Karben. Gerda Feuerbach schenkt zum Blütenfest Kaffee aus. Für die 84-Jährige ist dies Ehrensache. Seit 1974 ist sie Mitglied des Vereins Gemeinschaftsobstanlage Klein-Karben und immer noch aktiv. Jedes Jahr backt sie zwei bis drei Torten und hilft überall dort, wo ihre Unterstützung benötigt wird.
Trotz häufig wiederkehrender Regenschauer beim diesjährigen Blütenfest am Wochenende füllt sich das Areal in der Halle und an den überdachten Tischen im Außenbereich mit Besuchern. Dieses Jahr wurden deutlich mehr Tische und Bänke aufgestellt. Ronald Auerbach ist erst seit kurzem erster Vorsitzender. Er steht am Grill und nimmt sich für ein kurzes Gespräch eine kleine Auszeit. Auerbach spricht über die Missernte im vergangenen Jahr und den Hagelschaden. »Viel von der Ernte ist da nicht übriggeblieben. Nun hoffen wir, dass es besser wird«, sagte er.
Im Frühjahr seien viele Tonnen Kompost auf den Boden aufgebracht worden, weil Nährstoffe gefehlt hätten. Vieles habe in der Anlage getan werden müssen. So mussten etwa Pfähle ausgetauscht werden. »Das Frühjahr war sehr arbeitsintensiv«, sagte Auerbach. Zudem müsse sich der Verein auf eine Veranstaltung am 28. Juni vorbereiten, die er für die Stadt ausrichtet. Der hessische Landwirtschaftsminister Ingmar Jung wird erwartet.
Für das Team steht viel Arbeit an, und alle sind ehrenamtlich tätig. Viele Helfer stehen noch im Berufsleben, wie Auerbach, der im IT-Management arbeitet. Aktuell sind die meisten Arbeiten in der Anlage abgeschlossen. Im vergangenen Jahr wurde eine neue Maschine angeschafft, die das Umgraben an der Baumscheibe übernimmt, womit das Hacken für die Mitglieder entfällt. »Das ist eine große Erleichterung für uns«, sagte Auerbach. Aktuell sind 45 Mitglieder aktiv, zudem gibt es passive Mitglieder im Verein.
Auf die zunehmende Trockenheit reagierten Aktive vor zwei, drei Jahren mit einer neuen Obstbaum-Unterlage. Diese Unterlage richtet sich unter anderem nach den Bodenansprüchen. Auerbach selbst besitzt zwei Parzellen mit Apfelbäumen und Kirschen. »Ich keltere für Freunde und koche auch Apfelsaft ein. Das sind schöne Geschenkideen«, sagte er. Blütenkönigin Julia Zeifang bietet Besuchern Apfelkorn und Erdbeerlime, ein alkoholisches Getränk auf Basis von Fruchtpüree, an.
Die heute 23-Jährige ist mit dem Blütenfest aufgewachsen. Ihr Opa Karl Dietrich bewirtschaftete früher Obstbäume in der Anlage und presste Äpfel. Ihre Mutter Silke Zeifang war vor 20 Jahren Blütenkönigin. Selbst einmal Blütenkönigin zu werden, war ein Kindheitstraum von Julia. »Die letzten Jahre habe ich bedient und geholfen und erwähnte, dass ich das Amt gerne übernehmen würde. Dieses Jahr hat es geklappt. Im April wurde ich gekrönt«, sagte die junge Frau, die in Klein-Karben aufgewachsen ist. Während des Blütenfestes achtete sie darauf, dass sich die Besucher wohl fühlten.
Dieter Kost, Obstbaumwart in der Gemeinschaftsobstanlage in Klein-Karben weist auf die Anlage mit etwa 4500 Obstbäumen hin. Es gibt althergebrachte Sorten aber auch neue Züchtungen. »Wir erwarten dieses Jahr eine gute Ernte, weil wir einen sehr feuchten Winter hatten. Im Frühjahr, in der Wachstumsphase, ist es für das Obst am besten, wenn genug Wasser vorhanden ist. Nun hoffen wir, dass der Sommer nicht sehr trocken wird«, sagte Kost. Bis jetzt könne ein normaler Befall von Mehltau beobachtet werden, der manuell herausgeschnitten werde. Mit Wellant, einem fruchtbetonten und süßen Apfel, und Santana mit leicht süßlichem Aroma gibt es zwei neue Apfelsorten in der Anlage. Diese würden verstärkt von Züchtern angeboten.
Von Georgia Lori