Soll Okarbens östliche Ortszufahrt gesperrt werden? Die Diskussion darüber hält an – und wird immer hitziger, zeigt sich im Ortsbeirat. Einig sind sich alle nur in einem: Dass die Autofahrer, die die neue Nordumgehung nicht nutzen, aus ihrem Trott geholt werden müssen. Nur wie?
Karben. Wer nach fast zwei Stunden Sitzung die stickig-verbrauchte Luft im Clubraum im Okarbener Bürgerhaus spürt, der merkt sofort: Hier ist heiß diskutiert worden. Kein Wunder, geht es doch um das zentrale Streitthema im Ort: Soll der Klingelwiesenweg, Okarbens östliche Zufahrt, voll gesperrt werden?
Trotz der hitzigen Debatte von Politikern und Bürgern liegt nach zwei Stunden weiter keine finale Lösung vor. Aber es gibt Fortschritte. „Nach der Eröffnung der Nordumgehung ist auf jeden Fall Besserung geschehen“, erklärt Ortsvorsteher Karlheinz Gangel (CDU). Eine Anwohnerin bestätigt: „Es ist erheblich ruhiger geworden.“
Seit Dezember können Autos Okarben über die Umgehung umkurven. Dennoch herrscht, besonders in den Stoßzeiten, reger Verkehr auf der Verbindungsstraße von Okarben zur Landesstraße Groß-Karben–Burg-Gräfenrode.
Wo Lärm droht
800 Fahrzeuge pro Tag zählt die Stadtpolizei dort noch. Bei einer Kontrolle habe sich gezeigt, dass 40 Prozent Pendler auf dem Weg zur B 3 seien, erklärt Stadtrat Sebastian Wollny (CDU). „Das verstehe ich nicht, warum die Leute trotzdem durch den Ort fahren, wenn es über die Nordumgehung bequemer geht“, wundert sich der Ortsvorsteher. SPD-Ortsbeiratsmitglied Matthias Flor ahnt: „Die Leute fahren so, wie sie es gewohnt sind.“
Diesen Alltagstrott müsse man durchbrechen: Darin sind sich im Raum alle einig. Das Wie aber entzweit. Flor fordert namens der SPD weiter eine Vollsperrung in Höhe des Sportplatzes. Poller oder eine Schranke will sein SPD-Kollege Gerald Schulze. „Auch Landwirtschaft und Feuerwehr zu blockieren, wäre doch viel zu viel“, wehrt ein Zuhöhrer ab. Doch das neu angebrachte „Anlieger frei“-Schild wirke nicht, findet Flor. Es halte niemandem vom Durchfahren ab.
Anwohner aus Groß- und Untergasse stützen die Sperr-Forderung. „Alle fahren hier durch“, sagt eine Bürgerin, „selbst große Laster, Öllaster, Logistiklaster – obwohl sie gar nicht über die Brücke dürften – und ganz viele Lieferwagen.“ Nachbarn quittieren das mit Nicken. Andere Anwesende warnen: Werde der Klingelwiesenweg gesperrt, müssten die Besucher der Kleingärten und vor allem die vielen Sportplatz-Nutzer durch den Ort zu ihrem Ziel fahren. Jeden Tag trainierten Klein-Karbener Teams auf dem Fußballplatz. Und die Kinder würden von ihren Eltern gebracht und wieder abgeholt. „Irgendwo müssen die ja entlangfahren“, sagt eine Okärberin. Die Sperrung des Klingelwiesenwegs sei daher „Quatsch“: „Dann haben wir noch mehr Verkehr durch den Ort.“ Nun nicken Anwohner aus der Hauptstraße kräftig und kritisieren: „Dann bekommen wir den Lärm ab.“
Nicht nur: Damit müssten auch viele Okarbener, die in Richtung Burg-Gräfenrode und Ilbenstadt wollten, Umwege fahren, warnt CDU-Ortsbeiratsmitglied Elke Demmer. Keiner wolle den Verkehr vor seiner Haustür, irgendwo müssten die Autos aber entlangfahren.
Ampelphase zu lang
Die Stadt will nun pragmatisch vorgehen: Bald solle der Klingelwiesenweg für einige Tage voll gesperrt werden, weil das Geländer der Nidda-Brücke saniert werden müsse, kündigt Stadtrat Wollny an.
„Wir hoffen, dass sich die Leute dann die Alternativstrecke über die Nordumgehung merken, weil sie attraktiver ist.“ Auch werde die Polizei im April/Mai weitere Kontrollen vornehmen. Das Ziel laut Wollny: „Wir wollen Gewohnheitsfahrern die Durchfahrt abgewöhnen.“ Mehr Kontrollen seien der richtige Weg, findet Ortsvorsteher Gangel. „Dann wird es viele Okärber treffen“, warnt SPD-Mann Flor.
Doch es könnte noch einen Faktor geben, weshalb der Klingelwiesenweg attraktiv ist: Viel zu lang dauerten die Rot-Phasen von und nach Okarben an der Abfahrt der Nordumgehung zur Brunnenstraße, merkt ein Bürger an: „Dadurch ist es total umständlich, so herum zu fahren. Da wartet man ewig.“ Ein wichtiger Hinweis, dankt Stadtrat Wollny. Die Stadt wolle bei der Behörde „Hessen Mobil“ um eine bessere Ampelschaltung bitten. (den)