Karben. Stefan Zahradnik hatte mit seinem Referat vor etwa 40 Besuchern bei der Mitgliederversammlung der CDU ein Heimspiel. Denn ehe er 2004 als Professor für Öffentliche Betriebswirtschaft an die Fachhochschule Nordhausen ging, hatte er die ersten 15 Jahre seines Lebens in Bad Vilbel, dann 20 Jahre in Karben verbracht und in der Kommunalpolitik mitgemischt.
Was Stefan Zahradnik über die Herausforderungen zu sagen hatte, die der gesellschaftliche Wandel an Politik und Verwaltung stellt, basierte daher nicht nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auch auf praktischen Erfahrungen, die der Professor zu einem guten Teil in Karben gesammelt hat.
Gesellschaftlicher Wandel sei mehr als die demografische Entwicklung, machte Zahradnik im neuen Wintergarten der Hofschenke auf dem Petterweiler Hofgut Gauterin deutlich. Die Globalisierung habe die europäischen Märkte internationalisiert. Kommunen, die im Standortwettbewerb bei internationalen Unternehmen punkten wollen, müssten dafür sorgen, dass über einen einzigen Ansprechpartner alle relevanten Fragen geklärt werden können.
70 Prozent der Berufstätigen arbeiten laut Zahradnik heute im Dienstleistungssektor. Auch eine Verwaltung werde daher nicht mehr als bürokratischer Apparat akzeptiert, sondern als Dienstleister gesehen. Bürgerbüros wie „Stadtpunkt“ in Karben seien ein Beispiel für diese Entwicklung.
Elektronische Rechnungs-, Informations-, Kommunikations- und Interaktionssysteme senken laut Zahradnik Kosten- und Zeitaufwand, liefern Infos schnell und ortsungebunden. Das erlaube dezentrale, vereinfachte Regelungen wie das vereinfachte Bebauungsplanverfahren, die zum Abbau von Bürokratie beitragen können.
Behörden stellten sich zunehmend dem Wettbewerb, wie an der Ausweitung der Zulassungsstellen im Wetteraukreis über Friedberg und Büdingen hinaus auf Karben, Butzbach und Nidda deutlich werde, so der Professor. (bep)