Hiobsbotschaft für Kinder und Eltern in Rendel: Die Schülerbetreuung wird nicht, wie geplant, zum neuen Schuljahr starten. Die Stadt hat sie auf Eis gelegt.
Karben. Eigentlich sollten die Nachmittage für Lara (7) ab Mitte August ganz toll werden: Den neuen Hort in Rendel sollte die Zweitklässlerin aus der Klein-Karbener Selzerbachschule besuchen. „Mit bilingualer Betreuung in kleinen Gruppen“, schwärmt Laras Mutter Daniela Thom. Doch die Freude von Mutter und Tochter ist dahin.
Denn die Stadt hat vor kurzem „die Reißleine gezogen“, erklärt Bürgermeister Guido Rahn (CDU): Die neue Schülerbetreuung im Alten Lehrerhaus in Rendel wird vorerst nicht öffnen. „Wir verschieben das erstmal um ein Jahr.“
Die Ursache: Zu wenige Kinder waren für das neue Angebot angemeldet. Bis zu 20 Kinder sollten dort betreut werden. „17 würden wohl gebraucht, damit es wirtschaftlich läuft“, hat Daniela Thom erfahren. Doch nur zwölf Eltern hatten ihre Sprößlinge angemeldet. Deshalb, gibt Guido Rahn zu: „Das wäre wirtschaftlich nicht zu vertreten gewesen.“ Weil einige nur tageweise angemeldet wären, hätten sich am Ende zwei Betreuer um sechs Kinder kümmern können.
So gab die Stadt dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der die neue Betreuung tragen sollte, das Okay für den Rückzug. Also hat die Kommune den Bedarf falsch kalkuliert? Nein, sagt der Bürgermeister. Eine Umfrage unter den Eltern in Klein-Karben und Rendel im vergangenen Jahr habe einen Bedarf von 50 Betreuungsplätzen ergeben. Die Schülerbetreuung direkt an der Selzerbachschule, ebenfalls vom ASB betrieben, aber bietet nur Platz für 40 Kinder.
Bei einem Elternabend in Rendel im Frühjahr hätten sich 18 Eltern konkret für einen Platz im neuen Hort in ihrem Stadtteil interessiert, berichtet Rahn. Doch nur zwölf Anmeldungen gingen ein.
Nicht nur: Im alten Hort direkt an der Schule sackte die Zahl der Anmeldungen auf 25 ab. „Da mussten wir reagieren“, sagt Rahn. „Sonst wäre auch die Existenz der Schülerbetreuung in Klein-Karben selbst in Gefahr geraten.“ Die bislang für Rendel angemeldeten Kinder wurden daraufhin auf die Klein-Karbener Schülerbetreuung umgebucht. Mutter Daniela Thom ist damit nicht glücklich. „Das gefällt uns von der Qualität her dort nicht so“, sagt sie. „Und auch von der Entfernung her.“ Viermal pro Tag ist sie zwischen beiden Orten unterwegs, weil auch ihr kleiner Sohn dorthin zur Tagesmutter gefahren werden muss.
Späte Reaktion
Was die Rendeler Mutter nicht versteht, ist, dass die Stadt viel Geld in den Umbau des Alten Lehrerhauses investiert, und es nun leer stehen lässt. „Und ich finde es schade, dass die Stadt so spät damit rausgerückt ist“, sagt Daniela Thom. „Sonst hätten sich vielleicht andere Eltern noch umentschieden oder wir hätten nach einem anderen Anbieter suchen können.“ Der Bürgermeister hält dagegen: Die Eltern habe die Stadt durchaus zu überzeugen versucht. Alle seien einzeln angerufen und befragt worden, ob sie nicht doch den Hort nutzen wollten. „Von vielen hatten wir zuvor gar keine Reaktion auf unser Schreiben erhalten.“
Die rund 10 000 Euro für den Umbau des Lehrerhauses seien auch nicht fehlinvestiert. Zum einen, weil die Renovierung sowieso nötig gewesen sei. Zum anderen sei es wichtig gewesen, auf die Nachfrage zu reagieren. „Es ist doch besser so, als wenn am Ende jemand hätte abgewiesen werden müssen.“
Die neuen Räume wolle nun der Rendeler Kindergarten einmal pro Woche nutzen. Der Start des neuen Horts sei auch nur aufgeschoben. „Wir gehen davon aus, dass der Bedarf weiter ansteigt“, sagt der Bürgermeister. „Dafür sind wir gerüstet und können nun kurzfristig reagieren.“
Angesichts steigender Betreuungszahlen bei kleineren Kindern rechnet Rahn damit, bald die Türen in Rendel öffnen zu können. Sollten die Eltern vorher selbst eine Schülerbetreuung auf die Beine stellen wollen, unterstütze die Stadt das: „Dann stellen wir die Räume gerne kostenfrei zur Verfügung.“ (den)