Schöneck. Viele Menschen haben die schrecklichen Bilder von der Flutkatastrophe im Ahrtal noch vor Augen: zerstörte Straßen, verschlammte Wohnungen, obdachlose Menschen. So schlimm wie im Juli das Gebiet um Ahrweiler war die Gemeinde Schöneck zwar nicht betroffen. Doch auch in Büdesheim stieg die Nidder auf einen Rekordstand von 2,90 Metern, der Fluss überspülte Gärten und Keller. Die Feuerwehr Schöneck absolvierte dort im Februar mit neun Tagen den längsten Einsatz ihrer Geschichte.
Günther Rauch, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung bei der Gemeinde Schöneck, spricht aus, was viele Menschen umtreibt: »Solche Ereignisse werden in Häufigkeit und Intensität weiter zunehmen.« Darauf müsse die Gemeinde vorbereitet sein.
Rauch sowie Bürgermeisterin Conny Rück (SPD), Gemeindebrandinspektor Thomas Walter und Mathias Laufer, Fachbereichsleiter Ordnungswesen, stellten vor einigen Tagen gemeinsam den Bericht zum Hochwasserschutz in Schöneck vor, der kürzlich auch im Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr diskutiert wurde. Darin wird erklärt, welche Maßnahmen bereits ergriffen wurden und was man weiter tun will.
»Unsere Ortsteilfeuerwehren haben im Februar eine hervorragende Arbeit geleistet. Aber natürlich kann immer noch etwas optimiert werden«, betont Rück. Gemeindebrandinspektor Walter berichtet, dass aktuell Gespräche mit Anbietern für ein neues mobiles Hochwasserschutzsystem geführt würden. Zudem werden dauerhaft 2000 gefüllte Sandsäcke vorgehalten. Weiter verbessert werden soll die Alarmierung der Bevölkerung. Nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz war kritisiert worden, dass nicht früh genug und zu schlecht gewarnt worden sei. »Wir haben bereits 2019 Sirenen in allen Ortsteilen installiert. Leider ist vielen Bürgern nicht geläufig, was die verschiedenen Alarmsignale bedeuten. Das wollen wir ändern«, so Walter. Entsprechende Flyer seien bereits bestellt und sollen verteilt werden. In der nächsten Ausbaustufe erhalten die Sirenen Lautsprecher für Durchsagen. Die Mittel dafür seien bereits im kommenden Haushalt vorgesehen. Weitere Sirenen für eine bessere Hörbarkeit sollen folgen.
»Nach dem Hochwassereinsatz in Büdesheim haben wir zudem Pumpen nachgekauft, da wir stark an die Belastungsgrenze gekommen sind«, erläutert Walter. Pläne für Unwettereinsätze sind ausgearbeitet. In der höchsten Gefährdungsstufe D würde ein Krisenstab der Verwaltung im Rathaus tagen, die technische Einsatzleitung bei der Feuerwehr Kilianstädten. Weitere Notstromaggregate sollen angeschafft werden, um bei einem Stromausfall gerüstet zu sein und die Pumpen flexibel betreiben zu können.
Fachbereichsleiter Mathias Laufer berichtet, dass Ausrüstung für eine Notunterkunft für 50 Personen bestellt wurde, darunter Feldbetten und Kaffeemaschinen. Im Katastrophenfall können Betroffene in der Nidderhalle oder Erich-Simdorn-Halle untergebracht werden.
Die eine Seite ist es, für Starkregen- und Hochwasserereignisse gerüstet zu sein. Die andere ist es, Vorsorge zu treffen, dass die Schäden möglichst gering bleiben. Vorbeugende Hochwasserschutzmaßnahmen fallen zwar in den Zuständigkeitsbereich des Kreises. Doch auch die Gemeinde kann etwas tun.
»Wir haben den Vorteil, dass wir an der Uferstraße Wiesen und Auen haben, auf denen sich das Wasser ausbreiten kann«, sagt Günther Rauch. Wichtig ist das Regenrückhaltebecken Düdelsheim, das vom Wasserverband Nidder-Seemenbach betrieben wird. »Ein zweites Becken ist in Planung, bis zur Fertigstellung kann es aber noch Jahre dauern«, informiert Rauch.
Eine weitere Maßnahme: Die Gemeinde hat beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Fließpfadkarten für alle Ortsteile bestellt. Diese zeigen die Wege, die das Wasser bei Starkregen durch die Kommune nehmen kann, sowie die davon betroffenen Flächen und Gebäude. Mit einem darauf basierenden hydrogeologischen Gutachten könne man Vorschläge für Maßnahmen erarbeiten.
Insgesamt sehen alle vier die Gemeinde gut gerüstet. Allerdings könne man sich auf ein so schweres Unwetter mit den enormen Regenmengen wie im Ahrtal kaum komplett absichern. (HA vom 15.09.2021)
Von Mirjam Fritzsche
Die drei Alarmsignale der Sirenen
Das Sirenensignal »einminütiger auf- und abschwellender Heulton« dient der Warnung der Bevölkerung vor besonderen Gefahren (Großbrände, Unwetter, Hochwasser, Schadstoffaustritte). Es bedeutet, dass der Aufenthalt im Freien vermieden werden soll, sofort Fenster und Türen zu schließen, das Radio einzuschalten und auf Durchsagen zu achten ist. Ein einminütiger Dauerton signalisiert, dass die Gefahr vorüber ist, informiert die Gemeindeverwaltung. Für die Alarmierung der Einsatzkräfte der Feuerwehren wird das Feuerwehrsignal »zweimal unterbrochener Dauerton von einer Minute« verwendet. Dieses Signal richtet dient nur zur Alarmierung der Feuerwehrdienstleistenden durch die Leitstellen. Es kommt nur zum Einsatz, wenn die Alarmierung über Funkmeldeempfänger ausfällt. (fmi)