In Dortelweil finden gerade Bauarbeiten statt, um eine weitere Flachuferzone an der Nidda zu errichten. Dafür allerdings wird ein anderer Bereich stärker geschützt.
Bad Vilbel. Um eine Attraktion reicher wird die Nidda. Direkt an der Sportplatzbrücke in Dortelweil entsteht auf etwa 60 bis 70 Metern Länge mit einem neuen Flachufer ein Zugangsbereich, an dem man die Nidda hautnah erleben kann. Die Behörden haben dafür grünes Licht gegeben, so dass die Arbeiten noch vor der Brut- und Setzzeit starten konnten. Denn dafür müssen einige Bäume fallen.
Nur wenige Tage, bis zum vergangenen Freitag, sollten die vorbereitenden Arbeiten direkt neben dem schmalen Übergang von Alt-Dortelweil zum Sportplatzgelände dauern. Mit einem Bagger, einem Mann an der Motorsäge sowie einem Lastwagen und einem Schlepper gehen die Arbeiten am bisher zugewachsenen Nidda-Ufer voran. Wegen der kalten Temperaturen können sie auf dem gefrorenen Boden besser arbeiten, hinterlassen keine Schlammwüste. Einige Spaziergänger bleiben an der gegenüberliegenden Flussseite stehen, schauen, was passiert.
Dabei rührt der entsprechende Beschluss schon vom vergangenen Jahr. Denn damals stimmten sowohl der Dortelweiler Ortsbeirat als auch das Stadtparlament den überarbeiteten Plänen zum Rad- und Fußweg entlang des Sportplatzes und weiter in Richtung Königsberger Straße zu.
Breitere Brücke
Dort hatte es zunächst große Sorgen der Anwohner gegeben. Denn ein erster Entwurf zum Umbau beinhaltete eine Autobrücke über die Nidda in der Verlängerung der Königsberger Straße. Die ist seit den politischen Beschlüssen im August und September aber gestrichen. Stattdessen wird der schmale Bodirsky-Steg abgerissen und durch eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger ersetzt.
Doch die neuen Planungen der Gerty-Strohm-Stiftung, Finanzier der Niddarenaturierung, sehen noch weitere Änderungen vor, um das Gebiet rund um den Spielplatz aufzuwerten. Wie Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU) beim Ortstermin erläutert, solle damit nicht nur den Bedürfnissen der Tiere Rechnung getragen werden. Denn in der Nähe des jetzigen Bodirsky-Stegs wird eine Schutzzone für seltene Vögel und Fische entstehen. Menschen können sich dann hier an der wiedergewonnenen Vielfalt erfreuen.
Doch auch Spaziergänger und Radfahrer direkt an der Nidda-Route sollen auf ihre Kosten kommen. Dafür entsteht das neue Flachufer. Die Bauleitung inne hat Gewässerökologe und „Nidda-Papst“ Gottfried Lehr. Er erklärt: „Die Nidda wird in diesem Bereich etwas verbreitert, der Zugang dazu über ein leichtes Gefälle hergestellt.“ Zwei dort befindliche Tischtennis-Platten müssen wegen des längeren und dafür flacheren Zugangs zur Nidda verschwinden, doch werden sie an anderer Stelle wieder aufgebaut. Nach den Erdarbeiten wird eingesät, ab Frühjahr ist das Areal zugänglich.
Sünden der 70er Jahre
Zugänge zur Nidda gibt es in Bad Vilbel bereits an der Neuen Mitte, aber nach ganz ähnlichem Prinzip wie in Dortelweil vor allem in Gronau an der Nidder-Mündung. „Dort kommen selbst Frankfurter hin, um den Fluss zu genießen“, weiß Lehr. Nicht nur die freuen sich, im Sommer die Füße in den Fluss halten zu können. Auch Hunde dürfen hier ins Gewässer und sich austoben. Dem Naturschutz sei durch die nahen Schutzzonen Rechnung getragen, sagt Lehr. Hier könnten die Fische in geschützter Umgebung ablaichen. „Oft wird uns vorgeworfen, wir nehmen den Menschen den Fluss weg. Doch wir wollen ihnen die Nidda auch zurückgeben, sie wieder an das Wasser holen“, begründet er dieses zweiseitige Vorgehen.
Das unterstreicht auch Anders, auch wenn er die Flachuferzone gerne noch etwas näher an der Brücke gehabt hätte. Doch dort verlaufende Kabel unter anderem der Telekom machten Erdarbeiten in diesem Bereich schwierig. Weiterführende Planungen gibt es noch nicht. „Jetzt steht erst einmal der Rohbau an“, sagt Lehr. Ob es dort Mobiliar wie Ruhebänke oder Liegen geben wird, sei Sache der Politik. „Doch ein paar Baumstämme könnte man jetzt schon als Sitzbänke hier stehen lassen“, überlegt sich Lehr. Denn nicht nur Freizeitspaß soll Ziel der Arbeiten sein. Auch könnten sich Besucher hier von den Fortschritten der Fluss-Renaturierung überzeugen.
Dass dafür Bäume gefällt und Büsche entfernt werden müssen, schmerze den Ökologen. Doch sei dies auch Sünden der 70er Jahre geschuldet. An der kanalisierten und damit schnellen Nidda habe man keine Bäume im unteren Bereich setzen dürfen.
Lehr kann sich noch daran erinnern, selbst einige der Bäume gesetzt zu haben, die fürs Projekt nun entfernt werden müssen. Doch das Ergebnis rechtfertige die Entscheidung, die laut Anders auch mit allen beteiligten Behörden abgesprochen ist. Über einen Ausgleich müsse man sich keine Sorgen machen. Denn die Nidda-Renaturierung sorge für mehr als eine Kompensation.