Pläne für Bühnendach, Burggraben und Theaterwerkstätten
Bad Vilbel. Stillstand bedeutet Rückschritt. Auch wenn in den Vor-Corona-Zeiten die Burgfestspiele fast jährlich Rekordergebnisse erzielten und fünfmal in Folge die magische Schwelle von Hunderttausend Besuchern überschritten wurde, können und wollen sich die Stadt und die Festspiel-Crew um Intendant Claus-Günther Kunzmann nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Weitere wichtige und kostenintensive Bauprojekte stehen auf der Agenda.
So bedarf das Dach der Bühne im Burghof einer Erneuerung, um den gestiegenen Anforderungen gerecht werden zu können. Wie kann die Bühnenüberdachung ohne störende Säulen gut abgestützt werden und gleichzeitig mehr an Technikausstattung aufnehmen – das sind Fragen, die es zu beantworten gilt.
Geprüft werde in diesem Zusammenhang, ob eine andere Ausrichtung der Bühne von Vorteil wäre, wie Intendant Kunzmann erläuterte. Derzeit steht die Bühne symmetrisch in den Burgmauern, passt sich jedoch dabei nicht in gleicher Weise der Symmetrie der Zuschauertribüne an. Der Aufmerksamkeitsschwerpunkt – so die Bezeichnung der Architekten – liege so nicht in der Mitte der Bühne, sondern ist leicht verschoben. Welche Bedeutung es für die Inszenierungen haben könnte, wenn die derzeitige Symmetrie der Bühne aufgelöst werde, sei mit den Regisseurinnen und Regisseuren zu besprechen.
Das Problem mit den tragenden Säulen
Zweite grundsätzliche Frage bei der Neugestaltung sind die tragenden Säulen des Daches. Derzeit sind es sechs Stützen, zwei davon so weit in der Mitte der Bühne, dass sie immer in die jeweiligen Bühnenbilder integriert werden müssen. Um den Innenraum der Bühne künftig komplett bespielbar machen zu können, müssten alle Stützen mehr zu den Burgmauern hin positioniert werden.
Die Frage ist, ob die dann vergrößerte Spannweite der Querträger statisch gewährleistet, dass die notwendige Technik (Lautsprecher, Scheinwerfer samt der gesamten Kabelage) untergebracht werden kann. Zu beachten sei zudem, dass die Fenster der Burgmauern für die Inszenierungen bespielbar, also frei bleiben müssen.
Klar ist auch, dass die Arbeiten im März fertig sein müssen, damit die Vorbereitungen der neuen Spielzeit anlaufen können. Ob dies noch 2022 möglich sein kann, hält Kunzmann für fraglich. Die Bodenuntersuchungen zur Klärung der Gründungsmöglichkeiten sind schon gelaufen – auch unter Hinzuziehung der Bodenabteilung des Denkmalamtes. Die Kosten für Planung und Realisation liegen bei 700.000 bis 800.000 Euro.
Derzeit sind Werkstätten und Probebühnen der Festspiele weit verstreut über die Stadt und erfüllen nur noch schwer die Anforderungen eines solchen Betriebes. Ein schon länger in Planung befindliches Projekt ist daher der Bau der Theaterwerkstätten am Ortsrand von Dortelweil. Neben Schlosserei, Schreinerei, Elektrowerkstatt und Malsaal sowie der Unterbringung des Fundus mit Kostümen und Requisiten umfasst das Vorhaben auch die Errichtung von drei Probebühnen in einem vorgelagerten Baukörper.
Der Zwischenraum der beiden Baukörper soll überdacht werden mit einem Werkhof im Freien. An den somit auch überdachten Rückseiten der Probenbühnen können in hohen Regalen auf Paletten gestapelte Bühnenbildteile und anderes gelagert werden. Das Gesamtareal umfasst mit Zufahrtswegen und Parkplätzen rund 4500 Quadratmeter. Die Kosten bewegen sich bei 7,5 Millionen Euro. Vorabstimmungen mit den Abteilungen des Wetteraukreises sowie auch mit den Brandschutzsachverständigen sind gelaufen, der Bauantrag kann bald eingereicht werden. Angestrebt ist die Inbetriebnahme der Werkstätten für die Saison 2023.
Der Bau der neuen Werkstätten hat Folgen für die Zehntscheune gegenüber der Burg. Sie wird zumindest zum Teil für andere Zwecke nutzbar – sei es Gastronomie oder etwas anderes. Klar ist jedoch, betont Kunzmann, die Zehntscheune muss für die Festspiele weiterhin für bestimmte Funktionen nutzbar bleiben. So zum Beispiel für eine kleine Werkstatt, wenn es schnell am Bühnenbild etwas zu reparieren oder zu ändern gilt. Vor allem aber für die Wäscherei, in der die verschwitzten Kostüme nach den Vorstellungen wieder auf Vordermann gebracht werden müssen. Auch das Rote Kreuz und die Nachtwachen benötigen Räume in direkter Nähe der Burg.
Als drittes Bauprojekt haben die Festspiele die Sanierung des Burggrabens in der Pipeline, wie Kunzmann berichtet. Dort rutschen an der Innenseite immer wieder Teile des Bodens ab – hauptsächlich wohl durch die Verwitterung von abgestorbenen Wurzeln. Auch hier gab es schon Vorgespräche mit der Bodendenkmalpflege des Wetteraukreises.