Karben/Frankfurt. Die Verwaltung des Planungsverbandes will das Karbener Wachstum massiv ausbremsen. Nur zehn Hektar für neue Wohn- und 20 für neue Gewerbegebiete sollen demnach der Stadt als Entwicklungsflächen für die Jahre 2010 bis 2020 übrig bleiben. „Das hätte dramatische Auswirkungen“, kündigt der Vertreter Karbens beim Verband, CDU-Fraktionsvize Guido Rahn, massiven Widerstand an. „Dann bräuchte sich Karben nicht mehr um seine Entwicklung kümmern.“ Rahns Chancen stehen sehr gut: Im Verband hat die CDU eine Mehrheit.
Dass Verbandsdirektor Stephan Wildhirt überhaupt vorvergangene Woche „mit Vorschlägen der Verwaltung“ an die Öffentlichkeit ging, wunderte Guido Rahn sehr. Allerdings seien die Zahlen Wildhirts eben nur eine Empfehlung. „Die Meinung ist sehr frankfurtlastig“, sagt Rahn und erinnert daran, dass beim Verband noch „Grüne und Rote“ das Sagen hätten. Die letztliche Entscheidung allerdings falle in der Planungsversammlung. Dort wiederum hat die CDU inzwischen eine Mehrheit.
„Gott sei Dank“, sagt Guido Rahn. „Wir können davon ausgehen, dass dort noch einiges zurecht gerückt wird.“ Konkret wollen die Mitglieder des Planungsverbandes Wildhirts Vorschläge bei einer Klausurtagung Ende April unter die Lupe nehmen. „Dort werden wir dafür sorgen, dass Karben nicht über die Maßen so einseitig belastet wird.“ Er will seinen Kollegen einen Kompromiss vorschlagen, denn Wildhirts „Alles oder Nichts kann es nicht sein“. Klar sei, dass auch Karben bei seinen Wünschen Abstriche werde machen müssen.
Allerdings habe die Stadtpolitik bereits die noch massiveren Vorschläge der rot-grün beherrschten Stadtregierung bereits deutlich reduziert. Statt 50 habe Karben noch 30 Hektar an neuen Wohnbauflächen erbeten sowie etwa 60 Hektar für neue Gewerbeflächen. Die meisten dieser Flächen würden auch von allen politischen Kräften in der Stadt getragen.
Einige Vorschläge des Verbandsdirektors allerdings lassen Guido Rahn aufhorchen. So winkte Wildhirt die Koalitionsidee, die Dreiecksfläche im Stadtzentrum zwischen Bahnhof-, Brunnen- und Landesstraße zu bebauen, durch. „Das Areal sei ökologisch vollkommen entbehrlich.“ Das Zusammenstreichen der Gewerbeflächen auf dem Spitzacker und des Gebiets Im kleinen Feld in Okarben zwischen B 3 und Main-Weser-Bahn führe dazu, dass Karben keine neuen Gewerbeflächen entwickeln könne. Denn das Spitzacker-Gebiet ist größtenteils bereits bebaut. Im kleinen Feld verhindern unterschiedliche Interessen von 20 Bodenbesitzern schon seit vielen Jahren ein schnelles Vorankommen. Als Kompromissangebot überlegt Rahn deshalb, das kleine Feld zugunsten des schneller entwickelbaren Gewerbegebiets zwischen Spitzacker und Kloppenheim rund um den Toom-Markt zu opfern. Auch die Idee eines Gewerbegebiets nördlich Okarben an der B 3 könne die Stadt zur Disposition stellen.
Der Sprecher des Umlandverbandes, Frank Tekkilic, bestätigt die Vorschläge in groben Zügen. Die meisten Wünsche Karbens seien „abgewehrt“ worden. Die massiven Streichungsvorschläge begründe die Verbandsverwaltung damit, dass Karben nur ein Unterzentrum sei und sich dementsprechend zurückhaltend entwickeln müsse, berichtet Rahn. „Es ist klar, dass eine Kommune nicht alles bekommt, was sie möchte“, gibt er zu. Weil Karben sich mit den Wünschen aber schon eingeschränkt habe, „muss der Planungsverband noch nacharbeiten“. (den)