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Wegbereiter der ersten Stunde

Die Resonanz beim Publikum stets im Blick: Seit einen viertel Jahrhundert ist Claus-Günther Kunzmann Intendant der Bad Vilbeler Burgfestspiele. Foto: Nici Merz
Die Resonanz beim Publikum stets im Blick: Seit einen viertel Jahrhundert ist Claus-Günther Kunzmann Intendant der Bad Vilbeler Burgfestspiele. Foto: Nici Merz

Bad Vilbel. Seit 25 Jahren leitet Claus-Günther Kunzmann die Burgfestspiele in Bad Vilbel. Zum Jubiläum blickt der 66-jährige Intendant auf eine bewegte Zeit zurück und verrät, welches Projekt ihm vor einer Amtsübergabe noch am Herzen liegt.
Geschichtenbegeistert ist er bereits als Kind gewesen, erzählt Claus-Günther Kunzmann, der dieses Jahr ein Vierteljahrhundert als Intendant bei den Burgfestspielen in Bad Vilbel wirkt. »Ich habe schon ganz früh viel gelesen.« Eine Leidenschaft für Kunst sei mit den Jahren hinzugekommen. Ab 1987 wird er Mitarbeiter im Fachbereich Kultur der Stadt Bad Vilbel. Für eine Stelle in seinem Heimatort entscheidet er sich bewusst: »Weil ich sehr Bad-Vilbel-affin bin.«
Ebenfalls 1987 werden die Burgfestspiele ins Leben gerufen. Zunächst mit nur einem Stück: der Komödie »Scampolo« von Dario Niccodemi über ein Waisenmädchen, das sich gewitzt durchs Leben schlägt. Da das Kulturamt eng in die Planung eingebunden ist, ist auch Kunzmann von Anbeginn dabei. Mit der Zeit entwickelt er sich zu einer Größe im Kulturbereich, getoppt von der Festspielleitung ab 1999. Mit dem Amt habe er Glück gehabt, sagt Kunzmann: »Ein bisschen ist es mir in den Schoß gefallen. Aber ein bisschen habe ich mich auch darum gerissen, diese Aufgabe zu übernehmen.«
Heute blickt der Intendant zufrieden auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre zurück. »Ich habe alle großen Schritte noch vor Augen.« Nicht nur die Besucherzahl, derzeit ca. 100 000 pro Saison, sei gestiegen, sondern auch die Anzahl der Stücke auf insgesamt elf für 2024. Trotz des Fortschritts sei es ihm wichtig, flexibel zu bleiben. Er verfolge stets den Ansatz, die Festspiele weiterzuentwickeln und an neue Notwendigkeiten anzupassen. Dafür verbringt der Intendant viel Zeit bei der Burg, spricht mit den Aktiven auf und hinter der Bühne und achtet insbesondere auf die Resonanz des Publikums.
»Aber natürlich muss es irgendwann einen Perspektivwechsel geben«, sagt Kunzmann. Vor einer Amtsübergabe steht noch auf seiner Agenda, die geplanten Bauvorhaben verantwortlich zu Ende zu bringen. Geplant ist etwa ein neuer Komplex im Stadtteil Dortelweil. Hier sollen auf knapp 4000 Quadratmetern neue Werkstätten für die Bühnenbilder entstehen – darunter eine Schlosserei, eine Schreinerei und eine Elektrowerkstatt. »Wir warten im Grunde nur auf die Genehmigung des Bauantrags, damit wir loslegen können.«
Aufgrund seines straffen Terminkalenders – Kunzmann ist auch Kulturamtsleiter, Hessentags-Beauftragter und stellvertretender Leiter des Stadtmarketings – bleibt dem Intendanten nur wenig Zeit für Hobbys. Wenn er mal ein paar ruhige Minuten habe, greife er aktuell zu Büchern über die Weimarer Republik oder das Dritte Reich. Aber auch »Der Name der Rose« von Umberto Eco habe ihn nachhaltig geprägt. Auf Reisen lasse er nun kaum eine Kirche aus, ohne einen Blick auf ihre Bauweise zu werfen.
Wenn es um Theater geht, ist Shakespeare seine erste Wahl. Der Dichter und Dramaturg habe den Menschen »bis in den letzten Winkel seiner Seele durchschaut«. Er freue sich immer, wenn ein Stück von Shakespeare auf dem Spielplan stehe und auch bei den Zuschauern gut ankomme. Denn letzten Endes plane er die Burgfestspiele für sie.
Von Coralie Soemer