Liebe Leserinnen und Leser, es war vor ein paar Tagen schon ein kühler Abend. Die Kinder, die kleine Bastelkastanien gesammelt haben, sind längst weiter; eine ältere Frau bleibt bei mir stehen: „Zeit der Reife…“, murmelt sie zu mir. Ich deute auf die Kastanienreste. „Nein, nein, viel mehr“; meint sie. „Die Kinder sind jetzt aus dem Haus; sie gehen ihren eigenen Weg.“ Sie atmet tief durch. „Ich hätte nie gedacht, dass Loslassen so schwer ist. Jetzt wird mir mein Altern bewusst.“ Etwas unbeholfen antworte ich “ Trauern Sie dem Vergangenen nach?“ „Ach, ich bin in meinem Herbst angekommen, sehen Sie mich an: Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Graue Strähnen im Haar und Falten im Gesicht“ Ich schweige einen Moment mit ihr. „Ich sehe ein paar fröhliche Lebenszeichen in ihrem Gesicht.“ Sie lächelt. „Mein Frühling war schön, und gut war mein Sommer. Jetzt will halt der Herbst gelebt sein.“ Ihre Augen blicken ins Irgendwo, Vergangenes oder Zukunftsbilder. „Und manchmal wird mir kalt, ich möchte alles festhalten, dann werde ich stumm im Dunkeln.“
Nach ein paar Sätzen verabschieden wir uns; ich gehe durch die nun stillen Straßen ins Feld. Auch da wirds Herbst; Nebel hüllen mich ein, nur an einigen Stellen, aber spürbar „Im Nebel bist du allein“ denke ich. Wer wird wohl in den nahen Häusern in dieser Nacht wach liegen, die Kälte innerlich spüren, Zwiegespräche halten mit denen, die schon fort sind?
Dumme Volksweisheiten: „Im Herbst fallen die Blätter und die Menschen.“ Mich fröstelt. Ich möchte mein Leben festhalten. Manchmal verbirgt sich die Hoffnung. Dann wirst du stumm. – Mein Fuß stößt an einen modernden Holzstamm. Aus dem faulenden Stumpf holt sich Efeu seine Kraft, umrankt ihn. Moose überwachsen das Holz. Alles hat seine Zeit. Und aus dem Gelebten wächst ein Neues heraus. „Und ob ich schon