchen und Eichen für die Brennholznutzung gefällt werden. Es ist traurig, als Wanderer mit anzusehen, wie diesen veritablen schattenspendenden Bäumen der Garaus gemacht wird. Dabei werden mit dem Harvester die schönsten Waldwege durch tiefe Spuren ruiniert und unpassierbar gemacht. Aufgeschichtete und von Brennholzkunden vorbestellte Holzstapel werden häufig gar nicht abgeholt und verrotten am Wegesrand.“
Viele Waldbesucher seien sehr unglücklich über diese „Umweltzerstörung“. Offizielle Stellen würden behaupten, dieser Holzeinschlag sei notwendig, damit kleinere Bäume Licht zum Wachsen bekommen, was allerdings nicht stimme, so Mörschel, da oft in der Nähe gar keine Bäume mehr stünden. Andererseits existierten Flächen mit zahllosen „Zahnstochern“, die sich gegenseitig das Licht nähmen. Mörschels Fazit: „Es liegt auf der Hand: Hier wird Kahlschlag zur Füllung der maroden Gemeindekasse betrieben.“
Dem widerspricht Bürgermeisterin Cornelia Rück (SPD) vehement: „Der Kilianstädter Wald ist ein Wirtschaftswald und seit Jahren bereits zertifiziert. Es werden also strenge Auflagen gemacht, was die Bewirtschaftung angeht. An Erlösen kann die Gemeinde zwischen 25 000 bis 35 000 Euro pro Jahr verbuchen, von Kahlschlag zugunsten der Gemeindekasse kann überhaupt keine Rede sein.“
Revierförster Heiner Koch, seit Jahren für den Kilianstädter Wald zuständig, widerspricht Mörschel ebenfalls. „Wegen des ausbleibenden Frosts wird der Einschlag in diesem Jahr sogar geringer sein als die vorgesehene Menge von 1800 Festmetern. Wir holen aus dem Wald nur den jährlichen Zuwachs heraus. Außerdem müssen Buchen und Eichen in einem bestimmten Alter geschlagen werden, weil dann Stammfäule einsetzen kann und das Holz nur noch von der Papier- oder Zellstoff-Industrie aufgekauft wird“, so Koch.
Außerdem sei die Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet, bei starkem Wind bestehe die Gefahr, dass die Bäume umfallen und Menschen verletzen. Die „Zahnstocher“, die Mörschel kritisiere, seien der Wald der nächsten Generationen.