Bad Vilbel. Singend und tanzend feierten am 8. März über 40 Frauen aus Bad Vilbel und Umgebung gemeinsam den 100. Weltfrauentag. Zum 15. Mal hatten die 18 Frauengruppen der Bürgeraktive zu einem internationalen Frauenfest ins Haus der Begegnung eingeladen. Begrüßt wurden die Teilnehmerinnen von Gerda Schivelbusch. Diese informierte die Frauen aus Brasilien, Deutschland, Indien, Indonesien, Iran, Italien, Nicaragua, Pakistan und der Türkei über die historischen Hintergründe des auch heute noch für Frauen in aller Welt so wichtigen Tages.
Obwohl sich der Internationale Frauentag am 8. März zum 100. Mal jährt, kämpfen Frauen in vielen Ländern weiter für die Anerkennung der Frauenrechte. Mutig gehen viele von ihnen auf die Straße, um für ihre Rechte zu kämpfen. So wie am 19. März 1911 beim ersten Frauentag. Im Mittelpunkt aller Veranstaltungen stand die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen und die Gleichberechtigung von Frauen. Seither orientieren sich die Forderungen der Frauen in jedem Jahr an der aktuellen politischen Lage des einzelnen Landes. Gekämpft wurde und wird um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt und gegen Diskriminierung. Gerda Schievelbusch führte aus, dass der Internationale Frauentag in seinen Anfängen eng mit der Sozialistischen Arbeiterinnenbewegung verknüpft war, bis er sich von ideologischen und parteipolitischen Einflüssen löste.
„Die Grundlagen der heutigen Errungenschaften in unserem Land erkämpften unsere Großmütter“, sagte Schivelbusch. In Europa beschloss die II. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz, an der 100 Delegierte aus 17 Ländern teilnahmen, auf Initiative der deutschen Sozialistin Clara Zetkin am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines jährlichen Internationalen Frauentages. Vorausgegangen war der legendäre Streik der Textilarbeiterinnen am 8. März 1857 in New York.
In Deutschland war der Weltfrauentag zwischen 1944 und 1945 aus ideologischen Gründen verboten. Stattdessen wurde der „Muttertag“ gefeiert. Noch wäre die Abschaffung des Frauentages verfrüht, zeige doch ein Blick in die Welt und auf unsere Gesellschaft, dass der 8.März auch 100 Jahre nach seiner Einführung noch kein Tag zum Feiern ist. So sind in politischen Entscheidungsgremien Frauen nur mit sieben Prozent und in Führungsetagen der Wirtschaft nur mit drei Prozent vertreten. Hierzulande beträgt das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen 22 Prozent, trotz besserer Bildung. Der europäische Durchschnitt liegt bei 15 Prozent. Sexuelle Gewalt in der Ehe ist erst seit den 90er Jahren in der Bundesrepublik strafbar. Nach Schätzungen der UNO sterben jährlich 5000 Frauen an „Ehrenmorden“ durch ihre Familienmitglieder.
Nach der Einführung feierten die Frauen in Vilbel ein von Sati Özdemir und Angelika Mattheis vorbereitetes Fest mit einer musikalischen und kulinarischen Reise durch die Welt. Letztere zeigte einen der altägyptischen Göttin Isis gewidmeten Bauchtanz, der die Einheit von Fliegen und Tanzen verdeutlichte. Michaela Stromillo zeigte einen Tarantella, Frauen aus Pakistan sangen gemeinam Lieder aus ihrer Heimat. Verstärkt wurden sie bei ihrer Bitte an Gott, Frauen zu helfen, von Grundschüler Haschid Wareich (8).
Obwohl bei dem Fest die pakistanischen Frauen mit Abstand die farbenprächtigsten Trachten anhatten, durften sie nicht fotografiert werden, damit sie später zu Hause keinen Ärger haben.
Mit gemeinsamen Tänzen klang die Feier zum 100. Internationale Frauentag fröhlich aus.