Karben. Neuen ausländischen Mitbürgern in Karben das Leben zu erleichtern, Lesungen veranstalten, Begegnungen schaffen. Das sind die Ziele des seit mehr als 30 Jahren bestehenden Deutsch-Ausländischen Freundeskreises (DAF). Jetzt steht der Verein vor dem Aus. Es werden ehrenamtliche Vorstandskräfte gesucht.
Als sich am 12. April dieses Jahres 14 der rund 80 derzeitigen Mitglieder des Deutsch-Ausländischen Freundeskreises zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung in der St.-Bonifatius-Kirche zusammengefunden hatten, war nur ein Thema an diesem Abend wichtig: die Wahl eines neuen Vereinsvorstandes. Der amtierende – unter der Leitung des 36-jährigen Christopher Gimbel – war zwar erst kürzlich neu aufgestellt worden, doch drei der vier Vorstandmitglieder und zwar Christopher Gimbel, seine Frau Semina Gimbel-Dermani – zurzeit noch Schriftführerin, Antonia Berberich (Kassenwartin) wollten oder mussten berufsbedingt nicht wieder kandidieren. Blieb nur der stellvertretende Vorsitzende Mario Schäfer – aktives Magistratsmitglied der Stadt Karben.
Verein stand 2010
vor dem Aus
2010 stand der Verein schon einmal kurz vor dem Aus. Ihm fehlten damals frisches Blut und neue Ideen. Die brachte Semina Gimbel-Dermani ein. »Meine Eltern kommen aus der Türkei und haben den Verein 1984 mitgegründet«, berichtet die heute 35-Jährige. Bei der Gründung hatte man sich zum Ziel gesetzt, neuen ausländischen Mitbürgern in Karben das Leben zu erleichtern. Beispielsweise mit Hilfe bei Behördengängen oder bei Arztbesuchen. So sollte die Integration der ausländischen Mitbürger erleichtert werden.
30 Jahre lang hat der DAF dafür sogar eine eigene Beratungsstelle betrieben. »Das wäre heute gar nicht mehr zeitgemäß«, weiß Gimbel, der den DAF seit 2018 als Teil des vierköpfigen Vorstands leitet. Heute beträgt der Ausländeranteil an der Karbener Bevölkerung 13,7 Prozent und liegt damit sogar unter dem hessischen Durchschnitt. Trotz der über 3000 Ausländer leidet der Verein unter Mitgliederschwund. »Als wir 2014 mit unserer Arbeit angefangen haben, waren wir über 100. Heute sind wir nur noch knapp 80. Und noch viel schlimmer: »Der Altersdurchschnitt liegt bei rund 70 Jahren«, klagt Gimbel-Dermani. Es fehlt die Jugend. Ideen seien genug vorhanden, wie etwa Lesungen, bunte Kulturveranstaltungen, internationale Feste, auf denen sich die einzelnen Volksgruppen präsentieren können und die unterschiedlichsten Anlässe für Begegnungen. »Doch das bedeutet Arbeit, ehrenamtliche Arbeit. Aber das will keiner mehr. Jeder denkt nur noch an sich«, zeigt sich Gimbel enttäuscht.
Auch Mario Schäfer möchte wieder mehr Leben im Freundeskreis sehen. »Wir sind eigentlich gut gestartet. Doch dann kam Corona und hat alles zunichte gemacht. Wir brauchen jetzt dringend einen Neuanfang, brauchen neue Mitglieder, nicht nur aber auch für den neuen Vorstand. Und müssen neue Räume der Begegnung schaffen«, meint auch er zuversichtlich. Nach den vielen coronabedingten Einschränkungen müsse der Drang nach gemeinschaftlichen Aktionen doch eigentlich stark genug sein. »Denn Karben ist unheimlich bunt«, schwärmt der Vereinsvize. »Damit das so bleibt, ist dauerhaftes Engagement gefragt«.
Wenn alles gut läuft und sich in der im Juli neu angesetzten Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand findet, dann kann auch der 40-jährige Geburtstag des Freundeskreises im kommenden Jahr groß gefeiert werden. Sollten sich aber weiterhin keine Personen bereiterklären, die Verantwortung für den Freundeskreis zu übernehmen, so wird die Auflösung des Vereins die letzte Amtshandlung von Christopher Gimbel sein. Und das will keiner von ihnen.
Wer sich ein Engagement im Freundschaftskreis vorstellen kann, meldet sich einfach per E-Mail unter info@daf-karben.de. Infos gibt es auf der Facebook-Seite www.facebook.com/daf karben/?locale=de_DE.
Von Jürgen W. Niehoff