Bad Vilbel. Weltweite Aktivitäten heimischer Firmen stellt das Stadtmarketing Bad Vilbel in seiner neuen Reihe „Bad Vilbel – weltweit aktiv“ vor. Im Blickfeld stand diesmal ein Hochkaräter: In seiner Zentrale präsentierte sich das Unternehmen Lahmeyer International. Gut 50 Interessierte informierten sich über die umsatz- und prestigeträchtigen Projekte des Ingenieurunternehmens rund um den Globus. Die Informationsveranstaltung moderierte Horst Samson, Chefredakteur des „Bad Vilbeler Anzeigers“.
Über das Tochterunternehmen Lahmeyer Rhein-Main berichtete Dipl.-Ing. German Halcour. Zu den Kunden gehören die Deutsche Bahn, Fraport, Opel, Universitäten und Städte. Beteiligt war und ist die Firma am Flughafenausbau Frankfurt, der ICE-Strecke Frankfurt-Köln, am Ausbau von Opel Rüsselsheim, den Universitäten in Frankfurt und Darmstadt sowie der Gas-Ostseepipeline bis nach Zug/Schweiz.
Auch beim Kulturrathaus Gießen, der Neuen Mitte Bad Vilbel und der B3 Karben brachte sich Lahmeyer ein. Halcour ging auf die Erwartungen der kommenden fünf Jahre ein, Investitionen von 85 Milliarden Euro seien zu erwarten. „Wir rechnen mit Beratungserlösen von 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro“, prognostizierte Halcour.
Auf die Weltbühne begab sich Geschäftsführer Dr. Henning Nothdurft. „Unsere erfahrenen Mitarbeiter setzen sich für eine nachhaltige Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern in den Bereichen Energie, Wasser und Wasserkraft sowie Transport ein. Sie haben sprachliche und kulturelle Hintergründe zu ihren Einsatzgebieten und verstehen sich als kleine Weltverbesserer“, so Nothdurft.
Das Unternehmen hat Töchter in Indien, Peru, Ägypten, den VAE, Pakistan, Nigeria, Chile und Russland. Die Projekte verteilen sich auf 165 Länder, vornehmlich in Südamerika, Afrika, Arabien und im südlichen Asien.
Als Trends machte Nothdurft die Rückkehr zur Kohlekraft, die Versorgung von Ballungsgebieten in Schwellenländern und den Verbund lokaler und kontinentaler Netze aus. Hocheffektive Wasserkraftwerke, effiziente Bewässerung und erneuerbare Energien seien zudem Schwerpunkte der kommenden Jahre. Die natürlichen Ressourcen reichten aus, um die Erde über 3000 Mal mit Energie zu versorgen, technisch sei eine Ausbeute vom Sechsfachen des Nötigen zu erreichen. Derzeit werde alternative Energie aber meist an den falschen Orten erzeugt, Photovoltaik in Deutschland mache nur wenig Sinn.
Ausführlich berichtete der Geschäftsführer über Großprojekte wie den Drei-Schluchten-Damm in China, Entsalzungsanlagen in Dubai oder den Merowe-Staudamm im Sudan, „eines der größten Projekte der Geschichte“. Der Damm mit 60 Metern Stauhöhe wurde im März 2009 eingeweiht und verwandelte die Landschaft nachhaltig.
Finanziert werden die Projekte von Entwicklungsbanken. Nothdurft forderte ein Umdenken. Chinesische Unternehmen erhielten Bauaufträge, weil sie sich nicht in die Politik einmischten. Die Banken aber stellten strikte Regeln an die Regierungen.
Mit der Weltbank kam das Unternehmen im Februar 2007 in Kontakt. Sie setzte Lahmeyer International wegen Korruption in Lesotho auf die schwarze Liste und sperrte es von weiteren Auftragsvergaben. „Wir haben die Auflagen weitgehend erfüllt und stimmen das weitere Vorgehen mit der Weltbank ab. Zudem wurden unsere Compliance-Richtlinien gewürdigt, so dass wir davon ausgehen können, im Jahr 2010 wieder beteiligt zu werden“, so Nothdurft im Gespräch mit dieser Zeitung. (il)