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Weniger Straftaten in der Wetterau – he Kriminalstatistik weist 392 Gewaltdelikte für 2020 aus

Von Larissa Wolf

Wetteraukreis. Die Zahl der Straftaten im Polizeibezirk Mittelhessen, zu dem auch der Wetteraukreis gehört, ist weiter rückläufig. Das geht aus der polizeilichen Kriminalstatistik 2020 hervor. Ein Grund dafür sei Corona. Die Pandemie hat aber auch eine neue Betrugsmasche hervorgebracht.
Als es im April 2020 in einer Bad Nauheimer Penthouse-Wohnung brannte, fand man während der Löscharbeiten zwei Tote. Bei einer Obduktion wurde festgestellt, dass es die zwei Bewohner waren. Nach Abschluss der Ermittlungen stand schließlich fest: Der 51-Jährige hatte seinen 44-jährigen Ehemann und danach sich selbst im Feuer getötet.
Aufklärungsrate liegt bei 87,2 Prozent
Dieser Fall ist laut Kriminalstatistik eines von elf erfassten Mord- und Tötungsdelikten im Wetteraukreis im Jahr 2020. Insgesamt 392 Gewaltdelikte – zu denen neben Mord, Totschlag und Raub auch Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung und schwere sexuelle Nötigung gehören – wurden vergangenes Jahr in der Wetterau angezeigt. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese Zahl nur leicht gesunken – um neun Fälle. Die Aufklärungsrate von 87,2 Prozent dieser Fälle entspricht der aus 2019.
Die Summe der Straftaten in der Wetterau ist rückläufig. 10 086 Fälle erfasste die Polizei im Jahr 2020 – davon ausgenommen ausländerrechtliche Delikte wie illegale Einreise. 2016 waren es noch 12 765; diese Zahl sinkt demnach seit fünf Jahren kontinuierlich. »An diesem Trend werden wir auch im kommenden Jahr mit seinen neuen Herausforderungen arbeiten«, sagt Kriminaldirektorin Anja Fuchs, Leiterin der Polizeidirektion Wetterau. 2020 konnten 64 Prozent aller Straftaten aufgeklärt werden.

Neue Betrugsmasche beim »Enkeltrick«
Laut Polizei ist die Pandemie ein Grund für die rückläufigen Straftaten. Durch coronabedingtes Homeoffice und ausfallende Reisen habe es 2020 weniger Tatgelegenheiten für Wohnungseinbrüche gegeben. Sie habe jedoch Täter zu neuen Herangehensweisen bewogen. So nutzten sie eine an Corona angepasste Form des  Enkeltricks: Die Verwandten der vor allem älteren Mitbürger hätten sich mit dem Virus infiziert und bräuchten Geld für die Behandlung. Diese Form der Kriminalität habe auch 2020 weiter zugenommen. In der polizeilichen Kriminalstatistik wird über verschiedene Arten von Straftaten informiert.

Häusliche Gewalt
Seit 2014 lässt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt in Mittelhessen feststellen. Alle Formen physischer, sexueller und psychischer Gewalt zählen dazu. Meist seien Frauen betroffen, sagt Polizeipräsident Bernd Paul. 2020 waren es 423 Fälle in der Wetterau, 31 mehr als noch 2019 – eine hohe Dunkelziffer ist laut Polizei wahrscheinlich. Mit Beratungs- und Hilfsangeboten möchte die Polizei dem entgegenwirken. »Wir können Täter für bis zu 14 Tage aus der gemeinsamen Wohnung ausweisen und ein Kontaktverbot aussprechen«, sagt Paul.

Diebstahl
Etwa 30 Prozent aller 2020 angezeigten Straftaten waren Diebstähle. Während 2016 noch knapp 5000 Diebstähle in der Wetterau registriert wurden, waren es 2020 nur noch 2894. Davon waren 464 Ladendiebstähle, 46 mehr als noch 2019. 30,5 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden, genauso viel wie im Vorjahr.
Wohnungsdiebstähle
2020 sind in ganz Mittelhessen laut Kriminalstatistik Wohnungseinbrüche mit Diebstahl weniger geworden. In der Wetterau waren es 235 Einbrüche (2019: 352). Aufgeklärt wurden allerdings nur 15,7 Prozent der Fälle, 2019 waren es noch 22,1 Prozent. Dafür verantwortlich sei, dass viele Taten von Einzeltätern verübt worden sind.

Straßenkriminalität
Dazu gehören alles Taten, die auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen begangen werden, zum Beispiel Raubüberfälle oder Autodiebstähle. Im Wetteraukreis ist die Straßenkriminalität gesunken: 2020 waren es 1749 Fälle, 2019 noch 1922. Auch die Aufklärungsrate ist von 22,2 Prozent in 2019 auf 20,2 Prozent in 2020 gefallen. Besonders wichtig für die Aufklärung solcher Delikte seien die Hinweise der Bürger, sagt Polizeipräsident Bernd Paul.

Rauschgiftdelikte
Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 17 Tote durch Drogenmissbrauch in Mittelhessen, drei davon im Wetteraukreis. Die Zahl der erfassten Rauschgiftdelikte ist trotz Corona-Beschränkungen von 497 in 2019 auf 533 in 2020 angestiegen. In diesem Bereich werden besonders viele Fälle aufgeklärt: Laut Kriminalstatistik waren es 2020 ganze 97,1 Prozent. Dies komme vor allem durch Kontrollen der Polizei und Ermittlungsverfahren.

Was nicht erfasst wird
Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist eine sogenannte Ausgangsstatistik: Sie erfasst alle der Polizei bekannt gewordenen und bearbeiteten Straftaten. Nicht erfasst werden Staatsschutzdelikte, Verkehrsdelikte sowie Straftaten, die außerhalb Deutschlands verübt wurden. Die Statistik dient der Beobachtung der Kriminalität im Ganzen sowie einzelner Deliktarten. Das Polizeipräsidium Mittelhessen konnte 67,4 Prozent der insgesamt 44 700 Straftaten aufklären, die im Jahr 2020 verübt und angezeigt wurden.