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Von Lastwagen genervt – Protest: Ernteverkehr zur Biogasanlage weicht über Ortsdurchfahrt aus

Diskutierten über den Lastwagenverkehr: Ortsvorsteher Kuhl (l.), von Leonhardi (Mitte), Bürger und Landwirte. Foto: Dostalek
Diskutierten über den Lastwagenverkehr: Ortsvorsteher Kuhl (l.), von Leonhardi (Mitte), Bürger und Landwirte. Foto: Dostalek

Der Lieferverkehr zur Biogasanlage hat den Bürgern in Groß-Karben das Fürchten beigebracht. Auf der Ortsbeiratssitzung klagten die Anwohner über die vielen Lastwagenfahrten durch die Bahnhofstraße.

Karben. „Auf welcher Rechtsgrundlage fahren die Maistransporter auch an Sonn- und Feiertagen?“ Das hat Ortsbeiratsmtglied Harald Ruhl (SPD) angefragt und so eine Diskussion losgetreten, die den ganzen Unmut der Bürger über Anlieferverkehr zur Biogasanlage zum Vorschein bringt. „Die Lastwagen sind Tag und Nacht gefahren, das war kein normaler Landwirtschaftsverkehr“, beschwert sich eine Anwohnerin.

Sie habe sich kaum noch auf den Bürgersteig getraut, wenn die 25-Tonner durch die Bahnhofstraße bretterten. Zustimmung kam von allen Seiten, selbst nachts seien die Lastwagen gefahren, an den Sonntagen und auch am Feiertag, dem 3. Oktober. Zwei bis drei Wochen lang sei das so gegangen. Warum die Stadt mitteilen ließ, dass “einige Zusatzfahrten aus Südhessen“ die Anwohner nicht belastet hätten, lässt alle die Köpfe schütteln. „Das war Stress“, räumt Stadtrat Philipp von Leonhardi (CDU) ein, der als Vertreter des Magistrats im Ortsbeirat Rede und Antwort stand.

Sondererlaubnis

Aber die Rechtsgrundlage für die Sonn- und Feiertagsfahrten sei eindeutig, denn die Landwirtschaft habe im Ernteverkehr eine Sondererlaubnis und die sei rechtzeitig bei der Straßenverkehrsbehörde beantragt worden. Außerdem habe es sich um eine Ausnahmesituation gehandelt, weil die Biogasanlage in Bürstadt Insolvenz angemeldet hatte.

Die Karbener Biogasanlage sei eingesprungen, damit die südhessischen Landwirte nicht auf ihrer Ernte sitzenblieben. „Geht das jetzt jedes Jahr so“, ist die bange Frage der Anwohner. Denn schließlich habe es bei der Betriebsaufnahme vor zwei Jahren geheißen, dass Mais, Zuckerrüben und andere Rohstoffe zu 70 Prozent aus der unmittelbaren Umgebung kämen.

Eine Bürgerin fragt nach den Lieferverträgen für kommendes Jahr, sie habe gelesen, dass die südhessischen Landwirte jetzt auf die Biogasanlage in Karben setzten und entsprechende Lieferverträge geschlossen würden. Auf keinen Fall, widerspricht von Leonhardi, selber Landwirt in Karben. Darauf würde sich die Stadt Karben und die Landwirte als beteiligte Gesellschafter der Biogasanlage nie einlassen. Außerdem wird Groß-Karben ab 2017 sowieso von den Lieferfahrten befreit, sobald die Nordumgehung fertig ist. „Die zusätzlichen Fahrten aus Südhessen waren eine große Belastung“, gibt Ortslandwirt Karl Jakob den Bürgern recht, verweist aber auch auf die Sondersituation. „Das hätte dem Ortsbeirat rechtzeitig mitgeteilt werden müssen“, verlangt der Vorsitzende Hans-Jürgen Kuhl (SPD). Noch energischer hakte Kuhl nach und erinnert daran, dass versprochen worden sei, die Routen für die Lieferanfahrten zur Biogasanlage mit der Stadt abzusprechen.

Sonntags nicht fahren

„Die Stadt hat Handlungsmöglichkeiten“, sagt er. Die Sonntagsfahrten sollten nicht genehmigt werden, denn es würden keine Lebensmittel transportiert, sondern Rohstoffe zur Energieerzeugung. In einer Erklärung fordert der Ortsbeirat, dass die Routen für den Lieferverkehr zur Biogasanlage mit der Stadt abgesprochen werden. (ado)