Karben. Das Projekt »Wohnen im Alter« in Karben ist ein voller Erfolg. Deshalb hat sich 2018 eine Gruppe zusammengetan, um ein zweites Gemeinschaftshaus zu planen und später auch zu beziehen. Es läuft allerdings nicht alles nach Plan.
Gemeinschaftliches Wohnen im Alter ist in Karben kein reines Wunschdenken, sondern wird bereits seit dem Jahr 2016 praktiziert. Die Idee mit gemeinschaftlichem Wohnen eine verlässliche Perspektive im Alter zu bieten, die wurde 2011 mit dem Verein »WiA – Wohnen im Alter« von 30 Interessierten umgesetzt. Sie schlossen sich damals in dem Verein zusammen mit dem Ziel, ein Konzept für gemeinschaftliches Wohnen im Alter zu entwickeln. Seit 2016 wohnen nun Singles und Paare der Generation 50 plus in 21 barrierefreien Wohnungen im WiA-Haus 1 zur Miete. Innerhalb der Wohngemeinschaft wurden nicht nur verschiedene Gruppen gebildet wie etwa die Garten-, Gemeinschaftsraum- oder Technikgruppe, sondern von den Bewohnern wurden die unterschiedlichsten Veranstaltungen initiiert. Wöchentliches Suppenessen, gemeinsames Singen, Folkloretanz, Achtsamkeitsgruppe, Feste und Ausflüge oder man trifft sich im Hobbyraum an der Tischtennisplatte oder den Fitnessgeräten.
Zähe Arbeit
nach der Gründung
Das alles blieb natürlich nicht lange verborgen und weckte deshalb weiteres Interesse an dem Projekt gemeinschaftliches Wohnen. Und da die Warteliste der Interessenten schnell wuchs und der Verein immer größer wurde, bildete sich 2018 eine weitere Wohngruppe, die WiA 2. Unter Leitung von Martin Menn fanden sich 25 Interessenten in dieser neuen Gruppe zusammen. Gemeinsam wurde dann nach einem geeigneten Grundstück gesucht, möglichst nicht allzu weit entfernt vom WiA-Haus 1 in der Ramonville Straße 27. Mithilfe der Stadt wurde schließlich auch ein geeignetes Gelände direkt neben dem Quellenhof gefunden.
Corona schafft
weitere Probleme
Sodann begann die eigentliche Arbeit: Suche nach einem Investor und Bauträger, Erkundungen nach der Bebaubarkeit des gewünschten Geländes und nach der Bereitschaft des Grundstückeigentümers, der HLG (Hessische Landgesellschaft mbH) das Grundstück überhaupt verkaufen zu wollen. Eine recht zähe Arbeit, wie Menn sich erinnert. Als alles auf dem rechten Weg zu sein schien, kam die Corona-Pandemie dazwischen und legte das Vorhaben zunächst auf Eis. »Jetzt sind die Einschränkungen wegen Corona zwar vorbei, doch nun kämpfen wir mit ganz anderen Problemen«, so Menn weiter. Dazu zählen drastische Inflation, Materialknappheit und steigende Kreditzinsen.
Das erhoffte Ziel einer Wohnungsmiete zwischen zehn und elf Euro ist damit also nicht mehr erreichbar. Als der mögliche Bauträger, übrigens derselbe wie bei Haus 1, nämlich das gemeinnützige Siedlungswerk (GSW) Frankfurt, die angepeilte Wohnungsmiete auf rund 19 Euro pro Quadratmeter hinaufschrauben wollte, stand der Verein fast wieder am Anfang.
Inzwischen sei die Stadt um Hilfe angefragt worden. Doch die hat aus denselben Gründen – Inflation, Energiekrise und Materialverteuerung – genug zu tun. Und auch für deren kommunale Immobiliengesellschaft (KIM) gibt es keine Möglichkeit. Die sei mit ihren eigenen städtischen Projekten mehr als ausgelastet. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) versprach bei einem Treffen mit der Vereinsspitze von WiA 2 trotzdem Hilfe. Doch wie die aussehen könne, das blieb zunächst offen.
Trotz all der neu aufgetretenen Schwierigkeiten will Menn nicht aufgeben. »Uns läuft zwar mittlerweile die Zeit davon, weil wir werden ja auch nicht jünger, doch wir werden eine Lösung finden«, ist sich der 66-jährige Menn sicher. Auch er möchte gern in das neue Objekt mit voraussichtlich 28 Wohneinheiten einziehen. Zunächst aber steht erst einmal die Suche nach einem neuen Bauträger an, der Wohnungsmieten deutlich unter dem letzten Mietankündigungen von 18 bis 19 Euro je Quadratmeter versprechen kann.
Das Problem dabei ist, dass mit der Wohnungsmiete auch die für den Verein unverzichtbaren Gemeinschaftsräume mitfinanziert werden müssen. Weil im städtischen Haushalt 2023 die Erschließungskosten und die Änderung des Bebauungsplans für das Grundstück bereits vorgesehen sind, hofft Menn nun auf Erfolg beim Lösen der restlichen Probleme. Deshalb hält er auch am Einzugstermin in das Projekt WiA 2 spätestens 2025 fest, »denn die Warteliste wird nicht kürzer, auch wenn mittlerweile schon eine Reihe Interessenten wieder ausgeschieden sind«.
Von Jürgen W. Niehoff
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