Bad Vilbel. Journalist zu sein, sei für ihn auch nach 30 Jahren noch „der schönste Beruf der Welt“, gestand D’Inka. Es gehöre mehr dazu als die vielzitierte „flotte Schreibe“. Wie jeder andere Beruf setze auch der Journalismus Begabungen wie etwa das Gespür für interessante Themen, eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und professionelle Neugier voraus. Hinzu kämen persönliche Eigenschaften wie die Freude am Umgang mit Menschen. Vieles sei erlernbar: Etwa die sichere Beherrschung der Stilformen, Frage- und Recherchemethoden und die Fähigkeit, unter Zeitdruck zu unregelmäßigen Zeiten zu arbeiten. Journalismus liege „zwischen Traumberuf und geistiger Schwerstarbeit“.
Zu den handwerklichen Regeln zählt D’Inka die strikte Trennung von Nachricht und Kommentar. Die ehrliche Vermittlung von Fakten soll dem Leser helfen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Die Nachrichtenauswahl erfolgt nach Wichtigkeit unabhängig davon, ob damit jemandem genutzt oder geschadet wird. Der Journalist bewahrt Distanz und lässt sich nicht einspannen – auch nicht für eine gute Sache. Diese Kriterien erfordern laut dem Referenten ein überdurchschnittliches Allgemeinwissen, Urteilskraft, aber auch Selbstzweifel, Bescheidenheit sowie menschliche und moralische Unzweideutigkeit. Ein Studium als Voraussetzung für journalistische Tätigkeit sei deshalb in den vergangenen Jahrzehnten immer wichtiger geworden. Dennoch stehe der Journalismus jedem offen ohne vorgeschriebene Ausbildungswege. Hinter dieser „verblüffenden“ Tatsache stehe der Gedanke, dass „ein freies Medienwesen einen freien Berufszugang erfordert“. 45 000 Menschen arbeiten in Deutschland als fest angestellte Journalisten. Neben ihnen gebe es 2500 Volontäre und 22 000, die freiberuflich im Journalismus als Hauptberuf tätig sind – zusammen deutlich unter ein Prozent der Berufstätigen insgesamt.
Zum klassischen, professionellen Journalismus stellen Blogs und Foren im Internet nach D’Inkas Überzeugung keine Konkurrenz dar. Als neue Form der Meinungsfreiheit seien sie anregend und bereichernd, allerdings fehle ihnen der Filter einer gründlichen Recherche. Als Beispiel nannte D’Inka schwere Anschuldigungen „gegen einen Minister“ – den Namen Jürgen Banzer nannte D’Inka nicht – wenige Tage vor der jüngsten Landtagswahl. Unabhängig voneinander hätten alle Redaktionen eine Veröffentlichung für nicht verantwortbar gehalten, da die Absicht hinter der „Meldung“ durchschaubar und der Wahrheitsgehalt zweifelhaft war.
Nicht erst durch das Internet, sondern schon durch Radio und Fernsehen verändere die Zeitung ihren Anspruch. Sie sei nicht mehr die Erste, die Nachrichten überbringt, sondern sie erkläre Nachrichten, indem sie Hintergründe und Zusammenhänge beleuchtet. Wichtig findet er Schulprojekte, bei denen junge Menschen diese Vorzüge des Zeitungslesens kennenlernen. Die Mediengeschichte sei bisher immer additiv verlaufen. Deshalb würden gedruckte Medien auch weiterhin neben den Elektronischen fortbestehen. „In einer Zeit, da Mobilität immer wichtiger wird, sind Zeitung und Taschenbuch das mobilste, was geht.“
Für den Wunsch nach „mehr Bad Vilbel“ im FAZ-Regionalteil äußerte D’Inka zwar Verständnis, erklärte jedoch den Unterschied zu einem Lokalteil. Auch der augenzwinkernd unter großem Beifall von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) vorgetragenen Bitte, bundesweit im Feuilleton über die Burgfestspiele zu berichten, musste D’Inka eine Absage erteilen: „Es gibt so viele gute Einrichtungen in Deutschland. Wenn wir eine herausstellen, haben wir keine Begründung, über all die anderen nicht zu schreiben.“