Bad Vilbel. „Planungsfehler!“, „Zieht euch mal die richtigen Schuhe an!“ Hoch her ging es dieser Tage an der Kreuzungs-Baustelle für die Nordumgehung, Ecke Büdinger und Friedberger Straße. Auf Initiative des Vereins Stadtmarketing kamen dort empörte, weil vom Verkehr abgehängte Gewerbetreibende mit Vertretern der ausführenden Behörden und der Stadt zusammen.
„Mir fehlen 50 Prozent Umsatz, weil ihr hier buddelt“, klagte der Autowerkstatt-Besitzer Fredl Rauch. „Sie hatten 30, 40 Jahre eine exponiert gute Lage, da müssen Sie jetzt akzeptieren, dass vier Monate eine Saure-Gurken-Zeit besteht – das ist für Sie bitter“, entgegnete Projektmanager Helmut Klein vom Gelnhäuser Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV). Er räumte ein: „Diese Baustelle ist ein Eingriff in den Pulsschlag der Stadt.“
Dennoch machten Klein und Vertreter der städtischen Ordnungspolizei Hoffnungen der Anlieger auf rasche Veränderungen zunichte. So sei es nicht möglich, vom Gelände der Jet-Tankstelle einfach nach rechts Richtung Gronau abzubiegen, betonte Klein. Weil es dort keine Ampel gebe, würden Fußgänger gefährdet, die an der für sie grünen Ampel nicht mit Gegenverkehr rechneten. Wenn nur ein Auto in den anfahrenden Gegenverkehr gerate, gebe es den Mega-Stau, warnte Ordnungspolizist Mario Migdalski. Auch eine Umleitung über die Heinrich-Heine-Straße sei nicht möglich, dort habe es nach einer früheren Umleitung wegen Kanalbauarbeiten mehrere Gerichtsverfahren mit Anwohnern gegeben.
Rüdiger Engelhardt vom Dortelweiler Brunnen Center beklagte, dass bei der Ausschreibung für die Baustelle auf Wochenendarbeit verzichtet worden sei. Es werde in Hessen grundsätzlich nicht am Wochenende an Landesstraßen gearbeitet, entgegnete der ASV-Vertreter. Das sei eine Abwägung zum vernünftigen Umgang mit Steuergeldern. Klein deutete an, dass es „vielleicht“ ab der zweiten Märzwoche möglich werden könne, dass eine Fahrbahn von Bad Vilbel in Richtung Dortelweil freigegeben werden könne. Das hänge aber vom Baufortschritt an der Einmündung der Nordumgehung ab – dort wird gerade der Gehsteig um 30 bis 40 Zentimeter tiefer gelegt. Auch die Fahrbahn der Nordumgehung sei bis zur Frostschutzschicht fertig, dort seien nur noch „bituminöse Bauarbeiten“ zu erledigen. Verkehrsdezernent Jörg Frank (CDU) kündigte an, es werde weitere Gespräche mit den Anliegern geben.
Trotz der gemeinsamen Probleme reagieren die Gewerbetreibenden bislang nur jeder für sich. Das Brunnen Center plane in sechs bis acht Wochen eine gemeinsame Baustellen-Rabattaktion, kündigte Engelhardt an. Er habe mehrere tausend Euro in Handzettel mit Hinweisen und Angeboten investiert, vergeblich, sagt jedoch Rewe-Marktleiter Kai Stübing: „Der Umweg ist einfach zu weit.“ Er könnte schon bald deutlich kürzer werden. Hassia-Seniorchef Günter Hinkel bot spontan an, den bislang nur vom Vilbus genutzten Weg über einen Lastwagen-Parkplatz Im Rosengarten „gegebenenfalls für den gesamten Verkehr“ zu öffnen, um der Stadt zu helfen. Diese müsse dort aber für die Verkehrssicherungspflicht, Beleuchtung und geregelte Verkehrsführung sorgen. Engelhardt fordert die Stadt angesichts des Hassia-Angebots nun auf, „ganz schnell da drauf zu springen.“