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Wo soll Karben wachsen?

Neuer Flächennutzungsplan Rhein-Main kommt: Debatte über Expansion steht an

Weiter und weiter wächst Karben – wie hier zuletzt im Baugebiet Sauerborn in Kloppenheim, von wo aus der Blick in der Ferne auf die Häuser Groß-Karbens fällt. Foto: den
Weiter und weiter wächst Karben – wie hier zuletzt im Baugebiet Sauerborn in Kloppenheim, von wo aus der Blick in der Ferne auf die Häuser Groß-Karbens fällt. Foto: den

Neue Einwohner drängen in die Stadt, Grundstückspreise und Mieten steigen: Karben wächst seit Jahren – doch wie soll es damit weitergehen? In den kommenden Monaten steht eine Grundsatzdebatte darüber an. Jeder Bürger soll mitsprechen können.

 

Das Gebiet an der Waldhohl in Groß-Karben wird in Kürze erschlossen,

vier Hektar Sohlweg II in Burg-Gräfenrode werden gerade bebaut,

die Areale Sauerborn in Kloppenheim und Fuhrweg II in Rendel sind längst hübsche Wohngebiete.

Allein ein vier Hektar großes Areal im Südosten von Petterweil ist bisher nicht auf dem Schirm – scheinbar. Diese Flächenreserve will Bürgermeister Guido Rahn (CDU) nutzen, um im Tausch die restliche Innenstadtbebauung zwischen der Brunnenstraße und den Häusern der Luisenthaler Straße komplettieren zu dürfen.

In der Neuen Mitte sind zwei Projekte bereits in der Genehmigungsphase: das Dreiecksgrundstück mit dem Komplex aus Stadtbücherei, Geschäften und Wohnungen sowie die Mehrfamilienhäuser auf dem Gelände zwischen Taunusbrunnen und Brunnenstraße. 2018 dürfte das Dreiecks-Projekt vermutlich fertig werden, der Taunusbrunnen geschätzt wohl ein bis zwei Jahre später.

Die Flächenknappheit kommt für Karben nun immerhin zu einem günstigen Zeitpunkt: In nächster Zeit soll der neue Rhein-Main-Plan 2020 aufgestellt werden, hat das Land angekündigt. Die Ausgangslage sei diesmal günstiger für die Stadt und die Region als vor zehn Jahren, schätzt der Bürgermeister: „Damals war der Wunsch des Regionalverbandes, dass wir Flächen reduzieren.“ Rahn hatte die Verhandlungen als Chef des Stadtplanungsausschusses des Parlaments selbst geführt.

Stärker verdichten

Diesmal aber „sind wir Zuzugsgebiet“, sagt Rahn. „Durch den Zuzug und die Begrenzung der Wohnflächen besteht die Notwendigkeit, aufzustocken.“ Nur so könne Wohnraum bezahlbar bleiben. Dürften Kommunen wie Karben nicht stärker wachsen, drohten finanzschwache Einwohner noch stärker an den Rand des Rhein-Main-Gebiets verdrängt zu werden.

Wie aber soll Karben wachsen? Ideen habe er durchaus, sagt Rahn. Allerdings sollten zunächst die Bürger ihre Meinung sagen: „Um wie viel wollen wir in Karben wachsen und wo? Das werden wir nicht vorgeben“, kündigt der Bürgermeister an. Vielmehr solle diese Frage der neu gestarteten Bürgerbeteiligung übertragen werden.

Das erste Halbjahr 2017 hat Rahn dafür im Blick. Vorschläge will er natürlich machen. Möglich sei, die Innenverdichtung voranzutreiben. Sprich: Ungenutzte Grundstücke und Grundstücksteile in den Orten könnten bebaut werden. Ebenso sei es möglich, kleinere durch größere Häuser zu ersetzen. Aktuelle Beispiele finden sich an der Ecke Heidegasse und Bahnhofstraße in Groß-Karben oder mit dem Gärtnereigelände Witzel in Kloppenheim, wo Mehrfamilien- und Reihenhäuser entstehen sollen.

Diese Nachverdichtung bietet Vorteile für die Bauherren wie auch Allgemeinheit. Eine teure Erschließung – für die Waldhohl wird sie sechs Millionen Euro kosten – entfällt, das macht das Bauen billiger. Auch wird so der Verbrauch von Äckern und Grünland gebremst. Umgerechnet sieht Guido Rahn in der Nachverdichtung „das Potenzial von mehr als einem kompletten, herkömmlichen Baugebiet“.

Das Meinungsbild aus der Bevölkerung solle danach der Politik als Basis für die Entscheidung dienen, sagt der Bürgermeister. Bis die neuen Flächen Realität werden, wachse die Stadt in jedem Fall bereits weiter. „In fünf Jahren werden wir bei 25 000 Einwohnern sein.“ (den)

Planung für die ganze Region


Der Regionale Flächennutzungsplan legt unter anderem die Wachstumsflächen für die Orte im Rhein-Main-Gebiet fest. Der aktuell gültige Plan trat 2011 in Kraft. Nach acht Jahren muss der Plan überarbeitet werden. Dieses Verfahren hat die Regionalversammlung – mit Vertretern aller Orte – im September in Gang gesetzt. Auch der übergeordnete Regionalplan wird überarbeitet. (den)