Bad Vilbel/Karben. Kurz nach 17 Uhr am Bahnhof Frankfurt-West. Gefühlt warten hier mehr Menschen als sonst. Nach Kronberg fahren S-Bahnen ab, nach Bad Homburg, Bad Soden. Keine nach Friedberg. Über das Warum bleiben die Fahrgäste uninformiert. Ein Baustellenfahrplan hängt nicht aus, anders als in Karben und Bad Vilbel.
Dabei ist auf der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt und Gießen in den sechs Sommerferienwochen alles anders als sonst. Zwischen Frankfurter Berg und Bad Vilbel sowie zwischen Bad Nauheim und Butzbach werden Gleise erneuert. Je nur eines ist frei. Die Fahrpläne wurden daher ausgedünnt, diverse Züge über Hanau umgeleitet. Und die S 6 fährt zu völlig anderen Zeiten und nur alle 30 Minuten, die „Kurzpendel“ bis Groß-Karben fallen komplett aus.
Das teilt die Bahn zumindest in Frankfurt-West aber niemandem mit. „Gut, das zu wissen“, sagt die Sprecherin des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, Petra Eckweiler. „Das werde ich sofort bei der Bahn melden.“ Fahrgäste müssten ordentlich informiert werden. „Solche Hinweise sind wichtig, das sollten uns die Fahrgäste bitte immer sofort melden.“ Nach 20 Minuten ist der Bahnsteig in Frankfurt-West gerammelt voll. Monika Braun aus Bad Vilbel sitzt entnervt auf dem Gepäckträger ihres Fahrrads. „Morgen fahre ich mit dem Auto“, sagt sie. Etwas zurückhaltender fällt dagegen die Einschätzung von Jürgen Lerch vom Fahrgastverband Pro Bahn & Bus aus. „Mit fünf oder zehn Minuten Verspätung bei diesen enormen Bauarbeiten muss man wohl leben.“ Dass die Bahn auf der hochfrequentierten Strecke jedoch gleich an zwei Stellen baut, versteht er nicht. „Da wird die Region ganz schön stark gebeutelt.“
Betroffen sind nicht nur Bahnreisende, sondern auch Anwohner. „Man bekommt kaum noch Schlaf“, berichtet Peter Stegerwald. Er wohnt in der Bad Vilbeler Elisabethenstraße, 200 Meter von den Bauarbeiten entfernt. Das ständige, laute Hupen der Typhone nervt ihn sehr. „Nachts kann man gerade einmal vier Stunden lang die Augen zu machen.“ Durchs ganze Tal und bis auf den Heilsberg schalle der Lärm der Signalhörner.
Bahnsprecher Thomas Bischoff bittet um Verständnis. „Hier geht es um Menschenleben.“ Weil auf dem zweiten Gleis der Verkehr direkt an der Baustelle vorbeirolle, müssten die Bauarbeiter gewarnt werden. „Und die Geräuschkulisse der Bauarbeiten müssen vom Signalhorn übertönt werden.“ Nur zwischen 1.30 und 4.30 Uhr ist die Strecke voll gesperrt. Allein die halbseitige Sperrung sorgt allerdings für teils überfüllte Züge. Die S 6 hat inzwischen Frankfurt-West verlassen. Es ist gerammelt voll und heiß, das schafft die Klimaanlage nicht. Besser wird’s erst in Bad Vilbel als sich die Bahn schlagartig leert.
Dass viele Züge recht voll sind und auch nicht ganz pünktlich, berichten viele Pendler. Aber Gerrit Rippen (Nidderau) berichtet, dass der Anschluss in Bad Vilbel zwischen Niddertalbahn aus Nidderau und der S 6 „ganz gut greift“. Alexander Greife, sonst Lieschen-Nutzer, fährt derzeit ab Groß-Karben mit der S 6. „Die hat manchmal ein bisschen Verspätung, aber das hält sich in Grenzen.“
So fällt auch das Urteil von Jürgen Lerch vom Fahrgastverband wohlmeinend aus. „Das läuft eigentlich ganz gut.“ Daniel (16), der in Groß-Karben aussteigt, rollt dagegen die Augen. „Letztlich bin ich ,nur‘ 30 Minuten später als gewohnt angekommen.“ (jkö/den)
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