Karben. Die Grünen der Ortsverbände von Bad Vilbel und Karben informierten sich kürzlich vor Ort über die Technik und die Leistungsfähigkeit der Windkraftanlagen in Kloppenheim. Dabei stand auch die Standortfrage des Windparks zur Diskussion. Dessen Nutzen wird von Windkraftgegnern in der Wetterau noch häufig bestritten. Nicht zuletzt mit den Argumenten der „Landschaftsverschandelung“ und der störenden Begleiterscheinungen wie Schlagschatten und Windgeräuschen. Für Arie Bakker, Diplomkaufmann und Geschäftsführer der „Energiepark Kloppenheim GmbH & Co KG“ mit Firmensitz in Lich, keine „besonders tragfähigen Argumente“ mehr. Von den Kloppenheimer Windkraftanlagen gingen „keine Emissionen“ aus, wie sie von Kritikern angeführt würden, betont Bakker. Gegenüber dem veränderten Landschaftsbild stellt er die Hochspannungstrassen heraus, an deren landschaftlichen Erscheinungsbildern sich seit Generationen die Menschen gewöhnt haben. Bakker: „Die Stromriesen setzen ihre Trassen und Kraftwerke in die Landschaft, wie sie es haben wollen, nur wir müssen uns an strenge Vorschriften halten.“
Vorschriften seien aus naturschutzrechtlichen Gründen zu beachten, führt der gebürtige Niederländer aus Alkmar aus. Insbesondere gelte dem Vogelschutz „jede Aufmerksamkeit“, doch aus den bisher vorliegenden Erfahrungen sei zu schließen, dass diese Probleme weit geringer seien, als in der Öffentlichkeit diskutiert werde. Die Propeller eines Flugzeuges seien gefährlicher für Vogelschwärme, unterstreicht Bakker, als ein für Vögel sichtbar drehender Rotor einer Windkraftanlage. „Die Vögel lernen die Gefahr optisch zu erkennen“, sagt er, „im Gegensatz bei Hochspannungsmasten, wenn diese als Nistplätze von Störchen und Greifvögeln aufgesucht und durch Stromschlag getötet werden.
Rund 5,5 Millionen Euro haben die beiden neuen Windkraftanlagen in Kloppenheim gekostet. Der produzierte Strom wird in das Netz der OVAG eingespeist. Nach zwölf Jahren sei die Anlage amortisiert, hebt Alfons Bachmann hervor, gebürtiger Kloppenheimer und Kommanditist der Gesellschaft. Die jeweils 150 Meter hohen Anlagen – einschließlich der Rotoren von 90 Metern Durchmesser – haben eine Leistung von jeweils 2,0 Megawatt und können zusammen etwa 1000 Wetterauer Haushalte im Jahr mit Strom versorgen. Ab einer Windgeschwindigkeit von drei Metern in der Sekunde gehen die Anlagen in Betrieb, und ab sechs Metern pro Sekunde ist die Windernte optimal. Mehr als 2200 Stunden im Jahr werden die Anlagen in Kloppenheim in Volllast betrieben. Das sind für Bachmann „alles sehr gute Werte für den Standort Kloppenheim.“ Sie seien in der Ausbeute mit Anlagen im Vogelsberg vergleichbar. Für den Vilbeler Grünen und Stadtverordneten Ulrich Rabl ein Beweis dafür, dass „die Märchen von der windarmen Wetterau endgültig widerlegt sind.“ Um die Akzeptanz zu erhöhen sei es wichtig, so Rabl, die Bürgerinnen und Bürger finanziell an den Anlagen zu beteiligen.
Die Grundstückseigentümer erhalten für die Betriebszeit einer Windkraftanlage von 20 bis 30 Jahren eine jährliche Pacht und profitieren auf diese Weise von der Energiewende. Auch Städte und Gemeinden könnten sich über Gewerbesteuereinnahmen freuen. Einig waren sich die beiden Grünen-Ortsverbände auch über die Unterstützung für die auf Karbener Gemarkung geplanten weiteren Windkraftanlagen.
„Die Städte Bad Vilbel und Karben können dabei zusammenarbeiten und die Energiewende in der südlichen Wetterau voranbringen und gestalten“, sagte der Karbener Grünen-Sprecher und Fraktionschef Mario Schäfer. Tina Rodriguez, ehrenamtliche Grünen-Stadträtin für Klimaschutz in Karben, sieht in der Nutzung der Windenergie „ein lohnendes Geschäft für die Wetterau.“ (zlp)