Geografielehrer Tuengerthal erzählt, wie er seine Träume gelebt hat
Bad Vilbel. Die Deutschen gehbören zu den Nationen, die gern und viel reisen. Eine Gelegenheit, in Zeiten von Corona zwischen zwei Buchdeckeln auf Tour zu gehen, bieten die »Reisehäppchen« von Hans Tuengerthal. Ein Jahr lang hat der ehemalige Oberstudienrat des Georg-Büchner-Gymnasiums an seinem ersten Buch mit »14 Reisegeschichten aus aller Welt« geschrieben. Grundlage für die aufgeschriebenen Erlebnisse bilden sein Gedächtnis, seine ab den 1970er Jahren notierten Aufzeichnungen sowie zahllose Fotos und Dias.
Die in »Reisehäppchen« geschilderten Reisen fanden zwischen 1948 und 2016 statt. Sie spiegeln quasi als Zugabe die sich verändernden Methoden des Reisens wider.
Die 14 Geschichten bilden nur eine kleine Auswahl aus den vielen Reisen, die Hans Tuengerthal in nicht ganz sieben Jahrzehnten durch fünf Kontinente führten. Früher teilte er Ausschnitte seiner Reiseerlebnisse mit seinen Schülern, später mit Besuchern seiner Lichtbildvorträge.
Oft auf Schusters Rappen oder mit dem Fahrrad
Gereist ist er vor allem auf Schusters Rappen und mit dem Rad, zeitweise auch auf Pferde- oder Kamelrücken, in Kutschen, Booten, Schiffen, Flugzeugen, Autos, Lastwagen und mit der Eisenbahn. Oft war er allein unterwegs, ab und zu auch mit einem seiner drei Brüder oder es bildeten sich für eine gewisse Strecke Zufallsgruppen. »Alle hier geschilderten Reisen habe ich ohne Reisegesellschaft unternommen«, stellt er klar. Immer handelte es sich um Individualreisen, deren Routen der Geografielehrer oft mit Karten und Reisehandbuch plante oder in Bürgerkriegsländern spontan umplante.
Meist unter freiemHimmel genächtigt
Genächtigt hat er nicht in luxuriösen Hotels, sondern einfachen Herbergen, meist auch unter freiem Himmel im Schlafsack am Strand, in der Wüste, der mongolischen Steppe, aber auch zwischen Schutz bietenden Rosen- und Dornenhecken in einem Park oder einer Verkehrsinsel mitten in der Stadt.
Stabile Fahrräder ohne Gangschaltung, strapazierfähige Ruck- und Schlafsäcke, Feld- oder Wasserflaschen, Nähzeug und Kleidung zum Wechseln waren unabdingbar. »Ich habe zwei Drittel aller Länder bereist«, berichtet der 82-Jährige. Er betont: »Ich habe meine Träume gelebt und nicht mein Leben geträumt.«
Seine erste Reise trat der Weltenbummler im zarten Alter von neun Jahren an. Sie führte ihn vom Bahnhof im siegerländischen Allenbach nach Schwarme in die Nähe von Bremen. Dort besucht er er seinen Patenonkel Hans und seine vier Cousins. »Es war meine erste große eigenständige und abenteuerliche Reise, auf die ich mich lange gefreut hatte. Meine Eltern ermöglichten sie mir, weil sie mir vertrauten. Ich empfand die Reise als Chance zur großen Freiheit.«
Stets neugierig und risikobereit
Die Lust zu reisen, andere Menschen, Kulturen und Länder kennen zu lernen, hat ihn von da an bis ins hohe Alter begleitet. Reichlich Abenteuer gab es »in der fremden Welt« sowie auch Fotomotive stets gratis dazu. Hans Tuengerthal, der die Fächer Erdkunde, Politik, Geschichte und Gemeinschaftskunde unterrichtete, war im Nebenberuf Weltreisender. Stets neugierig und risikobereit war er, aber nicht leichtsinnig. So war er auf abenteuerlichen Routen zu Zielen unterwegs, die Normaltouristen selten zu sehen bekommen. Er interessierte sich für die Menschen, ihre Lebensbedingungen, ihre Kultur und ihren Alltag.
Die Auszüge aus seinen spannenden Reiseerlebnissen rund um die Welt füllen mehr als 200 Seiten, die er mit vielen Fotos illustriert hat.
Zweiter Band in Vorbereitung
Hans Tuengerthals Buch »Reisehäppchen« kostet 17.30 Uhr. Es erschien im Eigenverlag. Bestellung und Vertrieb erfolgen über die »Büchergalerie« in der Frankfurter Straße 24. Von den 200 in der Druckerei Spiegler gefertigten Exemplaren ist die Mehrzahl verkauft – aber es sind noch welche erhältlich. Derzeit arbeitet Tuengerthal an einem zweiten Band. Die Texte sind weitgehend fertig, dazu passende Fotos müssen noch ausgewählt werden. (hir)