Bislang sind 40 Menschen an dem großen Bibelschreiben in Schöneck beteiligt. Sie setzten sich zu Hause und während eines Schreibabends im Gemeindehaus in Oberdorfelden mit der Heiligen Schrift auseinander. Ihre Motive sind vielfältig.
Schöneck. 180 Kapitel des Neuen Testaments, verteilt auf 500 Seiten, werden von vielen Menschen für die von ihnen gestaltete Oberdorfelder Bibel abgeschrieben. Koordiniert wird die Aktion von Jürgen Dietermann, dem Vorsitzenden des Kirchenvorstandes. „Das Projekt, das Neue Testament der Bibel abzuschreiben und dazu einige ausgewählte Texte des Alten Testamentes zu verwenden, ist seit längerer Zeit in Planung“, erklärte Dietermann. Konkret wurde die Idee, da aktuell in der Kirche in Oberdorfelden keine Altarbibel vorhanden ist und bis zum Herbst noch immer ein inhaltliches Thema für das Gemeindefest fehlte.
Texte illustrieren
Nachdem der Kirchenvorstand grünes Licht signalisiert hatte, konnte die Planung beginnen. Den Anfang der Schreibarbeiten übernahm der Frauenkreis in Kilianstädten. Zu weiteren Beteiligten zählen die Grundschule in Kilianstädten, der Kirchenvorstand, Konfirmanden aus Schöneck sowie ehrenamtliche Mitarbeiter der Gemeinde. Auch Kinder, die den Kindergottesdienst besuchen, und der Seniorenkreis Oberdorfelden werden sich in Kürze am Projekt beteiligen. Bis Anfang Mai sollen alle Texte abgeschrieben sein. Dabei findet die Hauptarbeit des Schreibens zu Hause zwischen Bügelbrett und Arztbesuchen statt.
Wer möchte, darf seine Texte auch illustrieren. Die Texte werden gesammelt, in die Reihenfolge analog der Bibel gebracht und gebunden. Die Namen der Schreiber werden in einem Verzeichnis erwähnt.
„Die Kosten für das Buch werden sich etwa auf 150 Euro belaufen“, erklärte Sonja Braun, die die Druckerei Color Connection in Frankfurt besitzt. Geschrieben wird auf 115 Gramm schwerem Naturpapier. 1000 Seiten hat Braun kostenlos zur Verfügung gestellt, ebenso wie passenden Linienblätter, die homogene Seitenränder garantieren. Das Buch wird mit Klebebindung und Leinenrücken ausgestattet. Laut Braun soll es eine Hardcoverbindung werden, mit einem geprägten Titel in Silber, Gold oder einer dem Material des Einbands entsprechenden Farbe.
Die originelle Bibel, 230 Millimeter breit und 330 Millimeter hoch und damit etwas größer im Format als ein DIN A4 Blatt, soll bis zum Gemeindefest in Oberdorfelden am Pfingstmontag, 28. Mai fertiggestellt sein. Besonders gelungene Textseiten sollen in einer gesonderten Ausstellung gewürdigt werden. Fotos, die Kinder während des Kindergottesdienstes gemacht haben, möchte Dietermann gerne in die Ausstellung integrieren. Die Bibel selbst lebt durch den Charme der vielen unterschiedlichen Schriften.
Frieda Reidelbachs Schrift lässt sich gut lesen. Die 75-Jährige aus Oberdorfelden schreibt die ersten beiden Kapitel des Korintherbriefes ab. Sie findet es positiv, wenn Projekte dieser Art für die Gemeinschaft zustande kommen. „Ich mache dies zum Ausgleich zur täglichen Hausarbeit. Deren Ergebnisse verschwinden, aber die Schrift bleibt“, stellte Reidelbach fest. Die siebenjährige Roxana aus Kilianstädten schreibt gerne. Sie hat die Geschichte „Vom verlorenen Groschen“ aus dem Lukas-Evangelium abgeschrieben. Ihre drei Jahre ältere Schwester Sonja hat „Das Gleichnis vom verlorenen Schaf“ aus dem Lukas-Evangelium ausgewählt. Auch Mutter Kerstin ist fleißig. Während die meisten der Schreiber in Schöneck ansässig sind, ist Sylvia Reich aus Bad Vilbel angereist. Sie hat sich für die ersten beiden Artikel des „Brief des Paulus an die Römer“ entschieden. Wie Dietermann betonte, soll die Bibel später nicht als Lesebibel dienen, sondern ein Schmuckstück für die Kirche in Oberdorfelden sein.