Jetzt sind wir wieder mitten drin, im Advent. Am nächsten Sonntag brennt bereits die zweite Kerze. ‚Ankunft‘, so heißt der lateinische Begriff übersetzt. Was kommt denn da an? Klar, Weihnachten kommt an. Den Kindern, den kann es gar nicht schnell genug gehen, bis sie vor dem festlich erleuchteten Weihnachtsbaum und ihren Ge-schenken stehen dürfen. Sie leben von nun an in freudiger Erwartung auf das, was da kommt. Als Kind waren für mich die Tage der Adventszeit immer ganz besondere Tage, mit singen, Geschichten vorlesen, Wunschzettel schreiben, Plätzchenduft, er-leuchtete Straßen in dunkler Zeit… Für uns Erwachsene kommt Weihnachten meist viel zu früh. Nur noch zwei Wochen und wir wollen doch noch so viel erledigen. Freudige Erwartung liegt da kaum drin. Und warum auch? Ein Fest, das uns daran erinnern soll, was vor ungefähr 2006 Jahren in einem fernen Ort namens Bethlehem geschehen ist? Dazu bräuchte man dies ganze vierwöchige Brimborium wahrlich nicht. Das haben andere Geburtstage ja auch nicht nötig.
‚Ankunft‘ – Jesus kam, das feiern wir an Weihnachten und: Jesus kommt! Daran soll uns in erster Linie der Advent erinnern. Jesus kehrt einmal wieder zurück auf diese Erde. Und dann wird er das, was an Weihnachten begonnen hat, vollenden. Dann wird die Botschaft der Engel, die wir aus der Weihnachtsgeschichte alle kennen, „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden…“ (Lk 2, 14), vollkommene Wirklichkeit werden.
An Weihnachten ist Gott Mensch geworden, um das, was uns von ihm trennt und was uns Menschen untereinander trennt, unsere Sünde und Schuld, durch seinen Tod am Kreuz auf sich zu nehmen. Er hat durch Jesus Christus, den Heiland, das Leben der Menschen wieder heil gemacht. Zwar ist dies ‚Heil‘ noch nicht so offensichtlich lebensbestimmend. Noch leben wir nicht in dieser Vollkommenheit. Noch scheinen oft genug Krankheit, Not, Leid und Tod den Ton anzugeben. Aber seit Weihnachten und Ostern wissen wir, dass es einmal kommen wird. Bei seiner Wiederkunft wird Jesus sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit “…unter den Menschen seines Wohlgefallens“, wie der Vers aus der Weihnachtsbotschaft weitergeht, vollends aufrichten. Diese Menschen, die an Jesus Christus glauben, die ihm vertrauen, wissen um das Ziel, um den Sinn ihres Lebens. Jesus kommt wieder und wird uns endgültig mitnehmen in die Herrlichkeit, die Gott dem Leben von Anfang an zugedacht hat. Das ist es, woran uns der Advent erinnern soll. Das ist es, was die freudige Erwartung ausmacht, die nicht nur auf ein schnell vergängliches Fest schaut, sondern die das gesamte Leben prägt. Das ist die adventliche Vorfreude, durch die jeder Tag für die ‚Kinder Gottes‘ zu einem besonderen Tag werden kann. Tage, an denen wir singen, singen von Freude und von Leid. Tage, an denen wir uns gegenseitig von der wunderbaren Geschichte Gottes mit seinen Menschen erzählen. Tage, an denen wir unsere Wünsche Gott nennen und gespannt sind, was er daraus macht. Tage, an denen der Duft der Ewigkeit bereits in unser Leben hineinweht und die oftmals dunklen Straßen unseres Alltags erhellt.
Diese Freude des Advents, die Freude über das, was war, und die Freude auf das, was kommen wird, die wünscht Ihnen Ihr
Jörg Weise
Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaft Heilsberg