Karben. Zufrieden blickt Gisela Cost um sich. Für die Veranstaltung „Warum gibt es in Petterweil ein Schloss?“ hatte sie einen Raum in der katholischen St. Bardo-Kirche reserviert. Das Zimmer ist voll besetzt. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt die Vorsitzende der Petterweiler Landfrauen zu ihren beiden Vorstands-Kolleginnen Toni Müller und Hiltrud Becker.
Mehrere Dutzend Petterweiler kamen in die Kirche, um sich von Michael Frahse über das Schloss und die damit eng verbundene Historie ihres Ortes informieren zu lassen. Das ehemalige Schloss Petterweil ist ein dreiseitig umbauter Hof am nördlichen Rand Petterweils. „Die Anlage geht vermutlich auf das Geschlecht der Falkensteiner zurück. Nachdem sie 1390 das Dorf vom Kloster Fulda erworben hatten, errichteten sie hier einen Herrschaftssitz“, berichtet Frahse, der das ehemalige Schloss bewohnt. Dabei hatten die Falkensteiner vor allem Interesse am angrenzenden Rodheim, welches aber die Herren von Hanau früher kauften. Um den territorialen Verlust auszugleichen, siedelten sich die Falkensteiner in Petterweil an.
Davon zeugt heute eine gleichnamige Straße im Ort. „Petterweil muss im 14. und 15. Jahrhundert als eine Stadt vor den Toren Frankfurts gesehen werden. Die große Handelsstraße führte von Butzbach durch Petterweil nach Frankfurt. Heute heißt dieser Weg „Alte Heerstraße“, verriet Frahse. Und auch die Schlossstraße, eine der längsten Straßen Petterweils, weckte bei so manchem Einheimischen das Interesse, mehr über die alte Festung zu erfahren.
Bei seinem Vortrag legte der Referent Wert darauf, die Begriffe „Schloss“ und „Burg“ nahezu gleichbedeutend zu verwenden. Während die Burg aber im Zusammenhang mit der Dorfbefestigung zu sehen sei, stelle das Schloss vor allem ein Repräsentations-Objekt dar. Die gesamte Hofanlage verdeutlicht trotz der Gebäudeerneuerungen immer noch einen im Kern spätmittelalterlichen Adelssitz, erläuterte der Referent. (sdr)