Die Energiewende läuft auf vollen Touren, viele Menschen wollen etwas tun. Doch was ist das Beste? In Karben und Bad Vilbel hilft ein neues Angebot der Verbraucherzentrale.
Karben/Bad Vilbel. Welche Technik ist das denn? Diplom-Ingenieur Jochen Fell aus Ober-Erlenbach macht am Wasserhahn einen Handgriff, den viele andere nicht machen: Er öffnet den Hahn nicht sofort, sondern dreht ihn erst ganz nach rechts. „Die meisten drehen ihn in der mittleren Stellung auf.“ Dann aber fließe zunächst warmes Wasser mit. „Und oft will man das gar nicht.“
So lässt sich Energie sparen, ganz im Kleinen. Mit derlei Tipps will Jochen Fell die Karbener bekehren. Und noch mit viel größeren. Er ist als Energieberater der Verbraucherzentrale Hessen (VZH) nun auch in Karben tätig. Einmal im Monat bietet er dort eine Sprechstunde an. Nicht nur: Ebenfalls einmal im Monat gibt es eine solche Sprechstunde fortan auch in Bad Vilbel. Den neuen „Energiestützpunkt“ hat die VZH für beide Städte eingerichtet.
Das Richtige tun
Die ehrenamtliche grüne Stadträtin Tina Rodriguez kümmert sich in der Stadtregierung um Klimaschutz. Die Bürger direkt daran zu beteiligen, ist ihr Ziel – und sei es das übergeordnete Ziel des Energie-Konzepts von Hessens Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU), erinnert Rodriguez. Wobei die hehren Ziele wohl nicht jeden lockten, räumt sie ein. „Aber die Bürger können signifikant Kosten sparen.“
Das soll ganz praktisch funktionieren: Während Jochen Fell die Beratungen im Karbener Rathaus anbietet, erledigt das in Bad Vilbel der örtliche Energiefachmann Marco Erlenbeck – erst im Rathaus, ab September dann im Haus der Begegnung. Die Kommunen stellen die Räume zur Verfügung, der Bund zahlt das Gros der Kosten der Beratung. „Es gibt nur Gewinner“, findet Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Sein Karbener Amtskollege und Parteifreund Guido Rahn nickt.
Erlenbeck und Fell sind schon seit Jahren als selbstständige Energieberater, auch im Auftrag der VZH an anderen Energiestützpunkten. „Viele wollen erst einmal wissen, was sie überhaupt machen können“, berichtet Jochen Fell.
Dafür sei es wichtig, dass die Ratsuchenden möglichst viele Unterlagen mitbringen, zum Beispiel Baupläne des Hauses, Heizkostenabrechnungen, Fotos. Nach der Analyse mit dem Berater könnten sich Hausbesitzer dann Angebote einholen und diese in einer weiteren Beratung überprüfen lassen. „Soll man erst dämmen oder erst eine neue Heizung holen? Viele“, sagt Fell, „springen auf den falschen Zug auf.“
Ebenso wie Hausbesitzer spreche man auch Mieter an, erläutert VZH-Vorstand Jutta Gelbrich. „Wir wollen den Verbrauchern nichts aufdrängen, sondern orientieren uns an ihrem Bedarf.“ Sprich: Wer mit einem Schimmelproblem in der Wohnung Rat suche, sei ebenso willkommen wie jemand, den zugige Fenster nerven oder der sich nicht erklären kann, warum die Stromrechnung so hoch ist. „Man kann einiges tun, ohne groß investieren zu müssen“, sagt Fell, „auch schon mit 1000 Euro.“
Alle Beratungen seien für jeden offen. Meistens, berichtet Gelbrich, dauerten die Gespräche 45 Minuten. Das kostet die Ratsuchenden 7,50 Euro.
Geht es weiter ins Detail, kann ein Energieberater auch nach Hause kommen. Das aber kostet nochmal 45 Euro. (den)