Schon lange unterwegs, die Blase drückt, doch wo ist unterwegs die nächste Toilette? Dieses Bedürfnis kennen nicht nur ältere Menschen. Doch der Seniorenbeirat ist hartnäckig aktiv geblieben bei dem Thema, bei dem es dann häufig schnell gehen muss. Jetzt hängen an vielen Geschäften Aufkleber, die zeigen, dass dort die Toilette kostenfrei benutzt werden darf.
Karben. Endlich halten sie ihn in den Händen. Horst Preißer, Vorsitzender des Seniorenbeirates, und Jürgen Milnik sind sichtlich stolz, dass der Aufkleber endlich befestigt werden kann. In den Signalfarben Rot und Grün weist er mit einer lächelnden Toilette darauf hin, dass in diesem Geschäft die Örtlichkeiten benutzt werden können.
Noch vor dem Jahreswechsel haben die Etiketten am Bürgerzentrum und im Schwimmbad ihren Platz an den gläsernen Türen gefunden. Auch dürfen die Mitglieder des Seniorenbeirates bei Rewe Fuchs in der Stadtmitte ihren Hinweis aufkleben. Mit von der Partie sind Fritz Amann, Klaus von Treichel, Inge Beck, Maria Genserowski sowie Gisela Preißer.
Ordnung halten
„Die erste Idee dazu keimte schon vor rund zehn Jahren auf“, erzählt Milnik, der selbst eine Amtszeit als Vorsitzender hinter sich hat. „Das Projekt kam immer wieder ins Stocken, weil zum einen die Stadt und zum anderen die Geschäfte nicht richtig mitziehen wollten“, erinnert er sich. Er und Preißer haben in Karben alle Geschäfte und Restaurants abgeklappert, um zu fragen, ob sie bei der Aktion mitmachen würden. Und endlich haben sie von einigen die Zusage erhalten. „Die Toiletten sind natürlich immer nur während der Öffnungszeiten benutzbar“, stellt Preißer klar.
Rewe-Seniorchef Hans Fuchs findet die Aktion generell gut. „Der Schlüssel für die Toilette ist an den Kassen erhältlich. Es wäre schön, wenn diese nach Benutzung auch wieder ordentlich hinterlassen werden“, wünscht er sich. Von 7 bis 22 Uhr dürfen Besucher bei einem dringenden Bedürfnis dort vorbei kommen.
Vor zirka drei Monaten ist der Aufkleber fertig geworden. „Es hat drei bis vier Entwürfe gebraucht, bis er fertig war. Die ersten haben dem Bürgermeister nicht gefallen, sie waren ihm zu konservativ. Er wollte etwas Peppigeres“, erzählt Milnik. Die Entwürfe dafür hat Grafiker Andreas Stein aus Klein-Karben angefertigt. Ursprünglich gab es die Überlegung, sich an der in Deutschland schon verbreiteten Aktion „Nette Toilette“ zu beteiligen, weil es dafür schon Marketing und Aufkleber gibt. „Aber allein um den Namen benutzen zu dürfen, muss man mehrere Hundert Euro bezahlen, da haben wir es lieber selbst in die Hand genommen“, sagt Preißer.
In allen Stadtteilen
Zu den Teilnehmern gehören neben dem Rewe-Märkten von Familie Fuchs in der Stadtmitte und in Klein-Karben auch das Bürgerzentrum, das Hallenfreizeitbad, die Zulassungsstelle im Albert-Schäfer-Haus in Petterweil, das Johanniter-Seniorenstift und „Elektro 2000“ in Klein-Karben, der Margarethenhof in Kloppenheim, das Jukuz, das Mütterzentrum in Burg-Gräfenrode sowie die Friedhöfe in der Stadt.
Auch am Groß-Karbener Altenzentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in der Ramonvillestraße 27 prangt der Aufkleber. Einrichtungsleiter Jörg Malkemus kommt direkt aus seinem Büro, als er die kleine Gruppe sieht.
„Es war eine logische Schlussfolgerung, dass wir bei der Aktion mitmachen“, sagt Malkemus. Schließlich ist in dem Gebäude auch das „Café an der Nidda“ untergebracht, das ebenfalls öffentlich zugänglich sei. „Links neben der Tür wäre doch ein guter Platz“, meint Malkemus und löst den Aufkleber von der Trägerfolie.
Mit Amann klebt er ihn gut sichtbar auf die Seitenscheibe neben der automatisch öffnenden Tür. „Der Vorteil bei unseren Toiletten ist ja gerade für die Älteren, dass sie barrierefrei und behindertengerecht sind“, sagt Malkemus.
Unter der Woche und am Wochenende dürfen die Toiletten im ASB-Altenzentrum in der Zeit zwischen 7 und 20 Uhr benutzt werden.
Für den Seniorenbeirat ist das schon einmal ein großer Erfolg. Jetzt wünschen sich die Mitglieder nur noch, dass sich noch mehr Karbener Geschäfte dazu entschließen, bei der Aktion mitzumachen.