Wetterau. Vergangene Woche ist ein neuer Offshore-Windpark in der Ostsee vor Rügen vollständig ans Netz gegangen. Die Ovag und die Stadtwerke Bad Vilbel sind mit Millioneninvestition an dem Projekt beteiligt.
»Arcadis Ost 1« besteht aus 27 Windrädern, die eine Leistung von 257 Megawatt haben – was rechnerisch ausreichen soll, um 290 000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Die Ovag und die Stadtwerke bilden mit der WV Energie AG aus Frankfurt die »Ostsee WindEnergie GmbH«, die zu gut 10 Prozent am Projekt beteiligt ist. Es hat ein Gesamtinvestitionsvolumen von 800 Millionen Euro.
Nachdem bereits bis Ende März 24 der 27 Windenergieanlagen in Betrieb sind, hätten die letzten drei Anlagen aufgrund von Lieferverzögerungen bei den Rotorblättern erst jetzt in einer zweiten Kampagne mit dem Spezialschiff »Thialf« aufgestellt werden können, teilt die Ovag mit. Mitte November wurde demnach die letzte Turbine des regenerativen Großkraftwerks installiert und in Betrieb genommen.
Der Bau des Windparks hatte die Entwickler vor einige Probleme gestellt. »Zusätzlich zu den 45 Metern Wassertiefe kam noch eine an einigen Stellen bis zu 30 Meter mächtige Schicht von nicht tragfähigem Schlamm und Schlick«, berichtete Manfred Dittmer, Deutschland-Chef des belgischen Windpark-Entwicklers Parkwind. Deshalb seien seit Baubeginn im Juni 2022 nicht wie üblich Schiffe zum Einsatz gekommen, die sich fest mit dem Meeresgrund verbinden, sondern – weltweit zum ersten Mail – freischwimmende Kräne. Ein weiteres Problem war laut Dittmer die Hafeninfrastruktur in Mukran auf Rügen. Dort habe es nicht genug Platz gegeben. Parkwind habe deshalb nach Bornholm ausweichen müssen. Die Wartung soll dann aber von Rügen aus erfolgen.
Die Notwendigkeit des Ausbaus der Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland sei nicht nur infolge des Klimawandels, sondern auch durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und die dadurch sichtbar gewordenen Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern deutlich stärker in den gesellschaftlichen Fokus gerückt, erklärten die drei Projektpartner aus der Wetterau. »Arcadis Ost 1« passe perfekt in das Portfolio der Ovag und ihrer »klimaschutzorientierten DNA«, so die beiden Vorstände Joachim Arnold und Oswin Veith.
Klaus Minkel, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Vilbel, lobte die gute Zusammenarbeit aller Beteiligung an diesem »Vorreiter-Projekt«. »Der nachhaltige Ausbau erneuerbarer Energien, hier mit einem erstmals angewendeten Verfahren realisiert, ist eine Gemeinschaftsaufgabe, der wir uns stellen.« Stadtwerke und WV Energie AG hatten vor rund zehn Jahren gemeinsam mit den Vorarbeiten begonnen. Offshore-Wind sei ein unverzichtbarer Baustein bei der Verbesserung der nachhaltigen Versorgungssicherheit, betonte Minkel. Die ausführenden Unternehmen hätten großartige technische und logistische Leistungen erbracht.
Als erster Offshore-Windpark in Europa ist »Arcadis Ost 1« mit den neuen Vestas-Turbinen des Typen V174-9,5 MW ausgestattet. Jedes Windrad hat eine Leistung von 9,5 MW, eine Nabenhöhe von 110 Meter über der mittleren Meeresoberfläche und verfügt über einen Rotor mit einem Durchmesser von 174 Metern.
Der erwartete jährliche Stromertrag wird mit rund einer Milliarde Kilowattstunden prognostiziert. »Das ist in etwa die Menge, die die Ovag jährlich an ihre privaten und gewerblichen Kunden liefert«, erklärte Hans-Peter Frank, Leiter der Abteilung Energieerzeugung und Handel der Ovag und einer der Geschäftsführer der OWE, abschließend. (hed/dpa/pm)