Niederdorfelden. Die Schule hat für manche Kinder noch gar nicht begonnen, da gibt es schon die ersten Probleme: Ab dem kommenden Schuljahr könnten Eltern schulpflichtiger Kinder in Niederdorfelden in große Betreuungsschwierigkeiten geraten. Denn der Stadt fehlen Hortplätze, wie sich jetzt herausstellte.
Rund 40 Eltern erhielten in den vergangenen Tagen eine Absage des Elternvereins Kinderlobby. Obwohl schon einige Eltern frühzeitig ihr Kind auf die Warteliste für einen Betreuungsplatz setzten, flatterte ihnen jetzt urplötzlich die Mitteilung ins Haus, dass ihr Kind nicht in den Hort aufgenommen werden könne. Grund: Über 40 Kinder wollten ab 1. September in den Hort oder die „Betreute Grundschule“, aber nur sieben Plätze waren zu vergeben.
Kinderlobby-Leiter Kai Wagner bestätigt die derzeit sich dramatisch abzeichnende Situation. Noch nie hatten sich seit Gründung des Kindervereins so viele angemeldet. Deshalb griff man zu einer ungewöhnlichen Maßnahme und loste die wenigen freien Plätze aus.
Mittlerweile haben sich entsetzte Eltern organisiert und eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen. Mit dieser wollen sie die Politiker der Gemeinde, allen voran Bürgermeister Matthias Zach (Die Grünen), auffordern, dringend etwas für sie und ihre Kinder zu tun. Unterstützt werden sie auch von Kinderlobby-Leiter Kai Wagner: „Die Eltern müssen jetzt kämpfen.“
Ihre Forderungen sind konkret: Bis zum neuen Schuljahr soll die Gemeinde dafür sorgen, dass alle, die eine Absage erhalten haben, noch einen Betreuungsplatz bekommen. Außerdem solle eine Erhebung erstellt werden, wieviele Kinder in den kommenden Jahren ebenfalls einen Platz im Hort benötigen. Und schließlich müsse das Angebot auch für die Zukunft sichergestellt sein.
Alles in allem ist das jedoch eine Herkules-Aufgabe. Mehr Räume stehen nicht einfach so zur Verfügung in Niederdorfelden. Die Struwwelpeter-Schule, in der der Hort mit zwei Räumen untergebracht ist, platzt selbst aus allen Nähten. Deshalb muss vor dem nächsten Schuljahr schon die Kinderbücherei ausgelagert werden.
Im benachbarten Kindergarten „Pusteblume“ ist der Platz ebenfalls knapp. Dennoch könnte man dort vielleicht noch einen Raum freimachen. Sollte die Kinderlobby dort Unterschlupf finden, droht aber erst noch ein Genehmigungsverfahren mit dem Main-Kinzig-Kreis. Das kann dauern.
Dabei ist es schon „fünf vor zwölf“, wie Bürgermeister Zach sagt. Seiner Meinung nach reichen die Wurzeln der Probleme noch viel weiter in die Zeit seiner politischen Vorgänger zurück. Offen gibt er gegenüber der FNP zu, dass man seitens der Politik bei den Planungen zum Neubaugebiet „Auf dem Hainspiel“ hätte großzügiger planen müssen, was die Kinderbetreuung betrifft. Ein Vorwurf, den einige Eltern der Unterschriftenaktion so ähnlich erheben.
Ein neuer Kindergarten wurde in jüngster Vergangenheit zwar gebaut. Auch weil rein rechtlich jedem Kind ein Kindergartenplatz zur Verfügung gestellt werden muss. Einen Anspruch auf einen Hortplatz gibt es jedoch nicht. Deshalb ist die Gemeinde auch nicht verpflichtet, für ausreichend Betreuungsplätze für Schulkinder zu sorgen. „Da hat man sich aus der Affäre gezogen“, so Pädagoge Kai Wagner.
Dieselben Probleme gebe es übrigens auch bei der Kleinkinderbetreuung. Hier gibt es in ganz Niederdorfelden nur neun Plätze für Ein- bis Dreijährige im städtischen Kindergarten. Aus der Affäre ziehen will sich Bürgermeister Matthias Zach – selbst Gründungsmitglied der Niederdorfeldener Kinderlobby – nicht. Er sagt: „Ich kann die Ängste der Eltern verstehen.“ Und er ist „zuversichtlich“, dass zum neuen Schuljahr ab 1. September ein zusätzlicher Raum für Hortkinder im Kindergarten „Pusteblume“ zur Verfügung gestellt werden kann. (fnp)