Bad Vilbel. Einblicke in den Lebensraum von heimischen Vögeln und Niederwild gewährte der Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege interessierten Bürgern bei einem Abendspaziergang in Massenheim. Sprecher Heinz Gilbert und Schriftführerin Hanne Tinkl begrüßten am Treffpunkt Herz Jesu-Kirche 16 Spaziergänger. Am Kirchturm entdeckte die Gruppe gleich nistende Turmfalken, die sie später auf den Feldern auch bei der Jagd nach Mäusen und Kleinvögeln beobachten konnten.
Die zweistündige Wanderung der Gruppe führte auf Feldwegen Richtung Harheim, rund um den Riedhof herum, an der B 3a und dem Erlenbach entlang, zurück zum Ausgangspunkt. Zu entdecken gab es viel. Auf 50 Hektar rund um den Riedhof ist mit Genehmigung der Eigentümer (Stadt und Dr. Hansgeorg Jehner) und vor allem dem Engagement des Massenheimer Jagdpächters Norbert Weyland aus einer steinigen Agrarsteppe ein wertvolles Biotop entstanden – „ein Paradies“ für Niederwild und Vögel.
Nach Auskunft von Norbert Weyland fühlen sich in diesem Areal Wiesel, Maulwiesel, Hermelin, Steinmarder, Feldhasen, Kaninchen, Rebhühner, Fasane, Wildtauben und Rehe wohl. „An einigen, sonnigen Plätzen auf den Hügeln habe ich Zauneidechsen beobachtet. Jetzt warte ich auf die Rückkehr von Blindschleichen, die dort in meiner Jugend häufig vorkamen“, sagt Weyland.
Mit einbrechender Dämmerung setzte ein vielstimmiges Konzert ein. Norbert Weyland, der das Gelände 2003 pachtete, hat entlang der Aufschüttungen einen drei Mal 20 Meter langen Heckenrain in Z-Form vom Riedhof bis ins Ried angepflanzt, etliche Hecken, die Niederwild Deckung bieten. Aus Ästen, gekappten Baumkronen und aus Baumstämmen steckte Weyland „Benjes-Hecken“ (Totholzinseln) zusammen. Auf diesen Benjes-Hecken entdeckten die Vogelfreunde eifrige Sänger: Goldammer, Feldlerchen, Stiglitz, Feldserling, Mönchsgrasmücke und einen Girlitz, dem kleinsten heimischen Körnerfresser. Wie Weyland berichtete, hat er rund um den Riedhof auch schon Grünfinken und Steinschmelzer beobachtet.
Am Abendhimmel flogen Starenschwärme elegante Flugformationen. In den teils durch Traktoren ausgefahrenen Spurrinnen und in angelegten Vertiefungen entstanden Flachwasserzonen, in denen Wasser längere Zeit stehen bleibt und regelmäßig durch Niederschläge gespeist wird. „Diese Flachwassersenken sind Tränken für Niederwild und Vögel“, sagt Gilbert. Sie bieten je nach Größe Libellen, Molchen, Gras- und Teichfröschen einen Lebensraum. Im Giebel einer Feldscheune nisten Schleiereulen in Brutkästen. Ein idealer Rückzugsort für Wild entstand entlang der B 3a zwischen dem hohen Lärmschutzwall und dem kleinen Wall des Radweges.