Das sagen wir manchmal einfach so: Jemanden aufs Kreuz legen. Und meinen damit, gegen ihn gewonnen zu haben. Jedenfalls eine Siegerhaltung einnehmen zu können. Mit Jesus wollten einmal Schriftgelehrte so umgehen, ihn mit einer Fangfrage überlisten: Darf man als frommer Jude dem römischen Kaiser Steuern zahlen? Er durchschaute sofort die List und antwortete klug: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist (Lukas 20,25).“
Wir leben nicht in einem Kaiserreich, sondern in einer Demokratie. Die Frage gläubiger Menschen könnte denn heute lauten: Wie stehen wir zu diesem Staat, in dem wir leben? Wem haben wir mehr zu gehorchen: Gott oder den weltlichen Gesetzen? Ich denke, das ist eine typische Fangfrage. Als ob sie alternativ zu beantworten wäre! Nein, eine andere Frage ist viel bedeutsamer: Welchen Beitrag haben gläubige Menschen um Gottes willen in unserem freiheitlich-demokratisch verfassten Staat einzubringen? Was können Christen, bewegt vom Geist Gottes, für die Menschen und das Zusammenleben in unserem Land konkret, wenn es sein muss auch kontrovers, beisteuern?
Auf alle Fälle: Die unantastbare Würde jedes einzelnen achten und für sie auf allen Ebenen eintreten! Das macht doch den Kern unserer werteorientierten Demokratie aus. Lassen wir uns da in allen spannungsreichen Diskussionen, gerade in den Fragen um Flüchtlinge und Zuwanderung, nicht aufs Kreuz legen! Wir verraten das jüdisch-christliche Erbe, wenn wir in populistische Hörner stoßen, die uns einfache Lösungen verheißen.
Mit Vernunft und einer vor Gott wie unseren Mitmenschen gegen-