Bad Vilbel. Den Erbsenlesungen des Kunstvereins, nach zehn Jahren und fast 75 Veranstaltungen im Kulturleben der Brunnenstadt fest verankert, geht das Geld aus. Neue Sponsoren sind gefragt, denn der bisherige Hauptsponsor, die Allianz Dresdner Bauspar AG, verlagert nach beinahe sieben Jahren das finanzielle Engagement auf den Verein für Sport- und Kulturförderung.
„Die Zusammenarbeit mit dem Kunstverein war stets sehr gut. Die Sparte Literatur ist uns ans Herz gewachsen“, sagt Birgit Langer für die Bauspar AG. Auch künftig solle der Kunstverein über den Förderverein unterstützt werden. „Doch von den kulturellen und sozialen Projekten, die der 1999 gegründete Förderverein umsetzt, profitiert eine größere Anzahl Vilbeler“, so Langer.
„Etwa 5000 Euro werden für ein Halbjahresprogramm mit vier Lesungen, zusätzlich zum Eintritt, benötigt“, hebt Doris Illian vom Kunstverein hervor. Autorenhonorare, Reise- und Hotelkosten der Autoren, Versicherungen, Plakate und Prospekte sowie die Erbsensuppe seien zu finanzieren. Eine Verteilung auf mehrere Sponsoren ist für die Organisatorinnen denkbar. Wenn es die Räume und technische Ausstattung zuließen, könnten Lesungen, die durchschnittlich 70 Besucher zählten, auch bei Sponsoren stattfinden. Ein Interesse an Literatur im Allgemeinen könne willkommene Impulse geben. Literarische Abende von inhaltlicher und sprachlicher Qualität – sei es in Romanen, Satiren, gesellschaftlichen und politischen Sachbüchern oder Biografien – bilden den Anspruch der Erbsenlesungen.
Robert Gernhardt war im Herbst 1997 der Erste, der beim Kunstverein seine Erbsensuppe auslöffelte und mit einer literarischen Lesung zahlte. Die Verbindung von literarischer Lesung und einer zuvor servierten Erbsensuppe bezieht sich auf die schwedische Akademie, die über die Vergabe des Literatur-Nobelpreises entscheidet. Dort wird, hat man sich auf einen neuen Preisträger geeinigt, gemeinsam eine Erbsensuppe verzehrt. „In den ersten Jahren haben wir immer nur von Lesung zu Lesung geplant“, erinnert sich Cornelia Weinheimer vom Kunstverein an die unsichere Finanzierung der Anfangsjahre und die ersten Sponsoren. Im Herbst 1999 erhielt die unter Leitung Illians stehende Literatursparte des Vereins mit dem Engagement der Bauspar AG Planungssicherheit und Perspektive.
Im Januar 2000 legte Guido Knopp, der bekannte Historiker des Zweiten Deutschen Fernsehens, im Dortelweiler Geschäftssitz der Allianz Dresdner Bauspar den Grundstein der literarischen Zusammenarbeit.
Pro Halbjahr fanden seither zwischen Januar und April sowie September und Dezember jeweils vier Lesungen statt. Rafael Seligmann, Hellmuth Karasek, Rüdiger Safranski oder Martin Mosebach zählten zu den lesenden Gästen. Mit György Konrad, dem ungarischen Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, oder der renommierten schwedischen Krimiautorin Maj Sjöwall blickte der Kunstverein über den nationalen Tellerrand hinaus.
Meist fanden die Lesungen im Wechsel im Kurhaus oder dem Foyer der Bausparkasse statt. Zum vorerst letzten Mal findet die Erbsenlesung mit Autor Armin Strohmeyr („Die Frauen der Brentanos“) am Dienstag, den 23. Januar, am Dortelweiler Standort des Sponsors statt. „Die Betreuung dort schuf Literaturabende in sehr netter Atmosphäre“, lobt Illian die Zusammenarbeit, die im ersten Halbjahr 2007 auslaufen wird.
Doris Illian ist telefonisch unter der Rufnummer (0 61 01) 52 31 80 erreichbar.