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Weihnachtstraditionen sind heilig – Das Wort zum Sonntag

„Weihnachten ohne Geschenke, wäre kein richtiges Weihnachten“, sagen wohl die meisten Kinder. „Weihnachten ohne Pute, wäre kein Weihnachten“, sagt eine mit mir entfernt verwandte Familie und so gibt es dort seit Jahrzehnten eine Pute zu Weihnachten. Die Enkel mögen das nicht essen und die Großeltern zehren darum mehrere Tage von der Pute. Egal, Weihnachtstraditionen sind uns heilig und werden so schnell nicht aufgegeben.

Das Essen, das Aufstellen und Schmücken des Weihnachtsbaumes, wann die Bescherung kommt, wie der Abend danach gestaltet wird und wann man bei wem feiert – das alles ist oft sehr klar festgelegt und unsere Weihnachtstraditionen überleben so manches.

Vor Jahren einmal konnten meine Eltern nicht zum Heiligabend kommen, weil plötzlich einsetzendes Blitzeis, die längere Fahrt unmöglich gemacht hatte. Darum saßen mein Mann und ich (damals noch ohne Kinder) samt eines kahlen Weihnachtsbaumes (den Schmuck wollten meine Eltern mitbringen) vor viel zu viel Essen. Seither weiß ich: „Weihnachten ohne Familie ist für mich schwer denkbar.“

Für viele (und für mich natürlich auch) ist „Weihnachten ohne Gottesdienst“ nicht denkbar und so sind unsere Weihnachtsgottesdienste meist überfüllt. Ich freue mich darüber natürlich, macht es doch deutlich, dass wir uns immer noch an das Wesentliche von Weihnachten erinnern. Allerorts wird über den vielen Kommerz und die Hektik der Adventszeit geklagt. Aber am Heiligabend ist das ganz anders. Da kommen ganz viele in die Kirche, erinnern sich an den Grund des Festes und feiern die Geburt Christi. Das ist dann doch das Weihnachtsfest. Ohne die Geburt Jesu wäre es wirklich undenkbar, besser gesagt überflüssig. Aber weil er vor rund 2000 Jahren geboren wurde, feiern wir dieses schöne Fest, mit Geschenken, um die Freude darüber zu verbreiten, mit Traditionen, die uns offenbar gut tun, und mit Familie, weil wir schlechter alleine leben und feiern können.

Neulich habe ich bei einem Anbieter (kein christlicher Versand) ein tolles Geschenkpapier gesehen: „Jesus hat Geburtstag. Du kriegst das Geschenk“. Das finde ich klasse und habe es darum auch gekauft. Da kann man mit einem Geschenk auf nette und nicht belehrende Weise an das Wesentliche von Weihnachten erinnern. Das gefällt mir. Wenn wir an Weihnachten nicht vergessen, wessen Geburtstagsfeier das ist, können wir das ganze drum herum doch auch mit Freude zelebrieren und genießen. Nur ohne den Kern wird es hohl.

Pfarrerin Ulrike Mey

Ev. Christuskirchengemeinde

Bad Vilbel