Bad Vilbel. Am 30. Januar ist Bürgermeisterwahl. Drei Kandidaten und eine Kandidatin gehen ins Rennen. Hier stellen sie ihre Konzepte zum Thema »Wohnbau« vor.
Anja Nina Kramer (FDP): »Bauen muss immer im Zusammenhang mit der Verkehrsinfrastruktur gesehen werden. So bietet es sich an, entlang vorhandener Bahnstrecken im Umland nach Baulandreserven zu suchen. Im Sinne der Flächeneffizienz und Umweltbelastungen sind eine weitere Verdichtung der bestehenden Wohngebiete anzustreben. Beim Ziel bezahlbaren Wohnen ist ehrlich zu berücksichtigen, dass Bauen teuer ist und aufgrund zahlreicher Umweltauflagen sowie Fachkräftemangel und Materialverknappung noch teurer wird. Aufgrund der Nähe und guten Anbindung zu Frankfurt und der attraktiven Angebote wird die steigende Wohnungsnachfrage die Preise weiter steigen lassen. Die Stadt muss sich mit Vorrang darum kümmern, dass für Feuerwehrleute, Kindergärtnerinnen und andere für die kommunalen Aufgaben wichtige Berufe ortsnah bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht. Die wenigen sog. Sozialwohnungen im Bau decken den Bedarf auch nicht. Statt einer Objektförderung im sozialen Wohnungsbau steht die FDP für die Subjektförderung, also die individuelle Förderung gemäß Bedürftigkeit.
Clemens Breest, Grüne: »Als Bürgermeister setze ich mich dafür ein, dass die Stadt wieder in ein Gleichgewicht kommt, indem keine neuen Baugebiete ausgewiesen werden und die Stadtgesellschaft zusammenwachsen kann. Beim Wohnungsbau braucht es nach dem Bau von hunderten sehr teuren Eigentumswohnungen endlich bezahlbaren Wohnraum. Nachdem in den letzten Jahren die großen städtischen Flächen zu Bestpreisen ohne Auflagen für Sozialwohnungen veräußert worden sind, bleibt das größte Potenzial für bezahlbaren Wohnraum im Bestand. Hauseigentümer, die ihr Gebäude energetisch sanieren und zudem mehr Wohnraum anbieten, sollen von Seiten der Stadt Unterstützung bei Antragsverfahren erfahren. Die Stellplatzsatzung gehört überprüft, da sie aktuell dafür sorgt, dass mehr Raum für Autos als für Menschen geschaffen wird.«
Sebastian Wysocki, CDU: »Für mich hat Bad Vilbel eine Größe erreicht, in der es ein weiteres Wachstum wie in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr geben soll. Unsere vordringlichste Aufgabe ist es jetzt, die neuen Einwohnerinnen und Einwohner zu integrieren. Diesen Prozess möchte ich als Bürgermeister aktiv gestalten. Die aktuell bereits ausgewiesenen Erweiterungsflächen für Wohnraum möchte ich mit Augenmaß und stadtverträglich entwickeln. Mir ist wichtig, dass sich diese harmonisch in das Stadtbild einfügen. Kleinere Wohngebiete sollen vor allem Bad Vilbelerinnen und Bad Vilbelern zugutekommen, die sich den Traum vom Eigenheim erfüllen wollen. Bezahlbarer Wohnraum für alle liegt mir sehr am Herzen. Die wohnungspolitischen Ziele der aktuellen christlich-sozialen Koalition werde ich tatkräftig unterstützen. Ich möchte die Zusammenarbeit mit der Genossenschaft für Bauen und Wohnen (GBW) intensivieren und so dazu beitragen, dass geförderter und bezahlbarer Wohnraum für die Bad Vilbelerinnen und Bad Vilbeler geschaffen wird. Mit dem aktuellen Bauvorhaben am Lehnfurther zeigen wir eindrucksvoll, was möglich ist. Wichtig ist mir auch, dass wir als Stadt auch weiterhin das Modell der Erbpacht für private Bauherren oder für soziale Wohnzwecke anbieten.«
Gunther Salomon, SPD: » Gerade in den Ballungsräumen sind Miet- und Grundstückspreise in den letzten Jahren explodiert. Dies führt dazu, dass sich viele Menschen, insbesondere junge Familien und Seniorinnen und Senioren, das Wohnen in Bad Vilbel nicht mehr leisten können. Als Bürgermeister möchte ich dafür sorgen, dass auf den wenigen noch verbliebenen Baugrundstücken ein erheblicher Teil für bezahlbaren Wohnraum reserviert wird. Wir haben in Bad Vilbel eine Baugenossenschaft. Die Zusammenarbeit mit ihr gilt es zu stärken, den Bestand der günstigen Genossenschaftswohnungen zu erhalten. Zur Finanzierung eines Grundstücks für den Eigenheimbau favorisiere ich das Modell der Erbpacht. Die bisherige Politik der Stadt, eigene Grundstücke meistbietend zu veräußern, um damit andere Projekte finanzieren zu können, führte zu einem Anstieg der Grundstücks- und Mietpreise. In den letzten Jahren ist viel neuer Wohnraum entstanden. Weitere Wohnungsbauprojekte in der Kernstadt und den Ortsteilen weisen in die richtige Richtung, decken aber bei Weitem nicht den Bedarf. Hier klug zu planen und dabei eine drohende Überlastung der Stadt und ihrer Infrastruktur nicht aus dem Blick zu verlieren, sehe ich als eine der dringlichsten Aufgaben.« (wpa)