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Wende von unten

Referent Diethardt Stamm
Referent Diethardt Stamm

Die Energiewende ist in Deutschland ein großes und allgegenwärtiges Thema. Diethardt Stamm von der Mittelhessischen Energiegenossenschaft (MiEG) zeigte mit seinem Vortrag Wege auf, das Vorhaben „von unten“ zu unterstützen.

Bad Vilbel. „Energiewende von unten“: Der verheißungsvolle Titel lockte rund 20 Besucher ins Haus der Begegnung. Das Thema ist brandaktuell, wie die politischen Geschehnisse zeigen: Erst kürzlich verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), es werde angesichts des Konflikts mit Russland um die Annexion der Krim eine „neue Betrachtung der gesamten Energiepolitik“ geben. Umso größer ist das Interesse vieler Bürger, sich dem Thema erneuerbare Energien selbst anzunehmen.

Dafür ist Diethardt Stamm von der Mittelhessischen Energiegenossenschaft (MiEG) genau der richtige Ansprechpartner.

Bad Vilbel im Abseits

Der studierte Elektrotechniker und ehemalige Leiter der Technikerschule Butzbach engagiert sich seit Jahren für erneuerbare Energien: „Nach vier Wochen Rentnerdasein und Däumchendrehen ist mir langweilig geworden, also haben wir im April 2011 die MiEG gegründet“, berichtet Stamm. 33 Gründungsmitglieder seien sie gewesen, heute hingegen habe die Genossenschaft 471 Mitglieder – eine beachtliche Zahl. „Wir knüpfen gemeinsam an den alten genossenschaftlichen Leitsatz aus dem 19. Jahrhundert an: ,Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.’“

Die MiEG agiere im Gebiet des Energieversorgers Oberhessische Versorgungsbetriebe (OVAG), also im Wetteraukreis, im Vogelsbergkreis, im Landkreis Gießen und zusätzlich im Hochtaunuskreis. „Wir arbeiten bereits mit vielen Kommunen zusammen. Bad Vilbel ist allerdings noch nicht dabei“, bedauert er. Einiges hat die MiEG schon erreicht: 36 Photovoltaik-Anlagen hat sie in Kommunen in der Region schon gebaut, allein fünf davon in Nidda. Das aktuelle Projekt ist eine Anlage auf dem Rathaus der Stadt Reichelsheim. Das Geld für die Anlagen wird durch rund 100 MiEG-Darlehensgeber ermöglicht. Neben der Photovoltaik stehen auch andere Bereiche auf der Agenda der Genossenschaft. Dazu gehören unter anderem auch Windkraft, Elektromobilität und Energieberatung.

Handeln zählt

„Meckern und sich zum Beispiel über hohe Energiepreise beschweren kann jeder. Es selber in die Hand nehmen bedeutet mitmachen“, warb Stamm. Jedes Neumitglied zahle einen einmaligen Geschäftsanteil von 100 Euro. „Jedes Mitglied – egal wie viele Anteile – hat eine Stimme. Uns kann keiner aufkaufen.“ Gesichert werden die Finanzen durch regelmäßige Kontrollen durch den Genossenschaftsverband und die geldgebenden Regionalbanken. „Ein Beitritt gewährleistet die Mitsprache und ermöglicht das teilweise Abkoppeln von teuren Energiesystemen.“

Bei der Debatte zeigte sich, wie groß der Diskussionsbedarf zum Thema Energiewende ist. „Es gibt durch unseren Föderalismus keine gemeinsame Zielsetzung“, kritisierte ein Bad Vilbeler – zu Recht, wie Stamm bestätigte.

Doch auch kritische Fragen zur MiEG kamen auf. Die MiEG gegen die Energiekonzerne, das sei wie Kreisliga gegen Bundesliga, sagte ein Bürger: „Wie schaffen Sie eine Lobby von unten bis oben?“ Es gebe keine Lobbyisten, so Stamm, „aber wir propagieren unsere Genossenschaften.“ (dae)

Informationen zur MiEG gibt es unter www. mittelhessische-energiegenossenschaft.de. Dort sind Details über die Zielsetzung, die Kooperationspartner, den Aufbau und die Projekte der Genossenschaft zu finden.