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Vollgas geben und sparen

Pfarrteam und Mitglieder des Gemeindevorstands treffen sich zum Gruppenbild. Pfarrer Michael Neugber (3. von links) ist für die evangelische Kirchengemeinde Petterweil erschienen. Petterweil wird sich ab 2024 der Gesamtkirchengemeinde Karben anschließen. Foto: Schenk
Pfarrteam und Mitglieder des Gemeindevorstands treffen sich zum Gruppenbild. Pfarrer Michael Neugber (3. von links) ist für die evangelische Kirchengemeinde Petterweil erschienen. Petterweil wird sich ab 2024 der Gesamtkirchengemeinde Karben anschließen. Foto: Schenk

Karben. Zusammenwachsen und zusammen wachsen – das kleine Wortspiel beschreibt nicht nur die Ziele der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Karben, sondern auch deren Ist-Zustand. Das erste Präsenztreffen des Kirchenvorstands und der fünf Ortsgemeindeausschüsse mit den Gemeindegliedern als Gemeindeversammlung kürzlich symbolisierte das Streben nach Gemeinsamkeiten. Eine klare Linie für die Zukunft zeigte es nur bedingt auf.
Als sich die Gesamtkirchengemeinde zum 1. Januar 2020 bildete, veränderte kurz darauf die Pandemie für das neue Konstrukt alles. Gehversuche konnten lange Zeit entweder gar nicht oder »nur« in digitaler Form angeboten werden. In Petterweil entschloss sich die evangelische Kirchengemeinde damals gegen einen Zusammengehen mit den anderen Gemeinden. Derweil nahm das Tempo, das die Landeskirche (EKHN) in Sachen Sparkurs vorgab, weil der Mitgliederschwund schneller voranschreitet, Fahrt auf. Dieser Sparkurs drängt die Karbener Gemeinde zu Umstrukturierungen und Einsparmaßnahmen.
Lockerer Start
für schwierige Themen

Schwierige Zeiten erfordern manchmal eine gewisse Lockerheit – unter diesem Motto schien die Versammlung im evangelischen Gemeindehaus in Klein-Karben zunächst zu stehen. Nach dem Abendgottesdienst und einer Portion Pellkartoffeln mit Quark stand für die Anwesenden ein Quiz auf dem Programm. Pfarrteam und Kirchenvorstand stellten Schätzfragen aus verschiedenen Bereichen der Gesamtkirchengemeinde. Die richtigen Antworten riefen sowohl positive als auch negative Reaktionen hervor. Von allem war etwas dabei.
»Unsere Gesamtkirchengemeinde hat zurzeit 27 Angestellte und 350 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in sechs Stadtteilen«, sagt Vorstandsvorsitzende Ina Lauster-Ulrich. Die Zahl der Gemeindemitglieder sei im Jahresvergleich von 5500 auf 5300, also um vier Prozent, gesunken.
Das Wort »Kirchenaustritt« wird offiziell nicht so gern in den Mund genommen. Dennoch spiegelt sich diese Tendenz in der vorliegenden Zahl wider. In den Finanzen zeigt sich ein recht hoher Energieverbrauch durch die fünf Pfarrkirchen: 24 000 Euro schlagen dafür jährlich zu Buche. Neben den fünf Kirchen müssen vier Gemeindehäuser, vier Pfarrhäuser und eine Kindertagesstätte unterhalten werden. Das Haushaltsvolumen wird vom Kirchenvorstand auf rund 678 000 Euro beziffert.
Volker Fuchs ist Mitglied im geschäftsführenden Ausschuss der Gesamtkirchengemeinde. In dieser Position weiß der Groß-Karbener genau, wo und wie die Sparschraube angezogen werden muss. Wie alle anderen Vorstandsmitglieder kennt auch er die Vorgaben der Landeskirche. »Nach deren Willen sollen bis 2023 überall sogenannte Nachbarschaftsräume entstehen«, erläuterte er.
Gemeint ist damit ein Zentralisierungsprozess auf dem Gebiet der EKHN. Verwaltungsaufgaben sollen verschlankt und Gemeindebüros entlastet werden. Für Karben bedeutet das wahrscheinlich den Wegfall einiger kirchlicher Gebäude.
Bei diesem Thema verwandelte sich die bis dahin eher lockere Gemeindeversammlung in eine emotionale Diskussion. Timo Kreuder forderte beispielsweise zum Umdenken auf. Die Gemeinde müsse einen anderen Weg einschlagen und dürfe sich nicht »wie ein Opferlamm zur Schlachtbank führen lassen«. Andere Wortmeldungen stellten den christlichen Glauben in den Mittelpunkt. »Wir dürfen unseren Glauben nicht an Gebäude hängen«, war ein Argument in diesem Kontext. Jeder und jede müsse sich in dieser Situation fragen, was das Beste sei.
Geburtstagsparty
Für die kommende Advents- und Weihnachtszeit kennt Pfarrer Simba Burgdorf ein Konzept: Vollgas geben. »Wir wollen alles machen, was geht. Nur so können wir sehen, wo die Menschen wirklich hingehen.« Unkonventionelle Angebote gehören auch dazu. Am 23. Dezember gibt es in der Klein-Karbener Kirche eine Geburtstagsparty für Jesus mit »Reinfeiern«. An Heiligabend lädt das Pfarrerehepaar Nadia und Simba Burgdorf zu einem Gottesdienst auf den Rewe-Parkplatz nach Klein-Karben ein.
Näheres ist der Homepage www.gesamtkirchengemeinde-karben.ekhn.de zu entnehmen.
Von Jürgen Schenk