Karben wächst beständig. Doch selten wird darüber so gestritten wie in der Ried- mühlstraße in Petterweil. Die Anwohner stemmen sich gegen Häuser vor ihrer Nase.
Karben. Acht Jahre ist es her, da waren die Anwohner außer sich. „Die Grundstücke wurden uns mit unverbaubarem Blick ins Grüne verkauft“, erinnert Michael Walke. Er und seine Nachbarn in der Petterweiler Riedmühlstraße sind sauer darüber, dass die Koalition aus CDU, FW und FDP auf der Straßenseite gegenüber den Bau von Häusern planten.
Die Anwohner gründeten daraufhin eine Bürgerinitiative, machten mobil gegen die Ideen der Koalition 2008. Die Stadt trieb das Vorhaben voran, doch bremsten Behörden des Kreises das Vorhaben nach vier Jahren aus – weil das Gelände im Regionalen Flächennutzungsplan als Teil des Grünzugs ausgewiesen ist. Folge: Das Projekt wanderte zunächst in die Schublade.
Kritik von den Grünen
Bis jetzt: In der vergangenen Woche hat Karbens Stadtparlament das Projekt aufs Neue in Gang gebracht. Gegen die Stimmen der Grünen und bei Enthaltung der SPD beschlossen CDU, Freie Wähler (FW) und FDP, ein neues Genehmigungsverfahren für die Bebauung dort zu starten. Die wird aber ganz erheblich abgespeckt: Waren früher bis zu 35 Grundstücke im Nordteil der Riedmühlstraße vorgesehen, sollen es nun nur noch vier werden.
Diese sollen sich direkt an die bestehende Bebauung sowie den Spielplatz anschließen. „Wir wollen mit möglichst wenig Flächenverbrauch Bauplätze schaffen“, wirbt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) dafür. Denn die Stadt schließe ja nur eine Baulücke und die ohnehin vorhandene und darauf ausgelegte Infrastruktur wie Kanal und Straße werde besser ausgenutzt, und es würden Flächen geschont. „Besser, Baulücken zu schließen oder Ortsränder glatt zu ziehen“, findet der Bürgermeister, „statt immer mehr Äcker zu versiegeln.“
Natürlich sei Acker kostbar, räumt Grünen-Fraktionsvize Rainer Knak aus Petterweil ein. Allerdings genüge dieses Argument nicht. „Es gibt viel Widerspruch dazu in Petterweil.“ Der Grünbereich an der Straße „prägt das Ortsbild“. Außerdem weise der Regionalplan die Flächen für den Natur- und Hochwasserschutz aus. Eine Bebauung hier „ist einfach nicht nötig“.
Auch befürchteten viele, dass es die große Lösung durch die Hintertür drohe, erklärt Rainer Knak. „Es könne nach fünf bis sechs Jahren das Argument kommen: Da stehen ja schon vier Häuser, dann können wir den Rest auch bauen.“ Weder seltene Pflanzen noch besondere Tiere fänden sich dort, widerspricht Rahn. Das habe ein Umweltgutachter bestätigt. Würden neue Häuser genehmigt, dürften außerdem die hinteren Bereiche der Grundstücke zum Mühlgraben hin nicht bebaut werden.
Anwohner prüfen
Auch das „Argument der Anwohner, dass ihnen die freie Sicht genommen wird, kann nicht entscheidend sein“, findet Rahn. Doch warum nun der zweite Anlauf, wenn doch die Argumente gleich sind?
Ganz einfach: Mit einem Beschluss, der zwischenzeitlich in der Regionalversammlung gefallen ist, darf die Stadt selbst über die Entwicklung von Arealen von bis zu 5000 Quadratmetern Größe entscheiden. „Der Regionalplan ist nicht parzellenscharf abgestimmt“, erläutert Rahn. Doch hätten die Genehmigungsbehörden den Plan bisher sehr exakt ausgelegt. Deshalb habe das Regionalparlament diese Klarstellung beschlossen.
Genau an der Grenze zweier verschiedener Nutzungsbereiche liegt die Petterweiler Wiese – und sie ist klein genug, damit die Entscheidung nun in der Kommune fallen kann, wenngleich Betroffene und Behörden angehört werden.
Das ist der Grund, warum es bislang still ist in der Bürgerinitiative. „Wir sind auf Horchposten“, erklärt Michael Walke, einer der Mitstreiter. Derzeit würden die Ideen der Stadt geprüft. „Beim ersten Versuch hatte sich ja herausgestellt, dass man dort gar nicht bauen darf.“ Je nachdem, was die Prüfung ergibt, wollten die Anwohner entscheiden, was sie danach machen. (den)