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»Wir werden ernst genommen«

Klaus Arabin ist Vorsitzender des Seniorenbeirates und spricht im Haus der Begegnung über Wünsche des Gremiums. Foto: Patrick Eickhoff
Klaus Arabin ist Vorsitzender des Seniorenbeirates und spricht im Haus der Begegnung über Wünsche des Gremiums. Foto: Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Seit etwas mehr als zwei Jahren ist Klaus Arabin Vorsitzender des Bad Vilbeler Seniorenbeirats. Doch wie steht es um die Belange der Senioren in der Quellenstadt? »Gut«, findet der 70-Jährige. Auch wenn es einige Punkte gibt, die das Gremium anpacken und verbessern möchte.
Derzeit laufen in Bad Vilbel die Beratungen über den Haushalt. Erster Stadtrat und Kämmerer Bastian Zander (CDU) hat diesen vor einigen Wochen eingebracht – in der kommenden Woche werden die Fraktionen darüber abstimmen und ihre Statements dazu abgeben. Auch der Seniorenbeirat wird seine Belange in diesen Tagen vorbringen. »Das ist Premiere«, sagt der Vorsitzende Klaus Arabin. »Beratende Stellungnahmen und Empfehlungen für die Stadtverordnetenversammlung, den Magistrat und die Ausschüsse in Angelegenheiten, die Seniorinnen und Senioren betreffen, gehören zu unseren satzungsgemäßen Aufgaben.«
Wunsch nach mehr
Wasser in der Stadt

Arabin kommt gleich zum Punkt: »Wir hätten gerne mehr Wasser in der Stadt.« Bad Vilbel sei schließlich die Stadt der Quellen. »Am schönsten wären Trinkbrunnen mit Mineralwasser. Die braucht man natürlich nur in den heißen Sommermonaten.« Arabin schlägt einen Runden Tisch mit Stadt, Hassia und Stadtmarketing vor. »Da der Bedarf nur in den heißen Sommermonaten dringend ist, kommen auch temporäre Lösungen in Betracht. Extreme Hitzetage wären in einem Hitzeaktionsplan zu berücksichtigen.«
Das Gremium will sich auch der Toiletten-Situation annehmen. »Nach dem Vorbild ›Nette Toilette‹«, wie Arabin sagt. Das Modell aus Aalen, das es mittlerweile auch in Gießen und weiteren Städten gibt, sieht vor, dass Händler und Gastronomen ihre Toiletten zur kostenlosen öffentlichen Nutzung bereitstellen und dafür eine Aufwandsentschädigung erhalten. »Wer dabei ist, klebt einfach einen Aufkleber an seine Tür.« Es gebe nämlich zu wenige öffentliche Toiletten. »Und neue zu bauen, ist einfach zu teuer.« Auch sogenannte Kompost-Toiletten könnten helfen – in der Natur. Arabin sagt: »Wir wollen Ideen liefern.«
Ein weiterer wichtiger Punkt für das Gremium sind die Babbelbänke. »Es sollen weitere folgen – das finden wir gut.« Der Seniorenbeirat hat bereits eine Sprechstunde auf der Bank im Burgpark abgehalten. »Ich sehe auch regelmäßig, dass diese gut angenommen wird.« Außerdem soll ein Netz von Ruhebänken entwickelt werden, die die Mobilität zu Fuß erleichtern sollen. »Wichtig wäre, dass die auch im Schatten sind.«
Gegründet wurde der Seniorenbeirat 2012. Wahlberechtigt sind alle Vilbeler, die das 60. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens drei Monaten in der Quellenstadt ihren Erstwohnsitz haben. Arabin sagt: »Ich sehe uns als organisierte Bürgerbeteiligung.« Der Beirat zählt derzeit elf Mitglieder. Die Nachrückerliste ist mittlerweile leer. »Wir hatten 14 Kandidierende bei der Wahl, bereits drei haben ihr Mandat, aus nachvollziehbaren Gründen, zurückgegeben.« Im kommenden Jahr will Arabin mit seinem Gremium mehr Werbung machen. »Wir wollen motivieren, bei uns mal vorbeizuschauen und zu gucken, wie wir arbeiten, und natürlich für die Wahl in ein paar Jahren werben. Ich habe mir das Ziel gesetzt, die Wahlbeteiligung deutlich zu steigern.« Das Gute sei, dass in Sitzungen des Seniorenbeirates auch Gäste Fragen stellen können. »Sie können mitdiskutieren. Wir greifen diese Themen auch sehr gerne auf.«
Dazu gehört auch der öffentliche Nahverkehr. Durch die Erweiterung des Versorgungsgebiets des On-Demand-Verkehrs »KNUT« sei eine weitere Versorgungslücke geschlossen worden. Arabin erklärt: »Bis zur Neukonzeptionierung des Vilbus sehen wir, wie die Nachbarschaftshilfe, weitere Möglichkeiten durch ein Bürgerbuskonzept. Themen sind zum Beispiel die abendliche Heimfahrt nach Vorstellungen der Burgfestspiele, Fahrten zum Bahnhof, Einkaufen oder zum Arzt. Wir würden gerne bei der Einrichtung mit am Tisch sitzen.«
Eines der Aufregerthemen war jahrelang die Frankfurter Straße. Immer wieder gab es Stürze – gerade älterer Menschen. Jetzt ist sie aufwendig saniert worden. »Es gibt vereinzelt Meldungen über Kanten und unterschiedliche Höhen des Pflasters«, sagt er. »Das hat mit den Hofeinfahrten zu tun, die mit Randsteinen eingefasst sind. Konstruktionsbedingt wird sich das Pflaster noch senken, das geht wohl erst mit der Zeit, das bestätigen mir auch die Experten. Mit dem vorliegenden Ergebnis bin ich aber nicht glücklich, was die Barrierefreiheit betrifft. Deshalb werden wir das Gespräch suchen.«
Beim Thema Wohnen gibt der Vorsitzende zu, »sind wir noch nicht wirklich weitergekommen. Die Bau- und Bodenpreise machen preiswertes Bauen aktuell schwierig«. Es gebe viele Ideen und viel Austausch. »Wir hatten den Investor zu Gast, der am Nordbahnhof über 200 barrierefreie Wohnungen für Menschen über 60 oder einem Grad der Behinderung ab 50 Prozent baut. Sie sollen vermietet werden, was der Seniorenbeirat begrüßt. Schön wäre es, wenn viele Bad Vilbeler mit Priorität die Möglichkeit bekommen würden, dort eine Wohnung zu beziehen. Dafür sind viele Modelle denkbar.« Den Vorsitzenden freut’s, dass der Investor zu einer Sitzung des Beirates gekommen ist und Gesprächsbereitschaft signalisiert hat.
Auch bei der Stadt würden die Verantwortlichen immer ein offenes Ohr zeigen. Zweimal im Jahr gibt es außerdem eine Sitzung gemeinsam mit den Mitarbeitern des Seniorenbüros. »Wir werden definitiv ernst genommen, aber am Ende entscheidet das Stadtparlament.«
Von Patrick Eickhoff