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Wort zum Sonntag: Malalas Kampf

Darf die internationale Gemeinschaft in Syrien mit Waffengewalt eingreifen, um das Morden zu stoppen? Oder muss sie es sogar? In der großen Politik wird schnell klar: Bei der Frage nach der Rechtmäßigkeit von Gewalt gibt es keine leichten Antworten. Aber auch im Kleinen hat diese Frage eine Berechtigung.

Auch wir benutzen verschiedenste Waffen jederzeit. Nicht alle sind auf den ersten Blick sichtbar. Aber was sind denn unsere ausgefahrenen Ellenbogen im Alltag? Was sind unsere eiskalten Blicke, die anderen Stiche versetzen können? Was sind die heimlichen Drohungen, mit Worten oder mit Gesten, nach dem Motto: „Wenn du nicht tust, was ich möchte, dann sieh eben zu, wie du alleine zurecht kommst“? Darf man solche Waffen einsetzen – oder muss man es sogar? Auch in der Bibel wird die Frage nach der rechtmäßigen Gewalt gestellt – und es gibt keine eindeutige Antwort. Aber es gibt eine spannende Passage. So heißt es im Neuen Testament über die „Waffenrüstung“ der Christinnen und Christen: „Umgürtet euch mit Wahrheit, zieht an den Panzer der Gerechtigkeit. Ergreift den Schild des Glaubens und nehmt Gottes Wort als euer Schwert!“ Mich beeindruckt das Vertrauen des biblischen Autors darauf, auch ohne Kriegsgerät gegen alle Angriffe zu bestehen. Auch, wenn das nur eine Stimme im Buch der Bücher ist. Bei uns ist es ja nicht anders: Die Frage nach der rechtmäßigen Gewalt wird unterschiedlich beantwortet. Aber unter den großen Persönlichkeiten beeindrucken vor allem jene, die andere Waffen nutzen, als wir das gewohnt sind. Mahatma Gandhi, der mit Gewaltlosigkeit viele Siege errang. Mutter Teresa, die durch gelebte Nächstenliebe für viele Kinder die Armut bezwang. Und in unseren Tagen gibt es mit Malala Yousafzai einen weiteren Menschen, den man in diese Reihe aufnehmen kann.

Malala ist das junge Mädchen, das von den Taliban mit dem Tod bedroht und am Ende tatsächlich lebensgefährlich verletzt wurde, weil sie ohne Gewalt für das Recht von Kindern auf Bildung eingetreten ist. In einem Interview wurde sie gefragt, was sie in dem Moment dachte, als sie von der Todesdrohung der Taliban erfuhr.