Am 23. März 2016 hätte Lale Andersen ihren 111. Geburtstag gefeiert. Jochen Zeitler aus Bad Vilbel erinnert sich an Lili Marleen, die Heilsberger Tankstelle Kaschner und an einen besonderen Tag.
Es war im Frühjahr des Jahres 1968, als ich mit meinem Auto Union 1000 S die Tankstelle Kaschner auf dem Heilsberg ansteuerte. Vor mir an der Zapfsäule stand ein cremefarbenes Borgward/Isabella-Coupé mit Weißwandreifen. Wow! Kennzeichen: HB-LB-905. Das kann doch nicht wahr sein, schoss es mir durch den Kopf, ist die Welt doch so klein?
Nun die Auflösung des Pkw-Kennzeichens: HB = Hansestadt Bremen, LB = Liese-Lotte Bunnenberg, L.B. ist der Mädchenname der Sängerin Lale Andersen („Lili Marleen“, „Ein Schiff wird kommen“), 905 = Das Geburtsjahr von Lale Andersen, 1905.
Vor dem Tankstellengebäude ging eine Frau im Trenchcoat, Kopftuch, Sonnenbrille, rauchend unruhig hin und her. Für einen Moment setzte Sie die Sonnenbrille und das Kopftuch ab. Sie war es leibhaftig: Frau Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg, verehelichte Beul. Ich ging auf sie zu. Ich: „Willkommen in Bad Vilbel, Frau Bunnenberg“
L.A.: „Woher kennen wir uns?“
Ich: „Vor 10 Jahren, 1958, war ich, Jochen Zeitler, Internatsschüler auf der Nordseeinsel Langeoog und gleichzeitig Redaktionsmitglied der Schülerzeitung „Robinson“. Nach Losentscheid durfte ich Sie in Ihrer Residenz „Sonnenhof“ interviewen. Mit der Auflage: „Keine Fotos“. Für mich sind es unvergessene 90 Minuten in einer sehr entspannten Atmosphäre, bei Tee, Kandis, Sahne und Gebäck, geblieben.“
L.A.: „Sie müssen entschuldigen, Herr Zeitler, ich kann mich nicht mehr an unser Interview erinnern; ich bekomme immer wieder Interview-Anfragen… sorry.“
Ich: „Darf ich wissen, was Sie nach Bad Vilbel führt?“
L.A.: „Mein Manager und ich sind auf dem Weg nach Frankfurt, zu Fernsehaufnahmen beim Hessischen Rundfunk.“
Von der Tankstelle rief ihr Manager: „Komm’ Mädel, der „Blaue Bock“ wartet nicht auf dich!“
L.A.: „Tschüss, alles Gute bis zum Wiedersehen auf Langeoog.“
Ich: „Danke gleichfalls!“
Und schon entschwand die Isabella Richtung DENA-Sender gen Frankfurt Der“ target=“_blank“ rel=“nofollow“>a.M. Der
„Lale Andersen“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Sie sind ein Witzbold“, gab Meister Kaschner zurück.
Nachtrag: Aus zwei Frauen wurde ein Lied: “… bei der Laterne wollen wir stehen, wie einst Lili Marleen…!“ Die eine hieß: Lili, die andere Marleen. Der Junge Soldat Hans Leip liebte beide Mädchen. So sehr, dass sie in seinem Gedicht, dass er an einem April-Abend des Kriegsjahres 1915 nach stundenlangem Wacheschieben vor seiner Kaserne niederschrieb, zu einer Gestalt wurden: „Lili Marleen“.
Doch erst 26 Jahre später, 1941, trat „Lili Marleen“, vertont von Norbert Schulze, gesungen von Lale Andersen, ihren Siegeszug um die Welt an. Die sehnsuchtsvolle Weise verzauberten nicht nur im 2. Weltkrieg Freund und Feind.
1972 erschien die erste Auflage von Lale Andersen’s Lebenserinnerungen mit dem Titel: „Der Himmel hat viele Farben, Leben mit einem Lied“. Im gleichen Jahr starb sie im 67. Lebensjahr. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Dünenfriedhof ihrer so geliebten Nordseeinsel Langeoog, ganz in der Nähe ihrer Residenz „Sonnenhof“. Im Erdgeschoss des „Sonnenhofes“ befindet sich heute ein Café mit vielen Erinnerungen an Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg. Am 23. März 2016 wäre Lale Andersen 111 Jahre alt geworden.
Mir bleibt noch einer ihrer vielen Lebensweisheiten – aus Russland – in Erinnerung: „Findet ein Armer ein Rubelchen, ist es bestimmt ein falsches.“
Jochen Zeitler, Bad Vilbel