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Wer sitzt im Parlament? – Wahlen im März: Reicht’s für die amtierende Koalition? Übernimmt die SPD?

Karben. Beinahe fünf Jahre ist es her, dass die Wähler für eine faustdicke Überraschung sorgten. Mit 42,0 Prozent der Stimmen siegte die CDU. Der Weg war frei, um erstmals die seit den 1970er-Jahren regierende SPD abzulösen.

CDU Dass am 27. März 2011 ein erneuter Wahlsieg schwer wird, befürchtet CDU-Partei- und Fraktionschef Mario Beck: „Wir haben schwierige Rahmenbedingungen, und 42 Prozent sind eine große Hausnummer.“ Beide Volksparteien seien auf Bundesebene in einer „schwierigen Lage“ – also bläst den Lokalpolitikern der Wind aus Berlin ins Gesicht? „Die Wähler können schon unterscheiden zwischen den Leistungen vor Ort und anderswo“, sagt Beck. Deshalb setzt er als Ziel: Die CDU soll wieder stärkste Kraft werden. „Es wäre schön, wenn wieder eine Vier vorne steht.“ Angesichts der Erfolge der Koalition bei Nordumgehung, Kinderbetreuung, Bahnhofssanierung und Haushaltssanierung sei das realistisch.

SPD Fünf Jahre Bürgerliche sind für SPD-Chefin Christel Zobeley jedoch genug. „Unser Ziel ist, die Mehrheit wieder zu erreichen“ – im Zweifelsfall wieder mit den Grünen, „mit denen haben wir viele Gemeinsamkeiten“.

Wo die SPD landet, vermag die Parteivorsitzende nicht zu tippen. Zu unterschiedlich sind die Ausgangslagen: Zum einen war die SPD in Karben 2006 um 8,2 auf 39,4 Prozent abgestürzt. Andererseits liegt sie bundesweit seit langem noch erheblich tiefer. „Wir können nicht einschätzen, wie die gesamte Konstellation aussieht“, räumt Zobeley ein. Starke Grüne entsprechend dem Bundestrend wären gut für Rot-Grün, ebenso eine schwache FDP. Andererseits könne ein Antreten der Linken auch die SPD Stimmen kosten.

Linke Dass die mit den Hartz-IV-Rebellen fusionierte Nachfolgepartei der SED auch im Karbener Stadtparlament vertreten sein könnte, scheint auf die dort vertretenen Parteien wie ein Schreckgespenst zu wirken.

„Sie werden sicher den einen oder anderen Befürworter haben“, schätzt die Vorsitzende der Freien Wähler, Laura Macho. Doch habe sie inhaltlich noch nichts von den Linken zur Karbener Kommunalpolitik gehört. Deshalb sei die Partei „keine Konkurrenz für das linke Spektrum“ in Karben, schätzt Grünen-Fraktionschef Gerrit Rippen.

Eine Stellungnahme der Karbener oder Wetterauer Linken war trotz mehrfacher Anfragen nicht zu erhalten. In Karben treten sie vor allem mit ihrem hin und wieder in die Briefkästen verteilten Blättchen in Erscheinung.

Grüne Noch weniger geheuer ist der Öko-Partei jedoch ihr Stimmungshoch auf Bundesebene. „Über zehn Prozent plus X würden wir uns freuen“, stapelt der Fraktionsvorsitzende deshalb tief. Steigbügelhalter für einen Machtwechsel zur SPD wollten die Bündnis-Grünen aber nicht sein. „Wir sind nicht automatisch auf Rot-Grün gebucht.“ Denn es gebe auch „Schnittmengen“ mit der CDU: „Zumindest der Bürgermeister macht ja zurzeit recht grüne Politik“, erinnert Gerrit Rippen.

FW Um dessen Arbeit zu unterstützen, brauche es eine starke Koalition – weshalb die Freien Wähler zehn Prozent plus X erreichen wollen. „Am besten, wenn das zulasten der SPD geht“, hofft Vorsitzende Laura Macho. Notfalls müsse die Koalition ohne die schwächelnde FDP klarkommen. „40 plus X für die CDU, zehn Prozent plus X für uns – das sollte völlig ausreichend sein“, plant die FW-Chefin.

FDP Dagegen sieht der FDP-Chef seine Partei als wichtigen Teil der Koalition. „Alle drei Partner ergänzen sich gut“, findet Oliver Feyl. Wenngleich er „nicht optimales Wetter auf Bundesebene“ einräumt, doch in Karben sei „mehr drin“. Die Koalition fortzuführen „und alle anderen Mehrheiten zu verhindern“, sei Ziel der Liberalen. Daher stehe die FDP für eine Ampelkoalition nicht zur Verfügung, falls SPD und Grünen Stimmen fehlten. Und der jüngste Koalitionsstreit um die Windkraft? „Man muss auch in einer gut zusammenarbeitenden Koalition einmal zeigen können, dass wir drei eigenständige Parteien sind.“ (den)