Bad Vilbel. In Zusammenhang mit dem Verkauf von mehr als 50 Hektar des Quellenpark-Geländes an die Henninger Quartiergesellschaften (siehe Artikel auf dieser Seite) blickt Stadtrat Klaus Minkel auf die Vorgeschichte zurück und bezeichnet das Baugebiet Quellenpark als das bisherige Sorgenkind der Stadt.
Als Weihnachten 1998 die Quellenstadt die ersten Grundstücke gekauft habe, habe sich der Regierungswechsel im Bund von der CDU-FDP-Koalition zur ersten Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) „wie Raureif über das Land“ gelegt, kommentiert Minkel. Zahlreiche Grundstücksinteressenten, die vorgemerkt waren, seien abgesprungen, „so dass die Stadt viel länger und intensiver in die damals teure Vorfinanzierung hinein musste als geplant“. Das Projekt sei seinerzeit für die Stadt mit Kosten von 140 bis 150 Millionen Euro kalkuliert worden.
Raus aus den Risiken
Der aktuelle Verkauf gestattet es nun der Stadt, sich von ihren Kämmereischulden in Höhe von 48 Millionen Euro vollständig zu befreien, wovon derzeit aber nur 20 Millionen Euro fällig sind. Somit ist die Stadt aus den beträchtlichen Risiken heraus, die sie mit der Vorfinanzierung eingegangen war. Genau dies sei eines der wesentlichen Ziele gewesen, die sich Stadtrat Klaus Minkel bereits 2009 für das Erreichen seines Ruhestandes gesetzt habe.
Nach seiner Ansicht kommt der nunmehrige Verkauf der Quellenpark-Grundstücke zum richtigen Zeitpunkt. Die Stadt Frankfurt tue sich mit der Baulandausweisung sehr schwer und da eine große Baulandverknappung bestehe, wirke sich das auch beim Preis aus.
Strategisch besser
Der Verkauf verbessere die strategische Lage der Stadt, da in früheren Jahren die Stadt aus finanziellen Gründen bei der Gewerbeansiedlung nicht sehr wählerisch sein konnte, argumentiert Minkel.
Rückwirkend könne man froh sein, dass sich Projekte wie die Ansiedlung der Brauerei Radeberger oder des chinesisches Großhandelszentrums zerschlagen hätten. Seit den Baulandverkäufen der letzten zwei Jahre sei die finanzielle Position der Stadt derart gesichert, dass keinerlei Verkaufsdruck mehr bestehe. Die Stadt könne daher „in größter Ruhe die Entwicklung abwarten und auf qualitätsvolle Ansiedlungen achten, die unsere Stadt voranbringen“. Dagegen können auf die Ansiedlungsangebote von „Amazon, Logistik, Großschlachtereien oder beschäftigungsarme Internetknoten“ verzichtet werden.
Jahrzehnte der Arbeit stecken im Quellenpark, so Stadtrat Minkel. Er erinnert: Erhebliche politische Widerstände mussten beim Bau der B 3 und der Nordumgehung überwunden werden, ohne die der gesamte Verkehr aus Norden, Osten und Westen sich den Schöllberg hätte hinaufquälen müssen. Auch wären Dortelweil-West und der Quellenpark nicht möglich gewesen. Bad Vilbel hätte keine Entwicklung haben können. Nun könne die Quellenstadt ihre führende Position im Wohnungsbau der letzten 20 Jahre noch lange verteidigen.
Eine lustige Pointe sei, so Minkel, dass SPD und Grüne, „die bei der Baulandausweisung Jahrzehnte auf dem Schlauch standen, sich nun als Erntehelfer vordrängeln und sich mit Vorschlägen zum Wohnungsbau überschlagen. Wo sollte denn die Stadt bauen, wenn SPD und Grüne sich durchgesetzt hätten?“ Dagegen habe sich nun sein Durchhaltevermögen gegen alle Widerstände ausgezahlt, endet Stadtrat Minkel seine Pressemitteilung. (zlp)